Crazy by Benjamin Lebert

Crazy by Benjamin Lebert

Autor:Benjamin Lebert
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783462320350
Herausgeber: Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG


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8

»Ihr wollt abhauen?«, fragt Janosch begeistert, als ich ihn aus unserem Zimmer herausziehe. Ich habe gerade mal die wichtigsten Sachen in meinen blauen Rucksack gepackt. Wasser. Ein paar Schokoriegel. Eine Lektüre. Man weiß ja nie. Vielleicht komme ich mal zum Lesen. Kann ja sein. Janosch grinst. In seinen Augen glänzt die Abenteuerlust. Er ist ziemlich aufgeregt, glaube ich.

Florian sagt, das alles sei für Janosch das Größte. Er wollte schon immer mal abhauen, meint er. Alleine habe er es sich nur nie getraut. Jetzt hat er eine ganze Meute hinter sich. Da müsste er mitmachen. Dazu sei er zu crazy, meint Florian. Florian, den alle nur Mädchen nennen, ist auch dabei. Es sei hier sowieso alles zu langweilig, sagt er. Er hat extra den dünnen Felix angeschleift. Der war am Anfang überhaupt nicht begeistert. Das sei alles zu gefährlich, hat er gemeint.

Aber nun ist er auch dabei. Es muss ja so sein. Die ganze Sache ist zu aufregend, als dass man sie sausen lassen könnte. Das gilt wohl auch für den dicken Felix. Er hat sich am Nachmittag für ein paar Stunden hingelegt. Der weiß noch nichts von seinem Glück. Janosch will ihn wecken. Wir halten das für keine so gute Idee.

»Du bist zu grob!«, sagt der dünne Felix.

»Ich zu grob?«, fragt Janosch. »Also hör mal! Kugli liebt mich doch! Von der Idee, mit mir illegal nach München zu fahren, ist er bestimmt ganz begeistert. Ich kenne ihn.« Janosch geht in Kuglis Zimmer. Es dauert nicht einmal zwei Minuten. Dann kommt er mit dem dicken Felix im Schlepptau wieder heraus.

Felix wirkt verschlafen. Seine Augen sind ganz klein. Das Haar hängt ihm wirr ins Gesicht. Es sieht komisch aus. Alle lachen. Auf seinen Wangen befindet sich noch der Bettabdruck. Wild reißt er die Arme in die Höhe.

»Ihr seid wahnsinnig!«, sagt er.

»Natürlich sind wir wahnsinnig«, antwortet Janosch. »Darum brauchen wir ja einen, der nicht wahnsinnig ist. Und da unser Erzieher Landorf wohl nicht mitfahren wird, sind wir sofort auf dich gekommen!«

»Ihr habt recht«, antwortet Felix. »Aber gerade, weil ich nicht wahnsinnig bin, komme ich nicht mit.«

»Das dachten wir schon«, antwortet Janosch. »Aber wir brauchen dich! Du musst mitkommen! Du bist unsere Brandung im Fels!«

»Eure Brandung im Fels?«, wiederholt Felix.

»Ja. Unser großes Zuckerstück«, erklärt Janosch.

»Warum sollte ausgerechnet ich euer großes Zuckerstück sein?«, will der dicke Felix wissen.

»Weil Malen nicht mitkommt«, antwortet Janosch. »Deswegen bist du unser großes Zuckerstück. Aber ich glaube, dass du deiner Rolle gerecht wirst. Schließlich hast du mindestens genauso große Brüste.« Janosch legt seinen Arm um den dicken Felix.

»Darf ich denn einen Rucksack mit Süßigkeiten mitnehmen?«, fragt er. »Ich brauche sie eben. Ich kann auch nichts dafür.«

»Nimm mit, was du willst«, erklärt Janosch. »Aber bitte keinen Schweinebraten oder so. Beeile dich!«

»Da bringst du mich aber auf eine tolle Idee«, wirft Kugli ein. »In München soll es doch Schweinebraten in Hülle und Fülle geben. Meint ihr, ich werde dort einen bekommen?«

»Wenn ja – kommst du dann mit?«

»Darauf kannst du Gift nehmen«, erklärt Felix.

»Dass du immer nur mitkommst, wenn es was zu fressen gibt«, entgegnet Janosch gereizt.



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