Das Lied von Eis und Feuer Teil 1 by George R. R. Martin

Das Lied von Eis und Feuer Teil 1 by George R. R. Martin

Autor:George R. R. Martin
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Fantasy
veröffentlicht: 2012-01-22T13:43:51+00:00


EDDARD

Er träumte einen alten Traum von drei Rittern in weißen Umhängen und einem lang schon eingestürzten Turm, und Lyanna in ihrem Bett von Blut.

In diesem Traum ritten seine Freunde mit ihm, wie sie es zu Lebzeiten getan hatten. Der stolze Martyn Cassel, Jorys Vater; der treue Theo Wull; Ethan Glover, der Brandons Schildknappe gewesen war; Ser Mark Ryswell, von weicher Stimme und sanftem Herzen; der Pfahlbaumann Howland Reed; Lord Dustin auf seinem großen, roten Hengst. Ned hatte ihre Gesichter so gut gekannt, wie er einst sein eigenes gekannt hatte, doch die Jahre saugen das Blut aus den Erinnerungen eines Mannes, selbst aus solchen, die er geschworen hat, niemals zu vergessen. Im Traum waren sie nur Schatten, graue Geister auf Pferden, die aus bloßem Dunst bestanden.

Sie waren zu siebt und standen dreien gegenüber. Im Traum, ganz wie es im Leben gewesen war. Doch waren diese keine gewöhnlichen drei. Sie warteten vor dem runden Turm, die roten Berge von Dorne im Rücken, die weißen Umhänge flatterten im Wind. Und diese waren keine Schatten, ihre Gesichter strahlten hell, selbst jetzt noch. Ser Arthur Dayne, das Schwert des Morgens, trug ein trauriges Lächeln auf den Lippen. Das Heft des Großschwertes Dawn ragte über seiner rechten Schulter auf. Ser Oswell Whent kniete am Boden, schärfte seine Klinge mit einem Wetzstein. Über seinem weiß emaillierten Helm breitete die schwarze Fledermaus seiner Familie die Flügel aus. Zwischen ihnen stand der grimmige alte Ser Gerold Hightower, der Weiße Bulle, Kommandant der Königsgarde.

»Ich habe Euch am Trident gesucht«, sagte Ned zu ihnen.

»Wir waren nicht dort«, antwortete Ser Oswell.

»Wehe dem Usurpator, wenn wir es gewesen wären«, sagte Ser Oswell.

»Als King's Landing fiel, hat Ser Jaime Euren König mit einem goldenen Schwert erschlagen, und ich habe mich gefragt, wo Ihr wart.«

»Weit fort«, sagte Ser Gerold, »sonst würde Aerys noch auf dem Eisernen Thron sitzen und Euer falscher Bruder in den sieben Höllen brennen.«

»Ich kam von Storm's End herab, um die Belagerung aufzuheben«, erklärte Ned ihnen, »und die Lords Tyrell und Redwyne neigten ihre Banner zum Gruße, und all ihre Ritter fielen auf die Knie, um uns Treue zu schwören. Ich war mir sicher, Ihr würdet unter Ihnen sein.«

»Unsere Knie beugen sich nicht so leicht«, sagte Ser Arthur Dayne.

»Ser Willem Darry ist nach Dragonstone geflohen, mit Eurer Königin und Prinz Viserys. Ich dachte, Ihr wäret vielleicht mit ihnen gesegelt.«

»Ser Willem ist ein guter und wahrer Mann«, sagte Ser Oswell.

»Doch nicht von der Königsgarde«, hob Ser Gerald hervor. »Die Königsgarde flieht nicht.«

»Damals wie heute«, sagte Ser Arthur. Er setzte seinen Helm auf.

»Wir haben einen Eid abgelegt«, erklärte der alte Ser Gerold.

Neds Geister traten neben ihn, mit Schattenschwertern in Händen. Sie waren sieben gegen drei.

»Und hier beginnt es«, sagte Ser Arthur Dayne, das Schwert des Morgens. Er zog Dawn aus der Scheide und hielt es mit beiden Händen. Die Klinge war fahl wie Milchglas, wie lebendig im Licht.

»Nein«, sagte Ned mit Trauer in der Stimme. »Hier endet es.« Als sie in einem Rausch von Stahl und Schatten aufeinanderstießen, hörte er Lyanna schreien. »Eddard!« rief sie.



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