Feuertaufe Politthriller by Markus Stromiedel

Feuertaufe  Politthriller by Markus Stromiedel

Autor:Markus Stromiedel [Stromiedel, Markus]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426400678
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2015-10-25T16:00:00+00:00


37

Volker Haussner betrachtete gerade einen winzigen Stofffetzen unter dem Mikroskop, als Selig das Labor betrat. Er sah auf, grüßte kurz und blickte wieder durch das Okular.

Stumm setzte sich Selig an den Labortisch und sah Haussner bei der Arbeit zu. Nur das Prasseln des Regens, der vor einer halben Stunde eingesetzt hatte und der am Fenster herabfloss, war zu hören. Nach einer Weile unterbrach Haussner seine Untersuchung und blickte auf. »Irre ich mich, oder konntest du mal sprechen?«

Selig musste grinsen. Er wies auf das Mikroskop »Was siehst du dir da an?«

Haussner schaltete den Monitor ein, der neben dem Mikroskop stand. Der Schirm flackerte kurz, dann war ein grobes Geflecht aus Fäden zu sehen. »Das ist aus dem abgebrannten Haus. Ein Stück Stoff, wahrscheinlich von einer Jacke oder einem Shirt.« Er seufzte und wies auf eine Reihe von kleineren Plastikkästen, in denen auf Pergament die unterschiedlichsten Gegenstände lagen, die meisten schwarz und von der Hitze verbogen. »Wir haben mehr als neunhundert Spuren aus der Brandruine gesichert. Bis jetzt ist nichts dabei, das uns weiterhilft. Kaffee?« Er stand auf und ging zu seiner kleinen, wenig vertrauenerweckenden Kaffeemaschine.

Selig lehnte dankend ab.

Haussner schenkte sich einen Becher ein, sah Selig dabei prüfend an. »Gibt es noch einen anderen Grund, aus dem du hier bist, außer dass du anregende Gespräche über meine Arbeit führen möchtest?«

»Was habt ihr über den toten Chirurgen rausbekommen?«

»Du müsstest den Bericht längst haben.« Haussner nahm eine Dose mit Zucker aus dem Schrank und schaufelte sich einige Löffel in seinen Becher. »Er ist an einer Überdosis Koffein gestorben. Jemand hat sie ihm injiziert, in den Oberschenkel durch den Stoff seiner Hose hindurch. Wäre nicht aufgefallen, wenn wir nicht danach gesucht hätten. Ansonsten keine Gewaltanwendung, keine Zeugen, keine Spuren.«

Selig nickte. »Und sonst?«

»Was sonst?«

»Gibt es sonst noch was Neues?«

Haussner kam mit seinem Kaffeebecher zurück zum Labortisch. »Wenn ich was Wichtiges entdeckt hätte, dann wüsstest du es, und das weißt du, und du weißt, dass ich das weiß.« Er setzte sich, sah Selig forschend an. »Also: Warum bist du wirklich hier?«

Selig zögerte.

»Ist es wegen deines Sohnes? Hat er dir gesagt, woher er die Waffe hat?«

Selig schüttelte den Kopf. »Noch nicht, nein.« Er stand auf, ging zum Fenster.

Haussner lehnte sich zurück, trank einen Schluck und wartete geduldig, bis Selig sprach.

Selig begann zögernd, berichtete schließlich ausführlich von der Tätowierung, vom Erschrecken des Jungen, von ihrer vergeblichen Suche nach Hartmut Löbe.

Haussner hörte stumm zu, ohne ihn zu unterbrechen.

»Wenn ich dich richtig verstanden habe«, sagte Haussner schließlich, »war deine Kollegin die Einzige, die wusste, dass der Junge die Tätowierung erkannt hatte?«

Selig nickte.

»Hast du sie in Verdacht?«

Selig schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht Maria.«

»Aber wie sonst hat der Attentäter davon erfahren?«

»Keine Ahnung.« Selig zuckte hilflos mit den Schultern. »Vielleicht war es nur ein Zufall, und alles hat gar nichts miteinander zu tun …«

»Wenn du das glauben würdest, wärst du nicht hier.«

Haussners altes Telefon, das auf dem Labortisch stand, klingelte. Er hob ab und meldete sich, dann streckte er den Hörer Selig entgegen. »Für dich.«

Erstaunt nahm Selig den Hörer.

Maria war am Apparat. »Was machen Sie im LKA? Wir warten hier auf Sie!«

Selig war verblüfft.



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