Feuersee. Die Vergessenen Reiche. Fantasy- Roman. by Weis Margaret & Hickman Tracy

Feuersee. Die Vergessenen Reiche. Fantasy- Roman. by Weis Margaret & Hickman Tracy

Autor:Weis, Margaret & Hickman, Tracy [Weis, Margaret & Hickman, Tracy]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783404202485
Amazon: 3404202481
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 1991-01-01T23:00:00+00:00


Nekropolis, Abarrach

»Dann, Kanzler, habt Ihr ihn also verloren«, sagte der Herrscher und nippte träge an dem hochprozentigen, feurigen, glutroten Stalagma, Seiner Majestät liebstem Verdauungstrunk nach dem Essen.

»Es tut mir leid, Sire, aber daß es fünf Gefangene sein würden, konnte ich nicht ahnen. Ich rechnete nur mit dem Prinzen, um den ich mich persönlich kümmern wollte. Aufgrund der veränderten Lage war ich gezwungen, die Toten als Bewacher heranzuziehen. Es ging nicht anders.«

Der Kanzler war nicht besorgt. Der Herrscher war ein strenger, aber auch ein gerechter Mann und würde seinen Minister nicht für die Unzulänglichkeiten der Wiedergänger verantwortlich machen. Die Sartan von Abarrach hatten seit langem gelernt, die Grenzen der Fähigkeiten ihrer Toten zu akzeptieren.

Die Lebenden tolerierten die Wiedergänger und begegneten ihnen mit Geduld und Langmut, nicht viel anders als liebevolle Eltern sich mit den Fehlern ihrer Kinder abfinden.

»Auch ein Gläschen, Pons?« fragte der Herrscher, winkte den toten Diener zurück und machte Anstalten, eigenhändig einen kleinen goldenen Becher zu füllen.

»Wenn ich nicht irre, hat die neue Lieferung ein besonders feines Aroma.«

»Vielen Dank, Majestät«, nickte Pons, der Stalagma verabscheute, aber nicht einmal im Traum daran gedacht hätte, den Monarchen durch eine Ablehnung zu beleidigen. »Wollt Ihr die Gefangenen gleich sehen?«

»Wozu die Eile, Pons? Es ist fast Zeit für Unser Spiel.

Das wißt Ihr doch.«

Der Kanzler würgte den bitteren Schnaps auf einen Schluck hinunter, rang einen Augenblick lang nach Atem und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.

»Die Herzogin Jera hat da etwas über die Prophezeiung gesagt, Sire.«

Die Hand des Herrschers mit dem Glas blieb in der Luft schweben. »Tatsächlich? Wann?«

»Nachdem der Fremde… Nun ja, nachdem der Fremde den Hauptmann der Garde – hm…«

»Aber Ihr sagtet eben, er hätte ihn ›getötet‹, Pons.

Die Prophezeiung spricht davon, den Toten Leben zu bringen.« Der Herrscher leerte das Glas, indem er den Schnaps mit einem Ruck kippte und sofort hinunter-schluckte, nach der Art aller erfahrenen Stalagma-Trinker. »Nicht davon, es zu beenden.«

»Die Herzogin hat eine Art, die Worte zu verdrehen, wie es gerade in ihre Pläne paßt, Sire. Bedenkt, was der Fremde selbst alles tun könnte, um die Leute dazu zu bringen, an ihn zu glauben.«

»Allerdings.« Kleitus runzelte die Stirn, dann zuckte er die Schultern. »Wir kennen seinen Aufenthaltsort und wissen, mit wem er unter einer Decke steckt.« Der Stalagma versetzte ihn in einen Zustand wohliger Ent-spannung.

»Wir könnten Truppen aussenden…«

»Und riskieren, daß die Parteigänger des alten Grafen zu den Waffen greifen? Es besteht sogar die Möglichkeit, daß sie sich mit diesen Rebellen aus Kairn Telest verbünden. Nein, Pons, wir bleiben dabei, die Angelegenheit mit Vorsicht zu behandeln. Sie liefert uns wo-möglich den Vorwand, den wir brauchen, um diesen lästigen Grafen samt seiner herzoglichen Tochter ein für allemal aus dem Weg zu schaffen. Wir nehmen an, daß Ihr die üblichen Vorkehrungen getroffen habt, Pons?«

»Aber ja, Sire. Die Sache ist in guten Händen.«



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