Feucht by Sophie Andresky

Feucht by Sophie Andresky

Autor:Sophie Andresky [Andresky, Sophie]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-06-07T06:15:59+00:00


Pralle Frau im SSV

Machen wir uns nichts vor. Die Vorteile des Single-Lebens sind: Man kann sich ungeniert in der Nase bohren, im BH Ravioli aus der Dose essen oder mit offenem Mund fernsehen. Der Nachteil ist: Man tut es dann auch in Gesellschaft. Als Rose sich dabei ertappte, wie sie auf einer Party den gläsernen Bowlenspicker als Zahnstocher benutzte und ihr Taschentuch unter die Bluse in den Bund der Nylonstrumpfhose schob, während ihre Gastgeberin sie fassungslos mit eingefrorenem Lächeln anstarrte, wusste sie, es war wieder Zeit für einen Mann. An sich wäre das ja kein Problem gewesen, denn Rose war eine Frau mit dem Charme einer Galionsfigur, direkt und brachial. Ihr Gang war majestätisch, und hätte sie einmal einen Urlaub in Afrika verbracht, wären ganze Stämme samt den Häuptlingen vor ihrem Hintern auf die Knie gefallen und hätten einen neuen Kult gegründet. Das Problem war nur die Zeit.

Rose war eine viel beschäftigte Frau, die für Zeitungen und manchmal auch fürs Fernsehen arbeitete. Die arbeitslosen Männer, die den ganzen Tag auf der Suche nach Frauen ihre Runden in den Supermärkten drehten, ungefragt Kommentare über die Haltbarkeit von Pomelos und den Zuckergehalt von Cornflakes abgaben und die einmal angesprochenen Frauen dann beharrlich mit dem Einkaufswagen bis zum Regal mit der Monatshygiene verfolgten, um da zum großen Finale anzuheben, diese Männer kamen also schon einmal nicht in Frage. Das Gleiche galt für die Frührentner, die sich von den Arbeitslosen nur dadurch unterschieden, dass sie langweiliger angezogen, weniger muskelgestählt und besser rasiert waren. Die Frührentner waren Perserkater, pflegeaufwendig, verwöhnt, überheblich, von der Kastration mal ganz zu schweigen, und Rose suchte einen Tiger. Einen erfahrenen, dschungelerprobten, starken, unabhängigen Tiger, am liebsten mit eigenem Territorium und ohne Rudel, einen geschiedenen Manager vielleicht, einen verwitweten Nur-Reichen oder jemanden aus der Werbebranche, die waren witzig und hatten große Freundeskreise, und die Graf-Dracula-Brillen und die Gummibärchensocken konnte sie dem Erwählten ja nach und nach abgewöhnen, dazu war Rose Frau genug. Nicht eine einzige Bärchensocke hatte jemals eine Beziehung mit ihr überlebt.

Rose zupfte sich den BH zurecht, in dem sie vorm Fernseher saß und aus einer Fertigpackimg Lasagne mit dem Plastiklöffel aß, zappte sich im Sekundentakt durch sämtliche Kanäle und sah so ein gutes Dutzend Spielfilme und einige Nachrichtensendungen gleichzeitig - als Dias. Sie überlegte. Und nach vier oder fünf Dutzend weiteren Dias und einem kalten Weizenbier beschloss Rose, eine Doppelstrategie zu verwenden, um in kürzester Zeit einen Mann zu finden, der intelligenter Anreger, erprobter Ego-Heber, großzügiger Sponsor und geschickter Orgasmusförderer in einem wäre. Sie würde ihre Arbeit etwas einschränken, sich dafür mehr um ihr Äußeres kümmern, vielleicht ein paar Pfund abnehmen und neue Kleidung kaufen und sich gleichzeitig nach einem geeigneten Kandidaten umsehen. Rose war eine Systematikerin und entwarf gleich einen Schlachtplan, inklusive Marktanalyse und Machbarkeitsstudie.

Der Mann, den sie suchte, war etwa vierzig und ungebunden. Er bekleidete eine gehobene Position und war darin erfolgreich, sehr erfolgreich, korrigierte sie sich, er hatte Geschmack und Niveau und war ausgehungert nach ausladenden weiblichen Formen und sanften Händen. Und die sollte er bekommen. Ob es dann etwas Festes werden würde, nun, mal sehen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.