Feist Raymond - Schlangenkrieg-Saga 06 by Der Zorn des Daemonen

Feist Raymond - Schlangenkrieg-Saga 06 by Der Zorn des Daemonen

Autor:Der Zorn des Daemonen [Daemonen, Der Zorn des]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-04-21T17:49:33+00:00


Neun

Ravensburg

Erik strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Kitty flog ihm in die Arme, ließ ihm kaum Zeit, abzusteigen. »Ich hatte solche Angst, ich würde dich niemals wiedersehen«, sagte sie.

Er küßte sie und drückte sie fest an sich. »Ich auch.« Im Hof des Gasthauses Zur Spießente wimmelte es von Soldaten, durch die sich Nathan und Freida zu ihm drängten. Freida nahm ihren Sohn in die Arme, dann schüttelte ihm Nathan die Hand. »Herzlichen Glückwunsch!« grinste der Schmied. »Hauptmann ist er geworden, und dazu noch verheiratet.«

»Warum hast du uns denn keine Nachricht zukommen lassen?« wollte Freida wissen. »Als das arme Mädchen hier eintraf, habe ich es zuerst für verrückt gehalten. Verheiratet mit meinem Jungen.« Sie warf Kitty einen zweifelnden Blick zu. »Doch mit der Zeit hat sie mir genug erzählt, um mich zu überzeugen, daß sie dich ganz gut kennt.« Dann grinste sie.

Erik errötete. »Nun, die Dinge haben sich überschlagen, und wir mußten uns sofort entscheiden.«

»Das hat sie mir auch erzählt«, meinte Freida.

»Nun kommt doch rein«, forderte Nathan sie auf. »Erik, nimm erst mal ein Bad und iß was.« »Bestimmt«, gab Erik zurück, »doch zuerst muß ich dafür sorgen, daß die Leute die Stadt verlassen. Ihr werdet alle spätestens übermorgen früh aufbrechen müssen.«

»Die Stadt verlassen?« fragte Nathan. Erik nickte. »Der Feind ist kaum fünf Tage hinter uns, vielleicht sogar nur noch drei, und einige seiner Kavallerieeinheiten sind womöglich noch näher. Wir werden die Stadt verteidigen, solange wir können, nachdem ihr aufgebrochen seid.«

»Und dann?« wollte Nathan weiter wissen. Erik senkte den Blick, schämte sich fast ob der Antwort, die er geben mußte. »Wir werden die Stadt bis auf die Grundmauern niederbrennen.«

Nathan erbleichte. »Wißt ihr genau, was ihr da tut?« »Ja«, antwortete Erik. »Wir haben auch schon Wilhelmsburg, Wolfsburg und ein halbes Dutzend anderer Städte niedergebrannt.«

Nathan fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. »Ich hatte nicht geglaubt, so etwas noch einmal erleben zu müssen.« Erik erinnerte sich daran, was Nathan vor langen Jahren bei der Plünderung der Fernen Küste durchgemacht hatte. »Leider muß ich dir sagen, daß es unbedingt notwendig ist.«

Eine ausgesprochen erschöpft wirkende Gestalt in grauer Robe, die auf ihrem Pferd keine gute Figur machte, kam in den Hof geritten und hielt neben Erik. Robert d’Lyes stieg ab, wobei ihn seine zitternden Beine kaum mehr tragen wollten. O-beinig trat er zu Erik. »Kann man sich daran jemals gewöhnen?«

Erik grinste. »Mutter, Nathan, dies ist Robert. Er lernt gerade reiten.« Nathan zuckte vor Mitleid zusammen. »Kommt herein. Ich werde einen guten Wein auftischen, um Euer Leid zu lindern.« Er gab Günther, seinem Lehrling, ein Zeichen, er solle dem Magier das Pferd abnehmen. Der Junge rannte herbei, lächelte Erik an und blickte fragend auf das Tier des früheren Schmieds.

»Ich brauche mein Pferd noch eine Weile«, sagte Erik. »Ich komme später wieder, dann kannst du dich um die Stute kümmern.« Zu Nathan sagte er: »Die Männer werden hier und in den anderen Gasthäusern der Stadt Quartier machen, auch in der Halle der Winzer und überall sonst, wo ich Platz für sie finde. Du wirst also eine Menge Pferde beschlagen und Sattelzeug reparieren müssen.



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