Feist Raymond - Schlangenkrieg-Saga 02 by Die Smaragdkoenigin

Feist Raymond - Schlangenkrieg-Saga 02 by Die Smaragdkoenigin

Autor:Die Smaragdkoenigin [Smaragdkoenigin, Die]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-04-21T17:38:47+00:00


Acht

Entdeckung

Ein Gong wurde geschlagen. Der Ton hallte von den hohen Decken aus behauenem und bemaltem Stein zurück und dröhnte durch die große Halle. Der Wächter drehte sich um. Miranda sah, wie er sie mit unbewegter Miene beobachtete. Aber er machte keine bedrohliche Geste, als sie sich ihm näherte.

Sie war den Anweisungen, die ihr der Wahrsager im Gasthaus gegeben hatte, gefolgt und nach Midkemia zurückgekehrt, von wo aus sie nach Novindus aufgebrochen war und von dort aus zur Nekropolis. Sie war über die Berge geflogen, nachdem sie die riesige Stadt verlassen hatte, die unter dem Namen Nekropolis, Stadt der toten Götter, bekannt war. Dann war sie, von ihren Fähigkeiten geleitet, trotz ihrer Erschöpfung weitergeflogen und hatte diesen magischen Ort auf den Gipfeln des Gebirges, den Pavillon der Götter, gesucht.

Endlich, nachdem sie ihre Kräfte, mit deren Hilfe sie sich mit Luft zum Atmen versorgen konnte, eingesetzt hatte, hatte sie den Ort erreicht, den sie gesucht hatte, eine prachtvolle Reihe von Hallen und Galerien auf einer Wolke, die aus Eis gemacht zu sein schien und in deren Mitte es eine einzige Öffnung gab.

Sie schwebte durch die Wolken, welche die Himmlische Stadt umgaben, und gelangte ohne Anstrengung durch die Tür. Es kribbelte, als sie den Zauber durchquerte, der die frostige Kälte draußen hielt und die Luft drinnen.

Der Mann, den sie in der großen Halle erspäht hatte, schwebte über den weiten Boden auf sie zu. Sie nahm sich einen Augenblick Zeit, um die Umgebung zu betrachten. Die hohe Decke wölbte sich über annähernd siebzig Treppenfluchten und wurde von zwölf mächtigen Steinsäulen getragen, von denen jede von auserlesener Schönheit war. Rasch suchte sie sich die aus, die sie am schönsten fand, eine aus Malachit. Die grünen Adern in dem polierten Stein konnten das Auge für Stunden fesseln. Der rosenfarbene Quarz war ebenfalls wunderschön, doch dieser grüne Stein sprach sie besonders an.

Der Boden der Halle wurde von schwachen Energielinien in Felder unterteilt. Miranda benutzte jeden Wahrnehmungstrick, den sie kannte, und entschied, daß die Felder keine Schranken oder Fallen waren, sondern eher der Unterscheidung dienten, als hätte jedes einen bestimmten Nutzen oder eine besondere Eigenart, die jedoch nur von jenen erkannt werden konnte, die eine besondere Wahrnehmungsfähigkeit für diese Energieschranken hatten. Und in jedem Feld bewegten sich Wesen, die von außen betrachtet wie Menschen aussahen, doch trugen sie allesamt die seltsamste Kleidung, die Miranda je gesehen hatte.

Das große Fenster hatte Scheiben aus Kristallglas, so klar, daß die Luft gefroren zu sein schien und die von den Schneefeldern draußen reflektierte Abendsonne die große Halle in rosafarbenes und goldenes Licht tauchte. Jene Wesen, die auf dem weiten Boden der Halle umherwandelten, warfen lange Schatten, während juwelenbesetzte, in Facetten geschliffene Kugeln ein weiches, weißes Licht verbreiteten, dessen Quelle sicherlich keine natürliche war.

Der Mann, der sich ihr näherte, glitt in majestätischer Haltung durch die Luft, als würde er von einer Vielzahl unsichtbarer Träger auf einer schweren Plattform getragen. Als Miranda vorsichtig den Fuß auf den Marmorboden der Halle setzte, folgte er ihrem Beispiel.

Einige andere in der Nähe wandten sich um, als wollten sie die Begegnung der beiden mitansehen, blieben jedoch stumm.



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