Everflame | Tränenpfad by Josephine Angelini

Everflame | Tränenpfad by Josephine Angelini

Autor:Josephine Angelini [Angelini, Josephine]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783862720101
Herausgeber: Dressler E-Books
veröffentlicht: 2015-09-29T16:00:00+00:00


9

Es kam Lily vor, als bewegte sich etwas. Sie spürte einen stetigen Luftzug auf ihrer angesengten Haut und gelegentlich einen Ruck, als wäre jemand aus dem Tritt geraten. Sie bekam schlecht Luft, und als endlich die Spinnweben wegwehten, die sie immer noch mit Lillians Gedankenwelt verbanden, erkannte sie, woher ihre Atemprobleme kamen. Jemand hatte sie über seine Schulter geworfen.

Lily öffnete die Augen und sah ein chaotisches Durcheinander aus Beinen, die verkehrt herum waren, und einem auf dem Kopf stehenden Wald, der herumwankte, als hätte sie jemand in einen Wäschetrockner gesteckt. Sie stützte sich an Rowans Rücken ab, und ihr Blick fiel auf Breakfast, der mit panischem Gesicht japsend und schnaufend durch das matte Licht eines verschneiten Morgens rannte.

Die Welt drehte sich wieder richtig herum, als Rowan Lily nach vorn schwang und ihr in die Augen schaute. »Da bist du ja«, sagte er erleichtert. Er rannte immer noch, doch plötzlich tauchte er ab, warf sich auf die Knie und presste Lily schmerzhaft an seine Brust. »Alle in Deckung«, zischte er.

Die kleine Gruppe drängte sich vor einer Felsenklippe zusammen. Die Bäume waren hier größer und die Luft sauberer, aber trotz dieser Unterschiede erkannte Lily die Klippe. Sie waren bei den Witch Caves, doch es waren nicht die Höhlen aus Lilys Welt. Es verblüffte Lily immer wieder, wie schnell ein Erinnerungsaustausch vor sich ging, auch wenn es eine Erinnerung war, die eine Ewigkeit zu dauern schien. Es war ihr vorgekommen, als hätte sie mindestens eine halbe Stunde in Lillians Erinnerungen zugebracht, aber tatsächlich waren nur Minuten vergangen.

»Psst«, zischte Rowan. Sein Blick wanderte in die Baumwipfel. Lily drückte sich eng an ihn und sah ihre Helfer an, die vor Angst und Kälte ganz bleich waren und mit weit aufgerissenen Augen am Boden kauerten. Rowans Kopf fuhr herum, und da hörte Lily es – ein heulender, bellender Laut, der durch den Wald hallte. »Wirker«, flüsterte er. »Affenwirker.«

Lily sah die Bäume wackeln. Sie hörte das Knacken dürrer Zweige und die Tierschreie verdichteten sich zu einem gierigen Chor. Sie waren umzingelt.

»Breakfast, mach Feuer«, sagte Rowan. Jetzt hatte es keinen Sinn mehr zu flüstern. »Lily, wir brauchen deine Kraft. Schaffst du das?«

»Mir geht’s gut«, log sie. »Zündet das Feuer an.«

Rowan nickte und sah zu Tristan und Una. »Zieht alle Sachen aus, die nicht zerfetzt werden sollen«, wies er sie an und streifte Jacke und Hemd ab. Zu verwirrt und zu verängstigt, um Fragen zu stellen, taten Tristan und Una, was er gesagt hatte.

Breakfast brachte Lily zu den Felsen, die am Fuß der Klippe verstreut lagen. Er drängte sie so tief zwischen die Steine, wie er sich traute, damit sie möglichst geschützt war, aber auch nicht so sehr von Granit umgeben, dass der Kontakt zu ihren Helfern abriss. Tristan, Una und Rowan bauten sich zwischen den beiden und den Wirkern auf. Breakfast schob mit der Kante seines Stiefels den Schnee weg, raffte alles zusammen, was an Zweigen und Blättern zum Vorschein kam, und stapelte es auf einen Haufen. Er fluchte, als ein Streichholz nach dem anderen in dem gefrorenen Häufchen erlosch.



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