Ernas kleines Weihnachtswunder: und andere Geschichten (German Edition) by Kirsten Rick

Ernas kleines Weihnachtswunder: und andere Geschichten (German Edition) by Kirsten Rick

Autor:Kirsten Rick
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: kurzgeschichte, Satire, Humor, Gefühle, Liebe, Romantik, frech, Geschenke, Heiligabend, Hamburg, Weihnachten, amüsant, feiertage, St. Pauli
ISBN: 9783955204297
Herausgeber: dotbooks Verlag
veröffentlicht: 2013-11-25T23:00:00+00:00


Kapitel 5

Während ich mir die Hände wasche und die Lippen nachziehe (das hat der Job aus mir gemacht: Ich schminke mich jetzt sogar in meiner Freizeit!), überlege ich: Dieser Teddy kommt mir bekannt vor. Er ähnelt den Grußbären, die ich seit Wochen auf Pakete kleistere. Hmmm…

Aus den Lautsprechern schallt Jingle Bells. Aber diesmal klingt es anders. Eine minimale Elektro-Version, richtig cool. Vielleicht mag ich den Song doch.

Und dann weiß ich es. Mitten auf einer nicht besonders gepflegten Toilette, am 24. Dezember um kurz vor Mitternacht, Lippenstift in der Hand und Alkoholika im Blut. Ich glaube, ich muss den Weihnachtsmann ganz dringend mal ohne Bart sehen.

Ich gehe zurück zu Weihnachtsmann und Grußbärchen und sage: »Das Wunder wundert sich.«

Der Weihnachtsmann nimmt den Bart und die Kapuze ab.

Ich wusste es!

Diese feine Oberlippe. Die kann er so hübsch kräuseln. Und das Lächeln! Er sieht richtig gut aus. Und strahlt mich an.

Aber ich bin ja eigentlich noch sauer, weil er mich so gestresst hat. Acht Verpackungskunstwerke habe ich ihm geschaffen – für nichts und wieder nichts!

»Ich wusste schon ziemlich genau, dass es mit meiner Freundin bald aus sein würde, als ich das erste Mal in den Laden gegangen bin, um ein Geschenk zu kaufen. Und da warst dann plötzlich du. Ich war so fasziniert davon, wie du Päckchen einwickelst. Wie du die Schleifen gebunden hast – so elegant, so geschickt. Deine Hände sind wunderschön, ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was du noch damit machen kannst…«, gesteht mir der Weihnachtsmann. »Du kannst mich übrigens gerne ohrfeigen, falls du mich zu dreist findest.«

»Hmm«, antworte ich, um Zeit zu gewinnen. »Das habe ich eigentlich nicht vor.«

Meine wunderbaren Hände greifen den Grußbären und liebkosen das reizende, hässliche, kleine Tierchen. Überhaupt fühle ich mich plötzlich ganz wunderbar. Als hätte ein seltsamer Zauber mich ergriffen. Und deshalb sage ich: »Weihnachten ist doch das Fest der Liebe.« Und weil ich das nicht so kitschig im Raum stehenlassen möchte, schieße ich hinterher: »Gehen wir zu dir?«

Mein Lieblingskundenweihnachtsmann guckt mich überrascht an. Damit hat er wohl nicht gerechnet.

Ich, ehrlich gesagt, auch nicht.

Aber: Warum nicht?

Ich habe es mir schließlich verdient!

»Ich möchte auch endlich mal etwas auspacken…«, sage ich und zupfe lachend an seinem Gürtel.



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