Eisensturm by Graham McNeill

Eisensturm by Graham McNeill

Autor:Graham McNeill
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2020-02-18T07:57:29+00:00


Zwei

Das Knochenmesser kratzte durch das getrocknete Blut auf der schweren Beinschiene, und die rotbraune Kruste blieb an der gekrümmten Klingenspitze haften. Larana Utorian tauchte das Messer in einen Eimer voll warmem Wasser und widmete sich dann dem nächsten Abschnitt der Beinschiene. Einmal mehr war Kroeger blutbesudelt aus den Gräben zurückgekehrt, und ohne ein Wort zu sagen, hatte er Larana bedeutet, ihm die Rüstung abzunehmen und sie zu reinigen.

Jedes Teil des Körperpanzers war schrecklich schwer, beinahe zu schwer, und hätten Kroegers Schlachter-Chirurgen ihr nicht einen ächzenden, mechanischen Arm angesetzt, wäre sie nicht in der Lage gewesen, die Rüstung zu tragen. Der Anblick der metallenen Gliedmaße bereitete ihr noch immer Übelkeit, und bei dem Gedanken, dass sich die verdorbenen, biomechanischen Komponenten in ihren Körper hineingruben, wollte sie den Arm jedes Mal am liebsten von ihrer Schulter reißen. Aber die Synthnerven der zuckenden, schwarzen Gliedmaße waren eine untrennbare Verbindung mit ihrem eigenen Fleisch eingegangen. Sie konnte den Arm ebenso wenig abreißen, wie sie ihr eigenes Herz anhalten konnte.

Die Komponenten von Kroegers Rüstung hingen auf einem schweren Stahlrahmen: Brustplatte, Arm- und Beinschienen, Schulterstücke – alles war so angeordnet, dass es an einen riesigen Maschinenmenschen erinnerte, den man in seine Einzelteile zerlegt hatte. Praktisch jede Oberfläche war mit Blut befleckt, und der Gestank der Verwesung ließ sie würgen, wann immer sie zu der Rüstung hochblickte.

Aber sie arbeitete weiter und kratzte die nächste saubere Linie in die Beinschiene vor ihr. Tränen rannen über ihre Wangen, denn sie wusste, dass sie morgen genau dasselbe tun würde.

Es war ihr noch immer ein Rätsel, warum Kroeger sie nicht getötet hatte, und es verging kein Tag, an dem sie nicht wünschte, er hätte es doch getan.

Kein Tag, an dem sie sich nicht dafür hasste, dass ein Teil von ihr weiterleben wollte.

In Diensten dieses Monsters zu stehen, war dasselbe, als würde sie einem Dämon dienen – und zwar einem überaus wankelmütigen Dämon.

Es war unmöglich, Kroegers Launen vorherzusehen oder seine Reaktion abzuschätzen, wenn sie etwas sagte oder tat. Wenn sie ihn beleidigte oder mit ihren Fäusten gegen seine Rüstung hämmerte, lachte er und schubste sie beiseite; wenn sie sich seinen Wünschen beugte, wurde er auf einmal mürrisch und grüblerisch, und er starrte sie verächtlich an, während er alten Narben aufkratzte und sich das eigene Blut von den Händen leckte – er schien nicht zu wollen, dass seine Wunden verblassten.

Larana hasste ihn voller Inbrunst, aber sie wollte leben. Und sie hatte keine Ahnung, wie sie sich verhalten sollte, damit er sie am Leben ließ. Nachdem sie die letzten Blutflecken von der Beinplatte gekratzt hatte, legte sie das Knochenmesser beiseite und nahm einen öligen Stofffetzen, um das Metall zu polieren. Schließlich glänzte das Rüstungsteil wieder makellos, und sie stand auf und hängte es zurück auf den Stahlrahmen.

Während sie die Beinplatte befestigte, wanderte ihr Blick wie so oft zu der stinkenden Innenseite von Kroegers Rüstung. Sie säuberte nur die äußeren Platten; das Innere fasste sie nicht an. Es war abstoßend, grausig, und es sah aus, als bestünde es aus Brocken verrottenden Fleisches, deren faulige Oberfläche sich kräuselte, als wäre sie von eigenem, höllischem Leben erfüllt.



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