Eingecheckt ins Liebesglück Roman by Arantxa Conrat

Autor:Arantxa Conrat [Conrat, Arantxa]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426434284
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2015-04-27T16:00:00+00:00

Als Anna zehn Minuten später gerade dabei war, die Kernbotschaften zu erläutern, die sie für die Jubiläumsveranstaltungen ausgearbeitet hatte, öffnete sich leise die Tür des Besprechungsraums. Sie hielt in ihren Erklärungen inne und starrte Nicolas an. Es dauerte nur Bruchteile von Sekunden, bis sie sich wieder im Griff hatte.

»Bitte, lassen Sie sich nicht unterbrechen, Frau Lind«, warf Nicolas ein und schenkte ihr den Versuch eines Lächelns. Mit einem knappen Nicken begrüßte er dann die anwesenden Herren und nahm am Ende des Besprechungstisches Platz. »Entschuldigen Sie meine Verspätung, bitte machen Sie weiter«, forderte er Anna nochmals auf.

»Wie Sie wünschen«, erwiderte sie etwas schärfer als gewollt, ergänzte aber dann sehr kontrolliert: »Sie kommen gerade zum richtigen Zeitpunkt.«

Nachdem Anna die wesentlichen Elemente des Jubiläumsfestaktes und die Kernbotschaften, die damit vermittelt werden sollten, erläutert hatte, kam sie zum Abschluss ihrer Präsentation: »Wie Sie sehen, ist das Konzept von innen nach außen angesetzt. Eine Feier für und von den Mitarbeitern, bei der Ihre Geschäftspartner und Kunden von den Menschen im Unternehmen viele schöne Details über die Tradition und Werte der Castelli-Gruppe erfahren. Sie bewegen sich dabei auf einer sehr emotionalen Ebene. Aber ich finde, dass gerade ein hundertfünfzigjähriges Jubiläum eines Unternehmens, das nach wie vor mehrheitlich im Familienbesitz ist und von einem Castelli geführt wird, eine solche Emotionalität auch glaubwürdig macht.«

Als Anna ihre Präsentation beendet hatte, schaute sie gespannt in die Runde. Ihr inneres Gefühlschaos war für keinen der Anwesenden sichtbar. Tom Wongereit und Helmut Schaller schienen sehr angetan, aus Nicolas’ Gesicht, dem sie nur einen kurzen Blick zuwarf, konnte sie hingegen nichts herauslesen.

Er war es, der dann als Erster das Wort ergriff: »Frau Lind, zunächst vielen Dank für Ihr bemerkenswertes Konzept. Eine Frage drängt sich mir auf: Warum haben Sie bewusst auf einen externen Redner verzichtet?«

»Nun«, gab Anna mit fester Stimme zurück und schaffte es tatsächlich, Nicolas direkt anzuschauen, »egal, welchen Redner Sie engagieren, es hat etwas Austauschbares und ist am Ende des Tages nur eine Frage, wie viel Geld Sie dafür in die Hand nehmen wollen. Aber so gut dieser Redner auch sein mag, die Identität des Unternehmens, seiner Werte und Kultur wird er nicht so glaubwürdig rüberbringen wie die Menschen, die für Ihr Unternehmen arbeiten.« Und nach einer kurzen Unterbrechung setzte sie ihre Überlegungen fort: »Wissen Sie, Sie haben mich selbst auf diese Idee gebracht …«

»Ach wirklich?«, warf Nicolas überrascht ein.

»Ja, ich habe vor wenigen Tagen Ihr Interview in der New York Times gelesen. Sie sprachen von der Vision, die Sie für Ihr Unternehmen formuliert haben. Wenn ich mich richtig entsinne, lautete sie: zukunftsfähige Lösungen im Sinne der Nachhaltigkeit für die Menschen, denen wir dienen, und für die Menschen, die in unserem Dienste arbeiten.« Anna legte bewusst eine rhetorische Pause ein und schaute Nicolas unvermittelt an. Ihr Hass auf ihn entging ihm nicht. Doch sofort hatte sie sich wieder im Griff. »Dabei geht es Ihnen, wenn ich das richtig verstanden habe, doch vorrangig um die Menschen, nicht um Produkte oder Sachwerte. Und wer kann bei dem Festakt diese Vision besser vertreten als Sie und Ihre Belegschaft?«

Zustimmend und anerkennend nickten die drei Herren im Gleichtakt.

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