Eine Woche für die Ewigkeit by Nina LaCour & David Levithan

Eine Woche für die Ewigkeit by Nina LaCour & David Levithan

Autor:Nina LaCour & David Levithan
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carlsen Verlag, Hamburg
veröffentlicht: 2017-02-16T08:07:13+00:00


MARK 13

SIE SOLL NICHT GEHEN.

Nach etwa zwanzig Minuten Gilbert Grape vergesse ich tatsächlich, was eigentlich mit mir los ist. Ryan ist verschwunden, es gibt nur noch mich und Katie und den Film. Mein Hirn kann sich locker machen. Mein Körper fühlt sich wohl. Ich bin kein Wrack.

Aber dann ist der Film zu Ende und meine Eltern kommen von der Arbeit. Obwohl ich nicht will, dass sie geht, ist Katie mit einem Satz auf den Beinen, als wäre ihr Babysitterjob für heute endlich beendet, und nein, mein Dad muss sie nicht nach Hause fahren. Sie küsst mich auf die Wange, sagt zu meiner Mom, was für ein Supertyp ich bin, und zischt ab. Vielleicht sollte ich sauer sein, aber ich kann es ihr nicht verdenken. Wenn ich mich selbst schon nicht ertrage, wie soll ich das dann von jemand anderem erwarten? Ich bin dankbar für das kurze Vergessen, das sie mir beschert hat, dankbar für den einen Menschen auf der Welt, dem klar war, dass ich mich für eine Weile ausklinken musste.

Jetzt habe ich meine Eltern am Hals und hocke wieder im Wohnzimmer auf der Couch. Ich komme mir vor, als säße ich eine endlose Autofahrt lang auf der Rückbank und würde von meiner Mom ständig im Rückspiegel beäugt. Ich weiß, dass ich katastrophal aussehe. Und dass ihr das nicht entgeht. Ihr entgeht nichts. Vor allem keine Katastrophen.

Aber in Anwesenheit meines Vaters wird sie nicht fragen, ob irgendwas nicht stimmt. Weil er dann sagen wird, dass sie sich raushalten soll. Das ist seine ruppige Art, für mich einzutreten.

»Ich bin müde«, sage ich, rapple mich auf und steuere die Treppe an.

»Es ist doch noch gar nicht so spät«, meint meine Mutter.

Für mich schon, denke ich.

Hoffentlich geht Katie zu der Ausstellungseröffnung. Es war echt lieb von ihr, dass sie mich beruhigt und nicht darum gebeten hat, sie zu begleiten. Hoffentlich hat sie meinetwegen nichts verpasst.

Was bin ich für eine Niete von Freund, dass ich sie so lange aufgehalten habe und mir auch noch wünsche, sie käme zurück zu mir.

Ich grabe mein Handy aus dem Wäschekorb aus, werfe die schmutzigen Klamotten links und rechts davon zu Boden, mit fast schon nostalgischen Gedanken an die Person, die sie getragen hat. Ich hole das Handy nur deshalb raus, damit ich ihr viel Glück wünschen kann.

Aber davor sticht mir noch eine andere Textnachricht ins Auge.

Bist du okay?

Wie kann er es wagen, mich das zu fragen. Wie kann er es wagen, es sich so leicht zu machen. Wie kann er es wagen, die Frage nur ein einziges Mal zu stellen.

Ich habe mir geschworen, nicht aufs Handy zu schauen, und jetzt, nachdem dieser Schwur gebrochen ist, sind die anderen auch alle Schall und Rauch. Wie jeder Süchtige habe ich meine Schleusen aus Papiertaschentüchern gebaut. Und wie im Rausch klappe ich nun meinen Laptop auf und checke jede Seite und jede App, auf der Ryan etwas gepostet haben könnte – ich will sehen, wie sein Abend war, wie sein Tag war, wie die Geschichte ohne mich weitergegangen ist. Ich bin



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