Eine Liebesehe by Buck Pearl S

Eine Liebesehe by Buck Pearl S

Autor:Buck Pearl S. [S., Buck Pearl]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-05-22T04:00:00+00:00


Am nächsten Morgen, einem Sonntag, warteten sie am Frühstückstisch auf Hal. Die Mädchen trugen ihre frischen Musselinkleider für die Sonntagsschule, und Ruth hatte ihr hellbraunes Leinenkleid an, darüber eine Schürze, damit es sauber blieb. William ging nie in die Kirche. Er liebte es, am Sonntagvormittag allein im Hause zu sein. An diesem Morgen war er sofort hellwach gewesen und dachte an den vor ihm liegenden Entschluß, und er war dankbar, daß einige Stunden des Alleinseins vor ihm lagen. Heute vormittag wollte er sich entscheiden. Er erwog im stillen ruhig die Möglichkeit – und mit dem Steigen der Sonne festigte sich immer mehr der Entschluß in ihm –, den Rat seines Vaters zu befolgen und fortzugehen.

›Wenn ich mich jemals mit dem, was ich habe, zufriedengeben soll‹, sagte er sich, ›dann muß ich erst wissen, was ich woanders ausrichten kann.‹

Ruth war wie stets frühzeitig aufgestanden und, während er noch schlief, in die Küche hinuntergegangen. Er war allein im Schlafzimmer, aber das Haus lebte rings um ihn. Es bot Sicherheit und Behaglichkeit, war schön in seiner Schlichtheit. In diesem Augenblick duftete es nach Speck und Kaffee, und er hörte die Stimmen der Mädchen, die, solange er noch nicht erschienen war, nur gedämpft erklangen.

Er lag in dem breiten, alten Bett; er fühlte sich leicht, gehoben und frei. Eine Fessel war gelöst. Am vergangenen Abend hatte er es erkannt. Zum erstenmal während ihres Zusammenlebens hatte er nicht um Ruth geworben, sondern sie um ihn. Darin tat sich eine so tiefgreifende Wandlung kund, daß er sie nicht zu erfassen vermochte. Dadurch wurde er frei, die Worte seines Vaters bis in alle Einzelheiten zu überlegen. Hätte sein Vater gesagt, daß es Zeit für ihn sei, zu der ihm angestammten Welt zurückzukehren, so hätte er es zornig abgestritten. Hingegen hatte sein Vater gesagt, es sei an der Zeit, daß er zu sich selbst zurückkehre – ehe es zu spät war. Was er bedenken mußte, das war nicht die eine oder die andere Welt, sondern sein wirkliches Selbst. Gestern war dieses Selbst bei seines Vaters Worten auferstanden gleich dem Geiste eines Toten.

Er erhob sich schließlich, wusch sich, zog sich an und begab sich zum Frühstück hinunter. Ruth und die Mädchen warteten auf ihn. Wie sehr er sich auch verspäten mochte, Ruth bestand darauf, daß die Kinder auf ihn warteten. Es gehörte zu ihren häuslichen Anordnungen, daß alle bei den Mahlzeiten vereint sein mußten. »Eine Familie darf ihr Essen nicht einfach beliebig einnehmen«, sagte sie immer.

Aber Hal war noch nicht da.

»Wo steckt der Junge nur?« fragte Ruth ungeduldig. »Mary, lauf hinauf und hol ihn.«

»Er ist müde nach dem gestrigen Abend«, bemerkte William anzüglich.

Er nahm Platz, dann setzte Jill sich und dann Ruth. Ruth antwortete ihm nicht, und sie wich seinem Blick aus.

»Warum soll er nicht einmal ausschlafen?« fuhr er fort.

»Er hat gestern nichts getan, wodurch er müde sein könnte«, gab Ruth zurück.

Da vernahmen sie Marys Schrei. »Mutter!« schrie sie.

Ruth sprang auf, eilte hinaus und stürzte die Treppe empor.

»Was ist nun schon wieder los?« knurrte William. Er stand auf und folgte ihr, Jill hinter ihm drein.



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