Eine Frage des Verlangens by Sylvia Day

Eine Frage des Verlangens by Sylvia Day

Autor:Sylvia Day [Day, Sylvia]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historical
ISBN: 9783453545670
Google: EynWnQEACAAJ
Herausgeber: Heyne Taschenbuch
veröffentlicht: 2014-05-11T22:00:00+00:00


13. Kapitel

Elizabeth ging neben ihrem Bett auf und ab. Die Vorhänge vor ihrem Fenster waren aufgezogen, wie seit der dritten Nacht ihres Aufenthalts hier, und das perlmuttfarbene Mondlicht zeichnete ihr einen Pfad. Es hatte keinen Sinn, die Vorhänge zuzuziehen, denn sie schlief höchstens ein, zwei Stunden pro Nacht.

Jetzt barg sie ihr Gesicht in den Händen. Sie würde noch wahnsinnig, wenn sie von ihrem verzweifelten Verlangen nach Marcus nicht wenigstens vorübergehend erlöst würde.

In den letzten zehn Tagen hatte sie zahllose Bilder von ihm in ihrem Kopf gesammelt – wie er auf einer Decke am Strand saß, wie er in Hemdsärmeln auf dem Sofa lag und etwas vorlas, wie er vor dem Kamin hockte und das Feuer schürte.

Sie hatte sich sein Lächeln eingeprägt, ebenso wie die Art und Weise, wie er sich den Nacken rieb, wenn er angespannt war. Sie wusste, dass morgens sein Gesicht dunkel vom Bartschatten war, wie seine Augen schimmerten, wenn er sie provozierte, und wie sie sich verdunkelten, wenn er sie begehrte.

Und er begehrte sie wirklich.

Täglich zeigten ihr sein Blick und ein gewisser Ton in seiner Stimme, wie sehr er sich wünschte, sie in den Arm zu nehmen, sie zu berühren, sie zu lieben. Doch er hielt sein Versprechen und startete keine offenkundigen Versuche, sie zu verführen.

Seufzend starrte sie auf ihre verschränkten Hände. Die Wahrheit war, dass er nichts tun musste, um ihr Verlangen zu wecken. Es war instinktiv und unkontrollierbar.

Warum also war sie hier und lief fiebrig hin und her, während ihre Erlösung im Nebenzimmer wartete?

Weil er falsch für sie war, das wusste sie. Er war das Gegenteil all dessen, was sie sich für sich gewünscht hatte. Ein berüchtigter Lüstling, erst neulich in den Stallungen hatte er wieder einmal bewiesen, dass man ihm nicht trauen konnte. Am liebsten hätte sie ihn eingesperrt, um ihn ganz für sich zu haben und mit niemandem teilen zu müssen. Erst dann würde sie so etwas wie Frieden finden. Erst dann würde sie wieder ruhig atmen können und ihre nagende Angst loswerden, ihn irgendwann zu verlieren.

Eifersucht hat etwas mit Besitzansprüchen zu tun, Liebes, hatte er an ihrem ersten Tag am Strand zu ihr gesagt. Wenn du das Recht dazu haben willst, musst du mich heiraten.

Das Recht. Das Recht, ihn für sich zu haben, ihren Anspruch auf ihn zu behaupten. Das wollte sie. Trotz der Qual, die es sicher bedeuten würde.

Es würde nicht angenehm sein, sich an einen Mann wie Marcus zu binden, dessen Lebens- und Abenteuerlust so groß war, dass er nicht zu zähmen war. Es würde Herzschmerz und endlose Enttäuschungen bedeuten. Und Sehnsucht. Eine Sehnsucht, die nie vergehen würde.

Sie blieb stehen, starrte auf das Bett und erinnerte sich daran, wie tief dieses Gefühl gegangen war.

Waren sein Name, sein Ring und das Recht auf seinen Körper nicht besser als gar nichts?

Bevor sie noch weiter darüber nachdenken konnte, verließ sie ihr Zimmer und marschierte ohne anzuklopfen in das von Marcus.

Sie ging geradewegs zum Bett, hielt jedoch inne, als sie sah, dass es leer war und die Decke verwickelt und zurückgeworfen. Verwirrt sah sie sich um und entdeckte Marcus am Fenster.



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