Ein Sofa voller Frauen by Beckerhoff Florian

Ein Sofa voller Frauen by Beckerhoff Florian

Autor:Beckerhoff, Florian [Beckerhoff, Florian]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-26T00:00:00+00:00


TRAUMHAFTES BRANDENBURG

Ich beschäftigte mich NICHT weiter mit Bocki™, auch nicht mit der Phänomenologie des Knackschmatzens. Übersprungshandlungen waren das, über den Abgrund zwischen einer Besucherin und der nächsten. Ein Verdrängen all der Niederlagen. Wenn ich zwischen zwei meiner sehr ausgedehnten Schlafphasen einmal aus Versehen einen Blick auf den Monitor warf, schienen mir all die Diagramme und Tabellen nichts weiter als Produkte eines ernsthaft kranken Hirns zu sein. Ein in sich logischer Wahnsinn.

So konnte es nicht weitergehen, das war sicher, weshalb ich mich innerlich vorbereitete auf die Zündung der nächsten Phase meines Fluges in die Weiten des Couchsurf-Universums. So würde ich mich nicht verabschieden aus der Community! Mit Oleg und Gwendolin in MEINEM Bett und mir selbst auf dem SOFA. NEIN, SO NICHT! Fraglich war, ob Olegs 5-Sofa-Bewertung mir dabei behilflich sein würde, zu einem rühmlicheren Ende zu finden. Er würde sie vergraulen, all die Frauen, mit denen ich vielleicht ja doch halbwegs zurechtkommen könnte. Wer wollte den bei einem HEILIGEN wohnen??? Doch wohl nur eine NONNE!!! Oder aber es würden sich ernsthaft Heiratswillige melden, die ich dann gar nicht mehr loswürde, wenn es doch nicht passte. Nur deshalb schrieb ich ihm mit der Bitte darum, mich zumindest etwas interessanter darzustellen.

Minuten später erfuhr die Community, dass ich als Model arbeitete und demnächst in einer internationalen Kinoproduktion eine tragende Nebenrolle spielen würde (a very supporting act) und trotzdem ein ganz normaler, netter Typ sei, und außerdem sehr sportlich. Ja, das klang besser, das war im Sinne meiner nächsten Stufe, die ich nicht kampflos erreichen würde.

Anders, als bei meinen letzten Versuchen, mich neu zu erfinden, hatte ich diesmal ein Ziel vor Augen. Oleg hatte ein Bild von mir gezeichnet, dem ich entsprechen würde! Eilig sprang ich auf, um meine Turnschuhe und Sportsachen zu suchen. Ich würde mir die Vorschusslorbeeren verdienen. In meinem Studio, dessen Mitgliedschaft zum Glück fast unmöglich zu kündigen war.

Wenn meine männlichen Mitstreiter noch gelegentlich mitleidig oder amüsiert guckten, sahen die Frauen einfach durch mich hindurch, was bei meiner Körpermasse wirklich nicht so leicht war. Nach einer Weile entdeckte mich aber ein Trainer, der derart aufgeblasen wirkte, dass er jeden Augenblick abzuheben drohte. Ich saß auf einer der Maschinen und suchte physiopsychologisch die Erinnerung an meinen Brustmuskel.

»Wollnwa nich erstma Schneeräumen, bevor wa anfangen zu asphaltieren?«, fragte er und schaute nett.

»Entschuldigung?«

»Ich glaub, du gehst erst mal ein bisschen strampeln. Muskelaufbau kommt dann später.«

»Ooo-kay?!«, mimte ich nach langer Zeit einmal wieder eine amerikanische Jungschauspielerin.

»Mach lieber Stepper. Bei dem Gewicht geht’s sonst auf die Gelenke.«

Es dauerte einen kurzen Moment, ehe ich begriff, dass man mir schon wieder sagen wollte, was ich zu tun hatte. Zahlte ich dafür seit Jahren Unsummen an Beitrag?

»Sag mal«, setzte ich an. »Darf ich vielleicht auch einfach so, wie ich will?«

Da schaute er zumindest mal verdutzt. Dann grinste er.

»Krankenversichert?«

Ich nickte, ein wenig eingeschüchtert.

»Na dann viel Spaß beim Orthopäden.«

Kaum hatte er sich abgewandt, ging ich vorsichtshalber zwanzig Kilo runter. So drückte sich das Ganze schon viel leichter. Ich wusste doch wohl selbst am besten, was mein Körper brauchte.

Meine Laune hätte kaum besser



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