Ein Haus in Schottland by Christa Canetta

Ein Haus in Schottland by Christa Canetta

Autor:Christa Canetta [Canetta, Christa]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3784431828
Herausgeber: Langen/Müller
veröffentlicht: 2009-04-02T22:00:00+00:00


»Ha«, unterbrach sie Lizzy, »schottische Träume, die hatte ich auch einmal, und du siehst, was daraus geworden ist.«

Aber Marie ließ sich nicht beirren. »Doktor Manores, ich denke an eine soziale Nutzung.«

»An eine soziale Nutzung?«

»Ich möchte jungen Müttern mit kleinen Kindern und schwangeren Mädchen, die kein Daheim und keine Zukunftsorientierung haben, ein Zuhause bieten. Sie sollen in dem Schloss in Ruhe und Frieden leben, lernen und arbeiten dürfen. Und sagen Sie mir nicht, in schottischen Städten gibt es keine alleingelassenen, hilflosen jungen Mütter. Mädchen, die aus der Not heraus versuchen, ihr Baby abzugeben, und dann nicht wissen, wo sie es lassen können.«

Manores schüttelte irritiert und erstaunt den Kopf. »Mein Gott, Miss Moorburg, wie kommen Sie denn auf diese Idee.«

Aber bevor Marie antworten konnte, sprang Lizzy auf und rief mit lauter Stimme: »Nein, du sagst es nicht. Auf gar keinen Fall.« Sie versuchte, ihre Hand auf Maries Mund zu legen, aber Marie wehrte sie ab. »Setz dich, Mutter, hier geht es nicht um mich oder dich, hier geht es um Kinder, die einen Anspruch auf das Leben und die Liebe und die Zärtlichkeiten der eigenen Mutter haben, und um junge Frauen, die verzweifelt sind, wenn sie ihr Kind zum ersten Mal in den Armen halten.«

Verwirrt schaute Manores von einer zur anderen. Er spürte, dass es sich hier zwischen Mutter und Tochter um einen sehr alten Konflikt handelte, den man besser nicht ansprach.

Und dann dachte er, aber die Idee ist gut. Diese Marie hat Format.

»Miss Moorburg, die Idee, die Sie da entwickeln, ist sehr lobenswert. Aber wie stellen Sie sich die praktische Ausführung vor?«

»In dem Schloss können mindestens dreißig Mütter mit kleinen Kindern leben. Die Frauen haben ihre eigenen Zimmer und versorgen sich selbst. Sie halten das Schloss instand, kochen, waschen, putzen, sie machen eben alles, was eine Hausfrau zu tun hat. Nebenbei können sie einen Beruf erlernen. Einen praktischen Beruf in Haus und Garten, in der Kinderpflege, in der Landarbeit und in der Gutsmolkerei, oder sie können sich zur Sekretärin oder in einem kaufmännischen Beruf ausbilden lassen. Und das alles, ohne ihre Kinder zu vernachlässigen.«

»So ein Unsinn«, unterbrach Lizzy das Gespräch. »Wer soll denn dreißig Mütter unterrichten?«

»Das ist ganz einfach und geht fast von selbst, Mutter. Das Haus braucht eine fest angestellte Köchin, die Frauen können bei Ihr Kochkurse machen. Das Haus braucht eine fest angestellte Kinderbetreuerin, die Frauen können bei ihr Kinderpflege lernen. Für den Garten wäre ich zuständig, einschließlich der Lehre, mit Heilkräutern umzugehen.

Alles, was die Landwirtschaft, die Käserei und den Verkauf von Ernteerträgen angeht, können sie auf der Domäne lernen, und für die Büroarbeiten muss sowieso ein Buchhalter eingestellt werden, der die Finanzen für das Schloss betreut und Mitarbeiterinnen fördert.«

»Und wer kommt für den Unterhalt des Hauses auf?«

»Der Unterhalt ist testamentarisch durch Doktor Marienthal gesichert.«

»Und wer kommt für den Unterhalt der Bewohnerinnen auf?« Doktor Manores war von dem Plan begeistert, zeigte es aber nicht. Zu viele Unsicherheiten mussten da noch geklärt werden. »Die Sozialbehörde und das Jugendamt sind dafür zuständig. Die Unterstützung, die für die Frauen jetzt gezahlt werden muss, kommt, bis auf ein Taschengeld, in die allgemeine Kasse des Hauses.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.