Ein ganz besonderer Weihnachtswunsch by Julia Williams

Autor:Julia Williams
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: MIRA Taschenbuch
veröffentlicht: 2016-10-11T00:00:00+00:00

13. KAPITEL

DIE WEIHNACHT DER GEGENWART

Noch eine Woche bis Weihnachten

Adam

Emily und ich bereiten uns auf die Seance vor. Das Ganze fühlt sich so surreal an. Ich werde also an einer Seance teilnehmen und versuchen, mit meiner toten Frau eine Unterhaltung zu führen. Noch vor zwei Wochen hätte ich eine solche Idee als komplett hirnrissig abgetan, doch inzwischen … Immer und immer wieder sind Emily und ich die Ereignisse bei dieser Show im Theater durchgegangen, und keiner von uns hat eine logische Erklärung dafür finden können. Ich bin immer noch skeptisch, ob Zandra in der Lage sein wird, Livvy überhaupt zu erreichen, oder, falls Livvy wirklich hier ist, ob ich dann auch so mit ihr reden kann, wie ich es mir wünsche, ob sie überhaupt bereit ist, mir zuzuhören. Ich muss mich bei ihr für das, was passiert ist, entschuldigen, und ich werde um ihre Vergebung bitten. Sie muss mir verzeihen.

Ob und falls … Zu Lebzeiten war Livvy immer schrecklich nachtragend. Der Himmel allein weiß, wie sie jetzt wäre, da sie ein Jahr tot ist. Aber wenn das der einzige Weg ist, wie wir sie dazu bringen können, keinen Ärger mehr zu machen … dann soll es so sein. Außerdem wünsche ich ihr wirklich, dass sie endlich Frieden findet und glücklich ist, trotz allem, was passiert ist. Es hat mich innerlich zerrissen, wenn ich sah, wie unglücklich sie war. Ich habe versucht, ihr zu helfen, aber sie konnte sich nicht eingestehen, dass sie ein Problem hatte. Weder anderen gegenüber noch sich selbst. Ihre konstante Zurückweisung und Verweigerung waren auf Dauer so verletzend, dass ich irgendwann aufgegeben habe. Wie soll man damit fertigwerden, wenn man Tag für Tag mit ansehen muss, wie der Mensch, den man liebt, sich selbst zerstört? Wie soll man mit dem Wissen umgehen, dass man nicht helfen kann, weil dieser Mensch auf nichts von dem, was man sagt, hören wird? Das war die rationale Rechtfertigung, die ich mir damals selbst gegeben habe. Heute jedoch frage ich mich, ob ich es nicht weiter hätte versuchen sollen, können, müssen.

Den Tisch haben wir bereits in die Mitte des Raumes gerückt.

„Denkst du, wir brauchen Kerzen?“, fragt Emily.

Prompt fällt mir jeder Film ein, den ich je gesehen habe, in dem ein Geist erscheint und die Kerzen ausbläst. Sollte so etwas auch hier bei uns passieren, würden wir wahrscheinlich beide in Panik geraten. „Besser nicht“, sage ich also.

Joe übernachtet heute bei Felicity. Weder ihr noch Joe habe ich davon erzählt, was wir heute vorhaben. Emily hat ihrem Dad auch nichts gesagt. Ich will verhindern, dass Joe sich zu sehr aufregt, und Felicity und Kenneth würden denken, dass wir den Verstand verloren haben. Obwohl die beiden dasselbe erlebt haben wie Emily und ich, warten sie seit jenem Abend mit immer neuen Erklärungen auf. Felicity hat sich inzwischen davon überzeugt, dass der Tisch niemals in die Luft gestiegen ist, und Kenneth hat sich darauf versteift, dass wir alle uns das nur eingebildet haben. Glücklicherweise hat Joe nichts dagegen, bei Felicity zu übernachten, die Atmosphäre bei seiner Großmutter ist immer ruhig und geordnet.

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