Ein Fall von Liebe by Sarah M. Anderson

Ein Fall von Liebe by Sarah M. Anderson

Autor:Sarah M. Anderson
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
Tags: Baccara 061
ISBN: 9783954466351
veröffentlicht: 2013-05-06T22:00:00+00:00


10. KAPITEL

Rosebud drängelte sich durch bis zur Damentoilette. Irgendwer schubste sie, aber sie bemerkte es kaum. Sie hatte sich stärker auf Dan eingelassen, als sie es für möglich gehalten hätte. Sie würden gemeinsam hier weggehen. Zwar hatte sie keine Ahnung, wohin, aber das interessierte sie auch nicht, seit er sie berührt hatte. Dieser Moment war so unglaublich gewesen, dass nachzudenken einfach nur lästig erschien. Sie wollte ihm nur die Jeans vom Körper reißen und sehen, was sich darunter verbarg …

Oh, diese Küsse! Warum hatte sie nicht gemerkt, dass sie etwas vermisste? Vielleicht weil James’ Berührungen sie nie so erhitzt und so schwach gemacht hatten. Anders als alle anderen Weißen an der Uni hatte James sie nie wie „die Indianerin“ behandelt, aber eben auch nicht wie seine Geliebte. Sie war einfach ein Mädchen, das er kannte, so wie er ein Junge war, den sie kannte. Ein Junge, mit dem sie hin und wieder ins Bett ging.

Für Dan war sie eine Frau. Keine Anwältin, keine Indianerin, sondern all das und mehr. In seinen Armen fühlte sie sich lebendig. Zur Hölle mit Staudämmen und Gerichtsverfahren und irgendwelchen Familienmitgliedern. Endlich schien sie zu leben.

Deshalb ignorierte sie die Betrunkenen um sich herum. Es war total egal, wie böse sie guckten. Die einzigen Augen, die Rosebud interessierten, waren die von Dan.

Die Toilette war klein und voll. Es roch nach Haarspray, billigem Parfüm und irgendeinem Raumduft. Die Waschbecken und Spiegel wurden von blonden Frauen mit zu kurzen Röcken und zu tiefen Ausschnitten belagert.

Als Rosebud die Tür schloss, wurde es sehr still. Mascaras schienen plötzlich in der Luft zu schweben, Zigaretten von grell bemalten Lippen zu baumeln. Alle starrten sie an.

Verdammt. Ihre Stimmung sank auf den Nullpunkt. In einer Ecke stand die dürre Kellnerin und warf ihr einen Blick zu, den Rosebud nur zu gut kannte.

Das erste Mal hatte sie ihn auf der Highschool gesehen, nachdem ihre Tante es hinbekommen hatte, dass Rosebud eine Schule außerhalb des Reservats besuchen durfte. Sie erinnerte sich gut daran, dass die Mädchen sie dort behandelt hatten, als sei sie eine Bedrohung. Monatelang hatte niemand mit ihr geredet, aber die Gerüchte hatte sie dennoch mitbekommen. Sie stahl angeblich, nahm Drogen, bumste mit den Lehrern, aß Müll, hatte den IQ eines Hundes und so weiter.

Was hätte sie dagegen unternehmen sollen? Immerhin war sie damals erst zwölf gewesen. Sie war kein Kämpfer wie Tanner. Sie tat das, was Tante Emily ihr einschärfte. Sie sagte nichts. Sie schaute niemanden an. Sie arbeitete viel. Als sie ihren Mund im Unterricht zum ersten Mal aufmachte, war der Lehrer regelrecht geschockt, dass Rosebud überhaupt Englisch konnte.

Danach war sie ihren eigenen Weg gegangen. Sie war zwar nicht so aufmüpfig wie Tanner gewesen, aber sie schwieg auch nicht mehr. Als sie das nächste Mal jemand flüstern hörte, ging sie in die Offensive. Sie konnte gut reden, also benutzte sie ihren Mund. Einmal war sie mit einer dicken Lippe nach Hause gekommen, nachdem sie einer der lästernden Mitschülerinnen erzählt hatte, dass ihr Freund sie mit ihrer besten Freundin betrog.

Aber das hier war etwas ganz anderes.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.