Dunkelstein by Schindel Robert

Dunkelstein by Schindel Robert

Autor:Schindel, Robert [Schindel, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Haymon verlag
veröffentlicht: 2015-01-13T05:00:00+00:00


24.

Gestapo Morzinplatz. Büro und Vernehmungszimmer von Kalterer. Sekretärin. Kalterer am Telefon.

KALTERER: So viele haben wir nicht in Evidenz. Selbstverständlich ist das Zeichen zu setzen. Ich habe dreihundert in den Listen, die kann ich in den nächsten vierundzwanzig Stunden kassieren. (Lauscht.) Nur Juden? Klar wegen Paris nur Juden, klar, klar. Gruppenführer, da muss ich auf Unpolitische zurückgreifen. (Lauscht.) Ich soll greifen, wen ich mag, Hauptsach Israeliten? (Lacht.) Das geht leichter, na sowieso. Heil Hitler, Gruppenführer! (Legt auf.) Liste XPW.

Die Sekretärin verlässt den Raum. Kalterer wählt eine Nummer.

KALTERER: Zentralstelle? Stapo Leitstelle Wien, Kalterer. Geben Sie mir Sturmbannführer Linde. (Wartet.) Heil Hitler, Sturmbannführer. (Lauscht.) Jawoll, ausreichend. Deswegen auch mein Anruf. Ich brauche acht Dutzend Köpfe, möglichst Prominente für Paris. Wie? Schriftlich einkommen? Das soll schnell gehen. Order Berlin. (Lauscht.) Na, wenn das so ist. Sollen sich die in Berlin ausmachen. Berufe mich auf Sie, Sturmbannführer. (Lauscht.) Ihre Verantwortung. (Lauscht.) Wo soll ich die hernehmen? Diese Juden sind doch unpolitisch, wie soll ich mir da zweihundert kaufen ohne eure Hilfe und Unterstützung? (Lauscht.) Na, alle werden doch nicht auswandern. (Lauscht.) Hören Sie zu, Sturmbannführer. Leihen Sie sie mir. Wir schicken die nach Dachau, das wird bekannt, wir haben auch hier entsprechende Konsequenzen aus dem Attentat gezogen, Presse und so. Wir schauen, dass denen in Dachau kaum ein Haar gekrümmt wird, die warten die Affidavits halt dort in der Pension ab, dann können Sie sie wegexpedieren, ha? (Lauscht.) Bringt zu viel Unruhe in die Judenheit? Von Ruhe kann bei denen eh nicht die Rede sein. (Lauscht.) Stört die Auswanderung? Mitnichten. Ich habe Ihnen doch soeben einen konstruktiven Vorschlag gemacht. (Lauscht.) Dazu bin ich nicht befugt? Werde das an Doktor Aumann weiterleiten, jawoll. Heil Hitler, Sturmbannführer. (Wirft den Hörer auf die Gabel.) Ochsenfrosch, wirst noch zerplatzen. Arschloch.

Die Sekretärin kommt mit den Akten, legt sie ihm auf den Tisch. Kalterer hat sich wieder hinter seinen Schreibtisch gesetzt, blättert darin, schiebt sie fort.

KALTERER: (zur Sekretärin) Rein mit der Jochel. (Geht nach nebenan ins Vernehmungszimmer. Nach einiger Zeit hört man Klatschen und Weinen. Die Sekretärin tippt in die Schreibmaschine.)

Dunkel.



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