Dragon 24 by Der Namenlose

Dragon 24 by Der Namenlose

Autor:Der Namenlose [Namenlose, Der]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Das Tal der Stille war eine ausgedehnte Senke mit einer

Wasserstelle und einigen Palmen. Diese Oase war

unbewohnt, und sie diente den Karawanen, die einen

Bogen um Alesch machten, als willkommener

Rastplatz. Skelette von Menschen und Tieren, vom

Sand halb verweht, warnten die Reisenden jedoch

davor, sich hier vor El Habeks Kriegern zu sicher zu

fühlen.

Als der Pilgerzug aus Alesch eintraf, hatten sich

bereits an die hundert Männer und Frauen hier

eingefunden, die aus allen Himmelsrichtungen dem

Ruf des Namenlosen gefolgt waren.

Es war Nacht, und der Mond schien vom Himmel.

Im Süden, in Richtung Alesch, zog ein Sandsturm nach

Westen, von dem aber nur schwache Ausläufer das Tal

der Stille streiften.

Arischa ließ sich ermattet in den Sand sinken. Sie

breitete Ebenor, der schlief, ein trockenes Tuch unter

und wickelte ihn dann wieder in die Decke, um ihn vor

der Kälte der Nacht zu schützen.

»Setz dich, Geliebter«, hörte sie Eliha zu ihrem

Mann sagen, der folgsam wie ein kleiner Junge

gehorchte.

Gaunth und Mainala gesellten sich zu ihr.

»Wie geht es dem Kleinen?« fragte Mainala.

»Er schläft«, sagte Arischa. »Ich wünsche mir auch

ein Kind«, sagte Mainala und sah Gaunth mit

leuchtenden Augen an. »Möchtest du nicht auch einen

Sohn haben?« Gaunth lächelte leicht unbehaglich. »Das

ruhelose Leben, das wir führen, wäre sicherlich nichts

für ein Kind.«

»Wenn uns der Namenlose erst in das andere Land

gebracht hat, werden wir ein ganz anderes Leben

führen«, sagte Mainala. »Wir könnten seßhaft werden,

ein Feld bestellen, oder Haustiere züchten. Ich

beherrsche noch immer die Kunst des Webens ...«

»Und du kannst tanzen wie keine andere«, fügte

Gaunth hinzu.

»Ich werde nur noch in unserem Heim für dich

tanzen, Gaunth!«

»Möchtest du das wirklich?« Mainala sah ihn eine

Weile schweigend an, bevor sie sich abrupt abwandte.

Gaunth wußte auch, ohne daß sie es ihm sagte, daß ihr

der Entschluß, seßhaft zu werden, ebenso schwerfallen

würde wie ihm.

Gaunth starrte in das Tal hinunter, wo sich die

Pilger um das Wasserloch drängten. Aber obwohl sie

fast alle von dem langen Marsch durch die Wüste

durstig waren, kam es zu keinem Streit um das Wasser.

Jeder wartete geduldig, bis die Reihe an ihn kam.

Gaunth wollte sich gerade anbieten, Wasser zu

holen, als eine leuchtende Gestalt vor ihnen auftauchte

– sie war plötzlich wie aus dem Nichts da.

Es war der Namenlose. Sein Gewand sah aus, als

wäre es aus lauter winzigen Flammenzungen gewebt,

und sein Schein übertraf das Leuchten des Mondes

vielfach.

Gaunth, Mainala und Arischa waren nur wenige

Schritte von ihm entfernt, als er die Arme hob. Sofort

wandten ihm alle Pilger ihre Aufmerksamkeit zu. Er

brauchte sie mit keinem Wort dazu aufzufordern, denn

seine Ausstrahlung veränderte sich so, daß alle sofort

wußten, daß er ihnen etwas zu sagen hatte.

»Vernehmt zum letzten Male mein Wort, Brüder

und Schwestern«, verkündete der Namenlose mit

seiner kräftigen Stimme, daß ihn alle Pilger verstehen

konnten.

»Ich habe euch ein neues Land versprochen, in dem

ihr ein anderes, besseres Leben führen könnt als hier.

Noch ist euch der Zugang zu diesem Land verwehrt.

Aber in Kürze wird sich hier ein Hügel aus dem Boden

erheben, in dessen Mitte ein großer Spalt klafft. Dieses

Tor müßt ihr durchschreiten, wenn ihr in eine Welt

gelangen wollt, die frei von Haß und Grausamkeit ist.

Aber bevor ihr durch das Tor in die andere Welt geht,

überlegt euch diesen Schritt gut. Denn das Tor wird

sich bald wieder schließen, und eine Rückkehr in diese

Welt ist dann erst wieder in zwanzig Sommern

möglich.



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