Disziplin ohne Angst - wie wir den Respekt unserer Kinder gewinnen und ihr Vertrauen nicht verlieren by Wolfgang Bergmann

Disziplin ohne Angst - wie wir den Respekt unserer Kinder gewinnen und ihr Vertrauen nicht verlieren by Wolfgang Bergmann

Autor:Wolfgang Bergmann [Bergmann, Wolfgang]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sachbuch
ISBN: 9783407224613
Herausgeber: beltz Verlag


Anmerkungen für Eltern, die davon überzeugt sind, dass ein Kind am gedeckten Tisch verhungern könnte

Wenn Mahlzeiten zu Machtkämpfen werden, können sich, vor allem bei Mädchen, spätestens in der Pubertät handfeste Essstörungen einstellen. Manche dieser Gehorsamsklischees sind nicht nur in einer konkreten Situation für ein Kind bedrohlich, sie bedrohen seine Integrität und Gesundheit möglicherweise für eine lange Zeit.

Also, einfallsreich reagieren! Wenn eine 5-Jährige partout kein Gemüse mag oder das kerngesunde Obst verschmäht, dann bekommt sie halt Nudeln. Nudeln sind auch gesund, irgendwie! Gleichzeitig kann man ihr einen hübschen Obstteller kommentarlos neben die Spaghetti stellen – ohne ein einziges Wort, das ist wichtig, also kein: »Magst du das nicht auch?«, denn schon mag sie es nicht mehr. Man kann übrigens aus Karotten oder Kartoffeln wunderschöne und witzige Gesichter oder Luftballons usw. schnitzen und formen, aber das wissen die meisten Mütter. Falls Sie irgendwann zu der ganzen Schnippelei keine Lust mehr haben, müssen sich auch nicht gleich Gewissenskonflikte einstellen, erklären Sie Ihrem Kind einfach: »Wenn du lustige Gesichter haben willst, schnitz dir selbst welche!« – und dann, nach einer kleinen Pause: »Warte, ich helfe dir.«

Möglicherweise überhaupt ein vernünftiges Erziehungsprinzip: Kaum hat der oder die Kleine eifrig schiefe Gesichter und hinfällige Luftballons geschnitzt, überkommt mich ein unbändiger Heißhunger auf Apfel oder Karotten, angeknabberte Stirnpartien und halb zerfressene Gesichter – Kinder finden das zum Quietschen komisch! –, und eine angebissene Nase ist überhaupt das Größte. So macht Essen Spaß, sogar, wenn es gesund ist.

Dieses Gemüse-Auto oder Obst-Gesicht wird von den Kleinen liebevoll betrachtet, es ist ja zum Teil ihr eigenes Werk, das Verschmausen macht deshalb doppelt Spaß. Dass Gemüse trotzdem Gemüse ist, fällt irgendwie nicht mehr auf! Obst lässt sich im Übrigen noch leichter anbringen, weil Obst süß ist. Ein bisschen bunt gemischt, alles durcheinander, und ein Kind lehnt den bunten Obstteller höchstwahrscheinlich nicht mehr ab. Kinder mögen Süßes und Buntes. Kinder mögen Farben, ein Stück gelbe Ananas und eine Orange, ein knallgrüner Apfel daneben und dann noch eine Beere je nach Jahreszeit. Das macht Arbeit, verführt aber zum gesunden Essen, und »Arbeit« macht das Durchsetzen des elterlichen Willens auch, im Zweifelsfall erheblich unschönere. Aber wie gesagt: Wenn Ihnen die ganze Mühe nach ein paar Tagen zuviel wird, ein Kind mit fünf, sechs Jahren kann durchaus mit Messer und Schere (Scheren und Obst, eine sehr motivierende Verbindung!) umgehen.

Sie sollten halt nur in der Nähe bleiben und ganz unauffällig aufpassen. Ansonsten ist Selbst-machen-lassen überhaupt die beste Ernährungslehre!

Und was ist mit Fleisch, Fisch oder Spinat?

Nun, stellen wir uns vor, ein Kind mag tatsächlich weder Fleisch noch Fisch (was relativ schwer vorstellbar ist) und Spinat lehnt es auch ab (was schon erheblich leichter denkbar wäre). Zwang ist sinnlos, das ist jetzt klar geworden – wir impfen dem Kind ja nur die Abneigung gegen Fleisch, die ich im Übrigen teile, und gegen Fisch, die ich nicht teile, umso nachdrücklicher ein. Das wollen wir aber nicht.

Wir machen es so: Das Kind bekommt seine Kartoffel oder seine Nudeln, und zwar ohne irgendwelche Nebenbemerkungen, ohne Hinweis darauf, dass ein bisschen Fleisch ihm doch gut täte und Fisch überhaupt sehr gesund ist.



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