Diebin meines Herzens by Jane Feather

Diebin meines Herzens by Jane Feather

Autor:Jane Feather [Feather, Jane]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historical
veröffentlicht: 2014-06-24T22:00:00+00:00


14

Das Lagerhaus, ein wuchtiger roter Backsteinbau mit zugenagelten Fenstern, erhob sich gleich neben der London Bridge am Südufer der Themse. Zu seinen Füßen floß träge der Fluß und hinterließ an der Ziegelmauer eine schleimige, grüne Spur.

Die Mietdroschke entließ ihre beiden Passagiere vor einem schweren Eisentor am rückwärtigen Teil des Gebäudes. Finster schaute der Kutscher unter den buschigen Brauen hervor. »Woll’n Sie, daß ich warte, Gentlemen?«

Angewidert rümpfte Dirk Rigby die Nase, als ihm der Gestank von Aas, faulem Fisch und Fäkalien in die Nase stieg. Er warf Hector, der nervös an seiner blütenweißen Halsbinde nestelte, einen fragenden Blick zu. Für ein Investorentreffen weiß Gott keine sehr einladende Gegend.

»Ja«, antwortete Hector knapp. »Warten Sie.«

»Wenn ich dann höflichst den Preis für die Herfahrt kassieren dürfte«, bemerkte der Kutscher, als sich die beiden zum Gehen wandten. »Nur für den Fall, daß was passiert.« Er lachte trocken auf und putzte sich dann umständlich mit einem großen, rotkarierten Taschentuch die Nase.

»Machen Sie keine Witze, Mann«, blaffte Dirk ihn an. »Wir sind geschäftlich unterwegs, und Sie warten gefälligst, bis wir fertig sind.« Damit folgte er Hector, der schon vorausgegangen war und mit dem silbernen Knauf seines Spazierstocks an das große Eisentor pochte.

Der Kutscher fluchte leise. Diese Kunden waren ihm die allerliebsten. Erst mußte man den halben Tag auf sie warten, während einem andere lukrative Fahrten entgingen, und wenn sie dann endlich wieder auftauchten, konnte man froh sein, wenn sie einem für die Wartezeit großzügig einen Extraschilling zuwarfen.

Die Türangeln quietschten und kreischten, als sich nach einer

Weile das riesige Tor langsam öffnete und den Blick auf einen dunklen, höhlenartigen Innenraum freigab. Ein alter, gebeugter Mann stand mit flackernder, tropfender Kerze im Eingang. Er trug einen zerschlissenen schwarzen Mantel mit speckigen Aufschlägen, und seinen Kopf zierte eine schäbige Perücke.

»Da sind Sie ja endlich!« rief er mit schnarrender Stimme. »Reichlich spät. Der gnädige Herr wollte schon gehen.« Er warf einen Blick auf die Droschke. »Am besten, Sie lassen ihn warten. Hier draußen ist wenig Verkehr. Und zu Fuß kann ich die Gegend nicht empfehlen. Zumindest nicht für so feine Herren wie Sie.« Er lachte keckernd und wandte sich mit einer einladenden Geste dem Innern des Lagerhauses zu.

Hector und Dirk gingen zaghaft vorwärts. Plötzlich stieß der Alte mit einer Kraft und Schnelligkeit, die man von einem so betagten und gebrechlich wirkenden Greis nicht erwartet hätte, mit dem Fuß nach hinten gegen das Tor, das daraufhin krachend ins Schloß fiel. Die Kerze in seiner Hand flackerte noch heftiger und erlosch, so daß die drei Männer schlagartig im Finstern standen.

»Zum Teufel! Was wird hier gespielt, Mann?« schnauzte Hector, doch die Angst in seiner Stimme war unüberhörbar.

»Nur der Wind... nur der Wind«, murmelte der Greis. »Das haben wir gleich.« Man hörte das Schlurfen seiner Pantoffeln, dann das Schlagen von Feuersteinen, und schon flammte die Kerze wieder auf.

Sie befanden sich in einer riesigen, gähnend leeren Lagerhalle mit einer enorm hohen Decke, die irgendwo oben in der Dunkelheit verschwand. Nur an den Wänden konnten Dirk und Hector in dem trüben Licht ein paar Stapel mit undefinierbaren Waren erkennen.



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