Die zwei Leben der Alice Pendelbury by Levy Marc

Die zwei Leben der Alice Pendelbury by Levy Marc

Autor:Levy, Marc [Levy, Marc]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-01-20T16:00:00+00:00


Kapitel 8

Um zehn Uhr morgens klopfte es an Alices Zimmertür. Obwohl sie laut rief, sie stünde unter der Dusche, wurde weiter geklopft. Alice schlüpfte in ihren Morgenmantel und konnte im Spiegel der Badezimmertür gerade noch das Etagenmädchen hinausgehen sehen. Auf ihrem Bett fand sie einen Kleidersack, eine Schuh- und eine Hutschachtel. Neugierig öffnete sie die Verpackung und entdeckte ein Abendkleid, ein paar Pumps und einen bezaubernden Filzhut, dazu eine handgeschriebene Nachricht von Daldry: Ich erwarte Sie heute Abend um achtzehn Uhr in der Hotelhalle.

Entzückt ließ Alice ihren Morgenmantel auf den Boden gleiten und konnte der Versuchung einer spontanen Anprobe nicht widerstehen.

Das Kleid lag in der Taille eng an und öffnete sich dann zu einem weiten Rock. Seit dem Krieg hatte Alice kein Kleidungsstück gesehen, das so viel Stoff barg. Während sie sich im Kreis drehte, hatte sie den Eindruck, jene Jahre, in denen es an allem gemangelt hatte, zu verscheuchen. Vergessen waren die steifen Röcke und die knappen Jacken. Das Kleid, das sie trug, war schulterfrei, ließ die Taille schmaler und die Hüften runder wirken, und die Länge des Rocks steigerte noch die geheimnisvolle Verheißung der Beine.

Sie setzte sich aufs Bett und probierte die Pumps an. Mit den hohen Absätzen kam sie sich unglaublich groß vor. Sie streifte das kurze Jäckchen über, rückte den Hut zurecht, und als sie sich im Spiegel des Kleiderschranks betrachtete, traute sie ihren Augen nicht.

Während sie alles sorgfältig bis zum Abend auf einen Bügel hängte, bekam sie einen Anruf vom Empfangschef: Ein Page erwartete sie, um sie zum Friseursalon zu begleiten, der etwas weiter entfernt in derselben Straße lag.

»Sie müssen sich im Zimmer irren, ich habe keinen Friseurtermin ausgemacht.«

»Miss Pendelbury, ich versichere Ihnen, dass Sie in zwanzig Minuten bei Guido erwartet werden. Wenn Sie fertig sind, ruft der Salon uns an, damit wir Sie wieder abholen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.«

Der Empfangschef hatte aufgelegt – nicht so Alice, die auf den Hörer starrte, als handele es sich um Aladins Wunderlampe, aus welcher der gute Geist Dschinn aufgetaucht wäre.

Nachdem die Maniküre erledigt und das Haar gewaschen war, rückte Guido, dessen eigentlicher Vorname Onur war, mit seiner Schere an. Der Meister hatte in Rom gelernt und war völlig verändert zurückgekommen. Er erklärte Alice, am späten Vormittag sei ein Herr bei ihm erschienen, der ihm strikte Anweisungen hinsichtlich ihrer Frisur hinterlassen habe: ein tadelloser Knoten, der unter einem Hut getragen werden sollte.

Der Friseurbesuch dauerte über eine Stunde. Sobald Alice fertig war, holte der Page sie wieder ab und begleitete sie ins Hotel. In der Halle teilte der Empfangschef ihr mit, sie werde in der Bar erwartet. Sie traf Daldry an, der eine Limonade trank und Zeitung las.

»Bezaubernd!«, rief er aus und erhob sich.

»Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, seit heute Morgen habe ich den Eindruck, eine Märchenprinzessin zu sein.«

»Das trifft sich gut, denn genauso müssen Sie heute Abend auftreten. Wir wollen einen Botschafter betören, und auf mich brauchen Sie dabei nicht zu zählen.«

»Ich weiß nicht, wie Sie das gemacht haben, aber alles passt wunderbar.«

»Auch wenn



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