Die Vergessene Insel by Hohlbein

Die Vergessene Insel by Hohlbein

Autor:Hohlbein
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-02-27T16:11:50+00:00


zen, als man sich erzählt«, sagte Bens Stimme hinter Mike.

»Wer sind Sie?« fragte Mike. »Warum haben Sie uns geholfen? Sie hätten selbst dabei draufgehen können!« »Und wir auch«, sagte Ben.

»Mein Name ist Ghunda Singh, Herr«, sagte der Fremde. Er legte die Handflächen vor dem Gesicht aneinander, berührte mit den Fingerspitzen seine Stirn und verbeugte sich fast bis zu den Schuhspitzen: »Es ist meine Aufgabe, für Eure Sicherheit zu sorgen. Bitte verzeiht mir, daß ich Euch nicht eher zu Hilfe eilen konnte. Aber es war unmöglich, sich dem Schiff auf hoher See zu nähern. Die Soldaten waren sehr wachsam.«

»Ihre ... Aufgabe?« wiederholte Mike perplex. »Aber wieso? Ich ... ich meine ... ich kenne Sie ja nicht einmal.«

»Dafür kenne ich Euch um so besser, Herr«, antwortete Singh mit einem geheimnisvollen Lächeln. »Während der letzten sechs Jahre habe ich über Euch gewacht, so gut ich konnte.«

»Das haben wir gemerkt«, spöttelte Ben. »Vor allem in London, als wir um ein Haar umgebracht worden wären.«

»Halt endlich die Klappe, Ben!« sagte Mike zornig und ohne den Blick von Singh zu wenden. »Der Mann am Hafen? Der waren Sie, nicht wahr?«

Singhs Gesicht verdüsterte sich. »Ja, Herr«, sagte er. »Bitte verzeiht mir. Ich versuchte Euch zu warnen, aber ich hatte unsere Feinde unterschätzt. Sie stellten mir eine Falle. Ich konnte ihnen entkommen, aber da wart Ihr und Eure Freunde bereits an Bord dieses Schiffes gebracht worden. Wenn Ihr mich dafür bestrafen wollt, werde ich die Strafe mit Freuden entgegennehmen.«

»Bestrafen?« wiederholte Mike verwirrt. »Wie kommen Sie auf die Idee? Sie haben uns gerade das Leben gerettet, oder?«

Singh verbeugte sich abermals auf jene sonderbare Weise. »Die Götter waren mir gnädig«, sagte er. Mike seufzte. »Meinetwegen«, sagte er. »Dann waren es eben die Götter. Aber tun Sie mir einen großen Gefallen, Singh?«

»Euer Wunsch ist mir Befehl, Herr«, antwortete Singh.

»Gut«, sagte Mike. »Dann hören Sie um Himmels willen auf, mich Herr zu nennen.«

Auch in dieser Nacht fand Mike kaum Schlaf, obwohl Singh ihm eine Kajüte ganz für sich allein zugewiesen hatte. Es war nicht die Aufregung über ihre abenteuerliche Flucht, die ihn sich bis in die frühen Morgenstunden hinein auf dem Bett herumwälzen ließ, sondern die Erinnerung an den Tod der beiden Soldaten, für den er sich immer noch die Schuld gab. Und die absurde Furcht, daß die Welt, die er bei seinem Aufwachen vorfinden würde, wieder nicht mehr dieselbe war wie am Abend.

Noch vor wenig mehr als einem Monat war er nichts anderes als ein ganz normaler Schüler unter zweihundert anderen gewesen, und nun befand er sich am anderen Ende der Welt, war aus wochenlanger Gefangenschaft geflohen, man hatte auf ihn und seine Freunde geschossen, und er hatte erfahren, daß er seit sechs Jahren einen Schutzengel besaß, der unbemerkt über ihn gewacht hatte. Und um das Maß voll zu machen, wußte er immer noch nicht, warum all dies überhaupt geschehen war!

Er drehte sich auf der schmalen Koje herum und gönnte sich noch einige Sekunden, in denen er in dem

grauen Zwielicht zwischen Schlaf und Wachsein dahindämmerte. Aber dann spürte er, daß er



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