Die Tempelritter-Saga 05 - Die Suche nach Vineta. by Mattias Gerwald
Autor:Mattias Gerwald [Gerwald, Mattias]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historischer Roman, Tempelritter, Mittelalter, Verbrechen, Abenteuer, Ritter
ISBN: 978-3-95520-782-8
Herausgeber: dotbooks
veröffentlicht: 2015-04-20T16:00:00+00:00
»Sklavenhandel ist keine slawische Eigenheit«, murmelte Joshua, »aber das hier geht zu weit.«
Sie sahen, gedeckt von den Felsblöcken, hinunter auf den Strand. Die Leuchtfeuer loderten. Der Wind war wieder stärker geworden und fachte die Glut an. Funken stoben hinaus aufs offene Meer. Dort, wo die Zungen des Wassers an den weißen Strand leckten, standen vier Scheiterhaufen.
Die heimlichen Beobachter mussten sich zügeln, um nicht hinunterzustürzen und den Spuk zu beenden.
Henri spürte die Wut seiner Gefährten und hob warnend die Hand. »Wir können nichts mehr für die armen Leute tun.«
In den Flammen brannten Menschen. Sie waren an Pfähle gebunden, aber schon in sich zusammengesunken. Wahrscheinlich tot. Hinter den Scheiterhaufen, zum Land hin, waren weitere Pfähle in den Boden gerammt. An ihnen standen gefesselte Männer. Dahinter hockten gefesselte Menschen mit gesenkten Köpfen im Sand. Sie trugen tiefschwarze Hautfarbe.
Rechterhand, in Richtung des lodernden Leuchtfeuers, warteten mehrere Gestalten. Sie fachten die Glut an. Einige gingen daraufhin landeinwärts. Andere stießen hinzu. Es waren ausschließlich Männer in bodenlangen Überwürfen, einer davon trug einen hohen, abgeflachten Hut.
Henri sagte: »Die Männer an den Pfählen könnten Einheimische sein, vielleicht auch Russen aus dem Osten. Oder Nordländer. Einige haben blonde Haare. Die Schwarzen im Sand sind höchstwahrscheinlich Sklaven aus Afrika. Sie können also nur auf Schiffen herangebracht worden sein. Aber ich sehe keine Schiffe.«
»Aber ich!« Joshua deutete aufs Meer hinaus. Aus Osten näherten sich in der lauen Brise zwei abgetakelte Segelschiffe.
»Litauische Beflaggung, wenn ich richtig sehe«, murmelte Uthman. »Hoffentlich entdecken sie unsere Kogge nicht.«
»Sie bringen Sklaven. Oder sie holen Sklaven«, mutmaßte Henri.
Matreiko mahnte zur Vorsicht. Sie beobachteten aus der Deckung heraus, was weiter geschah.
Jetzt hörten sie auch das Plätschern von Ruderblättern im Wasser. Aus der Dunkelheit schoben sich zwei lange Boote heran. Heraus stiegen mehrere wild aussehende Gestalten mit weiten Hosen, gegürteten Hemden und Kopftüchern. Sie verhandelten lautstark mit den Einheimischen. Dann einigte man sich offenbar. Die schwarzen Sklaven wurden in die Boote getrieben.
»Wir müssen etwas tun!«, sagte Uthman unterdrückt.
»Nein, wir können nichts tun«, erwiderte Jan Matreiko. »Sie sind uns mit ihren Waffen weit überlegen. Es wäre Selbstmord.«
»Er hat Recht«, sagte Henri leise. »Wir können für die armen Kerle nichts tun. Um gegen Sklavenhändler zu kämpfen, brauchten wir eine Armee.«
»Warten wir, bis die Piraten wieder abgezogen sind«, schlug Joshua vor. »Dann befreien wir die gefangenen Weißen. Das sind wir uns immerhin schuldig.«
Aber die Piraten dachten gar nicht daran, abzuziehen. Als sie die Schwarzen in die Boote getrieben hatten, setzten sie sich zu den Einheimischen. Jetzt kreisten gefüllte Ziegenhäute mit Met oder Rum. Die Stimmung wurde immer ausgelassener. Schließlich stand sogar ein Pirat auf und prügelte sich mit einem der slawischen Händler. Ihr Anführer trennte sie.
Die heimlichen Beobachter wurden ungeduldig. Als sie flüsternd beratschlagten, was zu tun sei, erhoben sich die Piraten endlich. Sie torkelten noch eine Weile herum, verabschiedeten sich lärmend und stiegen schließlich in die Boote.
Als sie außer Sicht waren, rissen die Einheimischen das brennende Holz auseinander und legten sich an den jetzt kleineren Feuern zum Schlafen nieder. Das war der Moment des Handelns.
Die Gefährten sprachen sich kurz ab. Jeder wusste, was zu tun war.
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