Die Stürme des Zorns by Sanderson Brandon

Die Stürme des Zorns by Sanderson Brandon

Autor:Sanderson, Brandon [Sanderson, Brandon]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-03-24T16:00:00+00:00


Kaladin fühlte sich wie einer der zehn Narren.

Eigentlich fühlte er sich wie sie alle zusammen. Wie ein zehnfacher Idiot. Aber insbesondere wie Eschu, der über Dinge, von denen er keine Ahnung hatte, vor Personen sprach, die durchaus Ahnung von solchen Dingen hatten.

Es war schwer, sich in diesen tiefen Klüften zurechtzufinden, aber für gewöhnlich konnte er die Richtung daran erkennen, wie der Schutt angespült war. Das Wasser floss von Osten nach Westen, aber es zog sich in die andere Richtung wieder zurück, und deshalb wiesen Spalten in den Mauern, in die der Schutt fest hereingedrückt worden war, auf eine westliche Richtung hin, während eine natürlichere Streuung auf dem Boden vom abfließenden Wasser zeugte und auf eine östliche Richtung hinwies.

Seine Instinkte hatten ihm gesagt, wohin er sich wenden sollte. Aber sie waren falsch gewesen. Er hätte ihnen nicht blind vertrauen dürfen. So weit von den Kriegslagern entfernt musste die Strömung anders verlaufen.

Er war verärgert über sich selbst und überließ Schallan ihren Zeichnungen. Dann entfernte er sich ein wenig von ihrem Standort. »Syl?«, fragte er.

Keine Antwort.

»Sylphrena!«, sagte er lauter.

Er seufzte und ging zu Schallan zurück, die auf dem moosigen Boden kniete – offenbar hatte sie es aufgegeben, ihr ehemals schönes Kleid vor Flecken und Rissen bewahren zu wollen – und sich über ihren Zeichenblock beugte. Sie war der andere Grund, warum er sich wie ein Narr fühlte. Er hätte nicht zulassen dürfen, dass sie ihn provozierte. Er war in der Lage, seine Erwiderungen gegenüber anderen, viel ärgerlicheren Hellaugen zurückzuhalten. Warum also verlor er stets die Kontrolle, wenn er mit ihr sprach?

Ich hätte meine Lektion lernen sollen, dachte er, während sie zeichnete und ihre Miene immer angespannter wirkte. Bisher hat sie jeden Streit mühelos gewonnen.

Er lehnte sich gegen die Kluftwand und hielt seinen Speer in der Armbeuge. Aus den Kugeln, die an der Spitze angebunden waren, trat Licht aus. Er hatte ihr tatsächlich falsche Dinge unterstellt, wie sie so treffend bemerkt hatte. Wieder und wieder. Es war, als wollte ein Teil von ihm sie unbedingt hassen.

Wenn er bloß Syl finden könnte. Alles wäre besser, wenn er sie sah und wusste, dass alles in Ordnung mit ihr war. Dieser Schrei …

Er wollte sich ablenken und ging zu Schallan hinüber. Die Karte, die sie gerade anfertigte, wirkte eher wie ein Bild – und zwar eines, das auf unheimliche Weise dem Ausblick ähnelte, den Kaladin vor etlichen Nächten gehabt hatte, als er über die Zerbrochene Ebene geflogen war.

»Ist das alles nötig?«, fragte er, als sie die Seiten des Plateaus schraffierte.

»Ja.«

»Aber …«

»Ja.«

Es dauerte länger, als ihm lieb war. Die Sonne glitt durch den Spalt hoch über ihnen und verschwand dann wieder aus dem Sichtfeld. Der Mittag war schon vorbei. Ihnen blieben noch sieben Stunden bis zum Großsturm, vorausgesetzt die Vorhersage war korrekt, denn sogar die besten Sturmwächter verrechneten sich bisweilen.

Sieben Stunden. Der Marsch bis hierher hat so lange gedauert, dachte er. Aber sicherlich waren sie dem Kriegslager inzwischen näher gekommen. Denn schließlich waren sie den ganzen Morgen auf den Beinen gewesen.

Es schien gar nicht nötig, Schallan zur Eile anzutreiben.



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