Die Stadt der träumenden Bücher: Ein Roman aus Zamonien by Walter Moers

Die Stadt der träumenden Bücher: Ein Roman aus Zamonien by Walter Moers

Autor:Walter Moers
Die sprache: deu
Format: mobi
Tags: Fantasy, Belletristik, Fantasy & Science Fiction
ISBN: 9783492249973
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2007-08-14T22:00:00+00:00


Der Stern der Katakomben

Was wie ein Ausflug an die Oberwelt begonnen hatte, schien nun in immer finsterere Unterwelten zu führen. Wir waren in einen Bereich des Waldes hinabgestiegen, in dem es kaum noch kristallene Schönheiten gab, sondern nur schwarzes Kohlegestein. Biegung um Biegung ging es einen flachen Stollen hinab, der von Kerzenleuchtern erhellt wurde, die von der Decke hingen. Etliche rußbedeckte Buchlinge, deren Hautfarbe man kaum noch ausmachen konnte, kamen uns auf unserem Weg entgegen. Sie trugen Spitzhacken oder anderes Bergwerksgerät mit sich oder schoben Schubkarren voller Kohlebrocken vor sich her. Ein Kohlebergwerk? Natürlich mußten die Buchlinge Kohle tatsächlich für etwas unschätzbar Wertvolles halten - sie war ihre Wärme- und Lichtquelle. - Da kam uns ein Buchung mit einer Schubkarre entgegen, in der außer der Kohle noch ein Rohdiamant lag, so groß wie ein Kürbis.

Golgo, Gofid und Danzelot schenkten dem keine Beachtung, nur ich glotzte den Buchung mit seinem kolossalen Schatz verwundert an, bis er hinter der nächsten Biegung verschwunden war.

Konnte ja sein, daß ich mich getäuscht hatte. Vielleicht war das gar kein Diamant gewesen, sondern nur ein Stück wertloser Kristall, ein Klumpen Quarz, so genau kannte ich mich da ja auch nicht aus. Aber schon kam uns ein anderer Buchung mit einer Schubkarre entgegen, und darin lag tatsächlich ein Diamant. Denn dieser hier war perfekt geschliffen, und einen geschliffenen Diamanten konnte ich durchaus von einem Stück Bergkristall unterscheiden. Er war genauso groß wie der erste, wenn nicht noch größer.

»Habt ihr das gesehen?« fragte ich. »Den Diamanten?«

»Hmm«, machte Gofid. »Klar.«

»Ich meine ... er war so groß wie ein Kürbis.«

»Ja«, sagte Golgo. »Der war ziemlich mickrig.«

Ich war so verdutzt, daß ich keine weiteren Fragen mehr stellte. Noch mehr Buchlinge kamen uns entgegen, sie schleppten Körbe, die randvoll mit faustgroßen Diamanten waren, aber Golgo, Gofid und Danzelot schenkten auch ihnen keine Beachtung.

An der nächsten Biegung wurde es heller. Dahinter schienen etliche Kerzen zu brennen, und ich hörte vielstimmiges Gesumme und Gemurmel, Klopf- und Schleifgeräusche. Als wir um die Ecke kamen, stockte mir der Atem bei dem Ausblick, der sich uns bot. Es war eine langgestreckte, nicht allzu hohe Höhle aus schwarzem Kohlegestein, in der Tausende, ja, vielleicht sogar Millionen von Diamanten funkelten. Ein gutes Hundert Buchlinge lief darin herum und war mit den unterschiedlichsten Tätigkeiten beschäftigt. Sie alle summten gemeinsam eine flotte Melodie.

»Das ist unser Diamantgarten«, sagte Golgo. »Er ist nicht so vielfältig und abwechslungsreich wie der Wald der Kristalle, aber die Pflanze, die man hier ernten kann, ist dafür erheblich wertvoller.«

Mir fehlten die Worte. Ich hatte immer geglaubt, irdischen Reichtümern gegenüber relativ gleichgültig zu sein, aber der Ausblick auf die Schatzkammer der Buchlinge machte mich sprachlos.

»Wir haben die Höhle schon vor langer Zeit entdeckt«, sagte Golgo. »Damals war sie noch viel kleiner. Die Rostigen Gnome müssen sie geschaffen haben. Seither erweitern wir sie ständig, und wir finden immer größere Diamantvorkommen. Laßt uns runtergehen!«

Wir stiegen eine aus der Kohle geschlagene Treppe hinab in die Höhle. Immer noch sprachlos sah ich mich staunend um. Da waren Diamanten in allen Größen und unterschiedlichen Zuständen:



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