Die Senfblütensaga - Hoffnung im Herzen by Clara Langenbach

Die Senfblütensaga - Hoffnung im Herzen by Clara Langenbach

Autor:Clara Langenbach [Langenbach, Clara]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783104913087
Herausgeber: FISCHER E-Books


Düsseldorf, 1920

ANTOINE

Er fragte sich, ob es wirklich klug gewesen war, mitzukommen. Was erwartete er überhaupt von diesem Ausflug? Außer dass er ein nachdenkliches Gesicht machen würde, um nicht zu offenbaren, wie wenig er von der Kunst im Allgemeinen und der modernen im Besonderen verstand. Den ganzen Weg über schwärmte Louise von den Künstlern, die sie in der Galerie von Johanna Ey anzutreffen hoffte. Hoffnungsvoll umklammerte sie die Mappe mit ihren Skizzen. Ihre Augen leuchteten. Bestimmt malte sie sich bereits aus, wie sie der berühmten Kunsthändlerin von ihren Projekten erzählte. Ihre Gefühle standen ihr ins Gesicht geschrieben. Ach was, sie war stets voller Emotionen, die sich in ihr sammelten und gärten wie in einer Dampfmaschine, und wenn ihre Seele den Druck nicht aushielt, kanalisierte sich alles in ihrer Kunst.

Zwischen ihnen ging Frederick in einer kurzen Hose, Strümpfen und einem Jäckchen mit einem großen weißen Kragen. Von ihnen dreien passte er wohl am besten in die noble Stadtmitte. Ein artiges Kind mit einem ernsten Gesicht. Manchmal machte sich Antoine Sorgen um diese ganz und gar nicht kindliche Ernsthaftigkeit. Ob der Krieg und die Flucht seiner kleinen Seele mehr zugesetzt hatten, als sie ertragen konnte? Wie ging es ihm damit, dass seine Eltern irgendwie zusammen waren und doch getrennt?

Seit er aus dem Krieg zurückgekommen war, hatte er gehofft, wieder die Nähe zu seinem Jungen zu verspüren, welche sie früher miteinander verbunden hatte. Seinen Sohn ins Bett zu bringen, ihm vorzulesen, war das Schönste, was Antoine sich vorstellen konnte. Doch manche Fäden waren nicht mehr zu knüpfen, wenn sie erst einmal gerissen waren. Frederick begegnete ihm stets mit größtem Respekt und Höflichkeit, aber auch mit Vorsicht, und zeigte sonst mehr Zuneigung Gusti gegenüber als seinem Vater.

Trotzdem wollte Antoine es nicht aufgeben. Vielleicht schaffte er es, einen Draht zu seinem Sohn zu finden? Vielleicht musste er sich etwas mehr Mühe geben und sich mit der Welt der Kunst beschäftigen, in die Frederick oft stundenlang eintauchte.

»Ich bin so gespannt!«, rief Louise voller Begeisterung aus, als sie in den Hindenburgwall einbogen. »Vielleicht habe ich wirklich eine Chance, vielleicht können meine Skizzen Frau Ey überzeugen!«

»Sie wird begeistert sein von deinen Arbeiten. Da bin ich mir sicher.« Er mochte wirklich, was Louise erschuf. Die Natur, die Früchte und die Blumen, die so menschliche Züge trugen und einem vermittelten, dass man sich selbst nehmen sollte, wie man war.

»Was auch immer passiert, es wird unglaublich bereichernd sein.« Sie beschleunigte ihre Schritte.

Fredericks kleine Hand schloss sich fester um Antoines Finger. Die Aufregung der kleinen Kinderseele sprang auch auf ihn über, vor allem, da Frederick seine Emotionen ihm gegenüber eher selten zeigte. Dafür sprudelte der Enthusiasmus umso mehr aus Louise. Hoffentlich vergaß sie bei all der Begeisterung nicht die eigentliche Aufgabe, die sie für Emma erledigen sollte. Immer wieder glitt ihr Blick umher, saugte die Umgebung buchstäblich auf. Der Hindenburgwall lag gar nicht so weit vom Protz der Kö und der Rheinpromenade entfernt, wirkte aber insgesamt weniger eitel, wie es Antoine vorkam. Das Grün der Bäume verlieh der Umgebung Frische, während die Fassaden eher schlicht waren und von klassischer Eleganz zeugten.



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