Die seltensten Bienen der Welt by Dave Goulson

Die seltensten Bienen der Welt by Dave Goulson

Autor:Dave Goulson [Goulson, Dave]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carl Hanser Verlag
veröffentlicht: 2017-02-26T23:00:00+00:00


Ecuador und die Kampfhummeln

Mögen deine Wege krumm, gewunden, einsam und gefährlich sein und zur unglaublichsten Aussicht führen. Mögen deine Berge sich in und über die Wolken erheben.

Edward Abbey

Warum eigentlich sind Studenten so langsam? Diese Frage verfolgt mich seit vielen Jahren. Jedes Universitätsgebäude, in dem ich bisher gearbeitet habe, hatte lange Flure, die während des Semesters mit Horden von ziellos herumbummelnden Studenten verstopft sind. Ja, einige sind ein bisschen übergewichtig, das muss sie wohl schwerfällig machen, und wieder andere sind mit Freunden auf FaceTime unterwegs oder chatten schnurlos auf ihrem iPhone, was sie vermutlich von dem komplexen Vorgang ablenkt, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Doch selbst die, die sich nicht im Internet herumtreiben oder nicht an der einen oder anderen Überdosis McDonald’s leiden, scheinen häufig in einem fast unmerklichen Tempo vorwärtszukriechen. Vielleicht haben sie einfach zu viel Zeit, und wir Dozenten sind schuld, weil wir ihnen nicht mehr zu arbeiten geben. Aber egal, warum, ich habe regelmäßig Probleme mit »Bummelstudenten«, weil ich selbst fast immer in Eile bin und sie mir jedes Mal wieder einen Hindernislauf aufzwingen. Es klingt vielleicht komisch, aber ich renne oft von Ort zu Ort, sogar in den Unifluren, und fast immer, wenn ich über den Campus gehe. Besonders gern laufe ich Treppen hinauf, wann immer ich die Gelegenheit habe, und ich finde es ausgesprochen frustrierend, wenn ich dann plötzlich hinter einer Phalanx von Mitzwanzigern lande, die die Treppe blockieren. Das Leben ist zu kurz für so ein Getrödel.

Angesichts meiner von Ungeduld geprägten und vielleicht etwas abseitigen Einstellung zur fußgängigen Fortbewegung war es für meinen idiotischen Macho-Stolz demütigend, mich im September 2014 auf einem steilen, matschigen Weg in den Anden plötzlich in der Nachhut zu finden und nur mit Mühe einer Gruppe Studenten hinterherzuhecheln. Der Bus hatte uns, so nah es ging, an unserem Bestimmungsort abgesetzt, etwa sechs Kilometer Dschungelpiste lagen vor uns, und nun schleppten sich die 13 Studierenden, zwei andere Betreuer und ich den glitschigen Weg entlang. Vier Maultiere trugen unsere Ausrüstung und die Rucksäcke, die den Tieren in unglaublich riesigen Bündeln auf den kräftigen Rücken gepackt worden waren. Vielleicht war es das Alter oder die Höhe oder der Jetlag, aber keine der vielen Entschuldigungen, die mir einfielen, war Balsam für meinen verletzten Stolz, als der letzte Student über mir im dunstigen Wald verschwand und mich, schnaufend und schwitzend, abgeschlagen zurückließ, während der Weg sich in die Wolken hinaufwand. Wie sich später herausstellte, kämpfte ich bereits mit den Vorboten einer Lebensmittelvergiftung, wahrscheinlich die Folge einer am Vortag verspeisten, ausladenden Fleischpastete von einem Straßenstand in Quito; die nächsten paar Tage lag ich völlig flach.

Wir waren für eine zweiwöchige Feldexkursion der University of Sussex hier, in der die Studierenden die wunderbare Biodiversität und Ökologie des Nebelwaldes kennenlernen sollten, in Hochlagen von 1500 bis 4000 Metern gelegenen Regenwäldern auf den steilen Hängen der Anden. Diese Wälder sind berühmt für ihre riesige Vielfalt an Vögeln, Orchideen, Schmetterlingen und vielem mehr. Ecuador, das nordsüdlich vom Kamm der Anden durchschnitten wird, ist einer der größten Biodiversität-Hotspots der Welt. Östlich



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