Die Seelenquelle by Stephen R. Lawhead

Die Seelenquelle by Stephen R. Lawhead

Autor:Stephen R. Lawhead [Lawhead, Stephen R.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy
ISBN: 3838719506
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 2013-03-21T23:00:00+00:00


***

»Lord Burleigh«, intonierte der Kammerdiener Seiner Lordschaft, »vergeben Sie mir mein Eindringen.«

»Was gibt es, Swain?«

»Ein Brief von Sotheby’s ist eingetroffen.« Der Gentleman des Gentlemans streckte den Arm aus und präsentierte ein kleines Silbertablett, auf dem sich ein cremefarbener Umschlag befand, der an den Earl of Sutherland adressiert war. Es gab keine Briefmarke; der Umschlag war also eigenhändig zugestellt worden. »Ich dachte, Sie würden lieber früher als später benachrichtigt werden, Sir.«

»Selbstverständlich.« Burleigh nahm den Umschlag, öffnete ihn und überflog die wenigen Zeilen, während der Diener stehen blieb und wartete. Dann legte der Earl den Brief sowie den Umschlag neben sich auf den Tisch und erhob sich. »Informieren Sie Dawkin, die Kutsche vorzubereiten. Ich gehe aus.«

»Sehr wohl, Sir.«

Noch innerhalb derselben Stunde saß Burleigh im Büro von Mr Gerald Catchmole, dem Chefhändler des Auktionshauses Sotheby’s. Ihm waren Whiskey und eine Zigarre angeboten worden, doch aufgrund der Tageszeit hatte er abgelehnt und stattdessen den danach angetragenen Tee angenommen. Während sie auf den Tee warteten, plauderten sie über die jämmerlichen Qualitätsmängel der Objekte, die gegenwärtig aus der Levante kamen.

»Wir sind natürlich verpflichtet, sie zu versteigern«, schnaubte Catchmole, »aber das geht mir irgendwie gegen den Strich.«

»Doch es ist ja nicht so, dass ihr durchschnittlicher Klient den Unterschied kennt«, erwiderte Burleigh. »Sie bekommen nichtsdestotrotz Ihre Provision, wage ich zu behaupten.«

»Aber Sie kennen nur zu gut den Unterschied, Mylord«, erklärte Catchmole in einem schmeichlerischen Tonfall. »Dies ist auch der Grund, weshalb ich Sie kontaktiert habe, sobald dies hereinkam.« Es klopfte an der Tür, und eine Frau mittleren Alters trat ein, die ein Tablett mit Teegeschirr trug. »Sie dürfen uns eingießen, Mrs Rudd«, wies der Händler sie an. »Und lassen Sie das Tablett hier, wenn es Ihnen recht ist. Wir bedienen uns dann selbst.«

Sie goss den Tee ein, verteilte die Tassen und zog sich anschließend ohne ein Wort zurück.

Als sie fortgegangen war, nahm Catchmole einen Schluck aus seiner Tasse und stellte sie dann zur Seite. »Ich dachte, Sie sollten der Erste sein, der das zu sehen bekommt«, sagte er und erhob sich. Er ging zu seinem Schreibtisch hinüber, holte eine hölzerne Zigarrenkiste hervor und reichte sie Burleigh. »Schauen Sie sich das mal an.«

Lord Burleigh nahm die Schachtel und öffnete den Deckel. Innen drin lagen, eingebettet in Seidenpapier, drei kleine Gegenstände: ein ägyptischer Skarabäus, die Statuette einer Frau in einem langen, mehrfach gestaffelten Stufenrock, die zwei sich windende Schlangen hielt, und eine geschnittene Gemme, die einen Mann mit einem Lorbeerkranz darstellte. Es handelte sich in der Tat um genau die Art von Objekten, die gegenwärtig in Mode waren – Imitationen davon überfluteten gerade im Moment den Antiquitätenmarkt in ganz Europa.

Burleigh blickte zum Händler hoch. »Ja und?«

»Schauen Sie bitte genauer hin«, forderte Catchmole ihn mit einem Lächeln auf.

Der Earl, der die Schachtel auf seinen Knien balancierte, ergriff die Statue. Sie war ungefähr sechs Zoll hoch und mit akribischem Geschick bemalt worden: Die Augen der Frau waren groß und weit geöffnet, ihre dunklen, auf ausgeklügelte Weise geflochtenen Haare lagen in Schichten übereinander; und die Schlangen – sie hielt in jeder Hand eine – ringelten sich mit weit aufgerissenen Mäulern um ihre Arme.



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