Die sechs Romane by Jane Austen

Die sechs Romane by Jane Austen

Autor:Jane Austen [Austen, Jane]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783159608068
Herausgeber: Reclam Verlag
veröffentlicht: 2015-09-18T16:00:00+00:00


Kapitel 41

Eine Woche war vergangen, seit Edmund angeblich in London war, und Fanny hatte noch nichts von ihm gehört. Aus seinem Schweigen ließen sich drei verschiedene Schlüsse ziehen, zwischen denen sie ständig schwankte und von denen sie abwechselnd jeden für den wahrscheinlichsten hielt. Entweder hatte sich seine Abreise verzögert, oder er hatte noch keine Gelegenheit gehabt, Miss Crawford allein zu sprechen – oder er war zu glücklich zum Schreiben!

Eines Vormittags, ungefähr um diese Zeit – Fanny war nun seit beinahe vier Wochen von Mansfield fort, eine Rechnung, die sie keinen Tag zu bedenken und aufzustellen vergaß –, als sie und Susan sich wie üblich gerade nach oben zurückziehen wollten, wurden sie durch das Klopfen eines Besuchers aufgehalten, dem sie bei Rebeccas Übereifer, die Tür zu öffnen – einer Pflicht, der sie immer besonders begeistert nachkam – nicht gut aus dem Weg gehen konnten.

Es war eine Männerstimme; es war eine Stimme, die Fanny schon erblassen ließ, als Mr. Crawford ins Zimmer trat.

Gesunder Menschenverstand wie ihrer wird sich im Ernstfall immer zu helfen wissen, und sie merkte, dass sie ihn ihrer Mutter vorstellen und ihr seinen Namen als »Williams Freund« ins Gedächtnis zurückrufen konnte, obwohl sie sich vorher niemals zugetraut hätte, in einem solchen Augenblick auch nur eine einzige Silbe hervorzubringen. Das Bewusstsein, dass man ihn nur als Williams Freund kannte, war ihr eine gewisse Hilfe. Nachdem sie ihn allerdings vorgestellt und alle wieder Platz genommen hatten, überkam sie Entsetzen bei dem Gedanken, wozu dieser Besuch womöglich führen würde, und sie fürchtete ernsthaft, in Ohnmacht zu fallen.

Während sie versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben, hielt ihr Besucher, der zunächst mit einem so lebhaften Ausdruck wie eh und je auf sie zugekommen war, vorsorglich und aus Rücksicht den Blick von ihr abgewandt und ließ ihr Zeit, sich zu erholen, während er sich ausschließlich ihrer Mutter widmete und sie mit äußerster Höflichkeit und Schicklichkeit, gleichzeitig aber mit einem Maß an Freundlichkeit, an Interesse wenigstens, das sein Benehmen vollkommen erscheinen ließ, ansprach und sich um sie bemühte.

Mrs. Prices Benehmen ließ ebenfalls nicht zu wünschen übrig. Animiert durch den Anblick eines Mannes, der sich so als der Freund ihres Sohnes erwiesen hatte, und von dem Wunsch erfüllt, sich ihm von ihrer besten Seite zu zeigen, floss sie über vor Dankbarkeit, vor ungekünstelter mütterlicher Dankbarkeit, die ihren Eindruck nicht verfehlen konnte. Mr. Price war außer Haus, was sie unendlich bedauerte. Fanny hatte sich gerade so weit wieder erholt, um sich zu sagen, dass sie den Umstand nicht bedauerte, denn unter den verschiedenen Gründen für ihre Befangenheit wog ihre Beschämung über das Zuhause, in dem er sie fand, am schwersten. Sie mochte sich Vorwürfe machen wegen dieser Schwäche, aber durch Vorwürfe war sie nicht zu beheben. Sie schämte sich, und sie hätte sich über ihren Vater noch mehr geschämt als über alles andere.

Sie sprachen von William, einem Thema, das Mrs. Price nie leid wurde; und Mr. Crawfords Lob über ihn war so überschwänglich, wie ihr Mutterherz nur wünschen konnte. Sie fand, sie hatte noch nie im Leben einen so



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