Die Schwester der Nonne by Hastings Susan

Die Schwester der Nonne by Hastings Susan

Autor:Hastings, Susan
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlagsgruppe Weltbild GmbH
veröffentlicht: 2013-02-21T16:00:00+00:00


Das Waldhaus

»Thomas, hilf mir!« Ein Schrei der Verzweiflung entrang sich Katharinas Brust, als sie ihres Freundes ansichtig wurde. Thomas, der mit zwei Holztrögen voller Milch angeschlurft kam, blieb überrascht stehen.

»Katharina! Was ist los?«

Katharina bot einen schrecklichen Anblick. Sie war in Tränen aufgelöst, ihr Haar umflatterte sie wild, der Saum ihres Kleides starrte vor Schmutz, und der Rock war zerrissen. Thomas stellte schnell die Milchtröge ab, und fing sie auf. Sie klammerte sich an seine Schultern. Ihr nach so langer Zeit wieder ganz nah zu sein, erfüllte ihn mit einem unbeschreiblichen Gefühl. Ihr Haar kitzelte an seiner Nase, und er verspürte den Duft ihres vom Lauf erhitzten Körpers. Doch die Umstände waren alles andere als glücklich. Er schob sie ein wenig von sich und schaute sie prüfend an.

»Was hast du angestellt?«

Sie blickte flehend zu ihm auf.

»Ich bin vor meinem Vater geflüchtet.«

»Das verstehe ich nicht. Und wo ist Maria?«

»Im Kloster. Du wirst sie niemals wiedersehen.«

Seine Miene zeigte Betroffenheit. Er hielt sie immer noch fest, als befürchtete er, sie zu verlieren.

»Sollst du auch ins Kloster gehen?«, fragte er beklommen.

»Nein, mein Vater will mich verheiraten, mit einem alten hässlichen Mann.«

Er presste sie wieder an sich.

»Das dürfen wir nicht zulassen«, murmelte er. Er legte seine Wange an Katharinas honigblondes Haar. Plötzlich fühlte er sich ganz stark und mutig, sein Beschützerinstinkt war geweckt. »Du kannst hier bleiben.«

Sie schüttelte heftig den Kopf.

»Nein, bei dir würde man mich zuerst suchen. Außerdem möchte ich dich nicht in Gefahr bringen. Du bist doch mein Freund.«

Gerührt drückte er sie an seine Brust.

»Danke, Katharina. Ein Freund lässt dich nicht im Stich.« Er überlegte. »Ich könnte dich zur alten Griseldis bringen.«

»Wer ist das?«

»Eine Kräuterfrau. Sie wohnt im Wald.«

»Eine Hexe?«

»Nein, sie ist nur eine weise Frau. Du wirst sie mögen. Allerdings …«

»Ja?«

»Sie lebt in recht bescheidenen Verhältnissen.«

»Das macht mir nichts aus. Sie dürfen mich nicht finden.«

»Sie?«

»Mein Vater und dieser Mann.« Katharina krallte sich an ihm fest. »Hilf mir, Thomas! Verstecke mich!«

Für einen Augenblick blitzte der Gedanke in seinem Kopf auf, welche Tragweite sein Entschluss, ihr zu helfen, haben könnte. Aber als er ihren biegsamen warmen Körper an seinem spürte, ihren erregten Herzschlag, das Kitzeln ihres Haares an seinem Kinn, da durchströmte ihn so viel Wärme und Liebe, dass er gar nicht anders handeln konnte.

»Bleib bis heute Abend im Kuhturm. Wenn ich die Tiere versorgt habe, bringe ich dich zu Griseldis.«

Er führte sie ins Innere des verschachtelten Gebäudekomplexes. In einer Vorratskammer sollte sie die Zeit bis zum Abend ver­bringen.

»Es ist genügend zu essen da, Buttermilch und Käse, Brot und Zwiebeln.«

Er warf ihr einen zärtlich-besorgten Blick zu, dann verschloss er die Tür und rückte eine Futterkiste davor. Durch das kleine Fenster fiel nur wenig Licht in die Kammer. Katharina machte es sich auf den Kornsäcken so bequem, wie es nur ging. Sie hatte keinen Appetit, der Kummer schnürte ihr den Magen zu. Wie hatte sich doch ihr Leben verändert.

Die behütete sorglose Kindheit war endgültig vorbei. Vorbei die Kinderspiele mit Philomena, die Tänze und Scherze, die Lektionen bei Magister Siebenpfeiffer und Klaus, die herrlichen Spaziergänge durch die



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