Die Schlange mit den Bernsteinaugen by Nikolai Bachnow

Die Schlange mit den Bernsteinaugen by Nikolai Bachnow

Autor:Nikolai Bachnow [Bachnow, Nikolai]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783896030153
Herausgeber: Leiv Buchhandels- und Verlagsanstalt
veröffentlicht: 2013-11-01T16:00:00+00:00


»Ihr seht ja, wie tot und begraben ich bin«, der Löwe peitschte die Erde mit seinem Schwanz. »Für eure Verbrechen bringe ich euch vors Oberste Tiergericht.«

Sein energisches Auftreten zeigte Wirkung. Einige der Raubkatzen zogen den Schwanz ein und wichen weiter zurück. Der Tiger mit dem abgebrochenen Zahn aber muckte auf:

»Augenblick mal, ob du nun tot bist oder nicht, wir haben deine Herrschaft satt. Die Schlange wird zurückkommen und dann sind wir die Mächtigsten nach ihr. Sie hat dich schon einmal besiegt, sie hat auch den Eisernen Holzfäller und in der Smaragdenstadt den Scheuch überwältigt. Dem Holzfäller hat sie das Herz und dem Scheuch seinen Verstand genommen.«

Der Löwe schwieg, er wusste nicht gleich eine Antwort. Mia oben auf dem Baum stieß wegen ihres Herrn ein trauriges Miau aus. Betty aber sagte:

»Ihr glaubt wohl alles, was diese Lügner euch erzählen?«

»Wieso denn nicht?«, erwiderte höhnisch der Säbelzahntiger. »Lelia hat uns sogar das Gehirn der Strohpuppe gezeigt.«

»Ach ja? Die Strohpuppe, wie du sie nennst, steht neben mir. Denkst du etwa, sie läuft ohne Gehirn herum?«

Erst jetzt schauten die Tiger, die sich bisher ganz auf den Löwen konzentriert hatten, den Scheuch an. Der wollte beweisen, dass er durchaus in der Lage war, kluge Gedanken zu fassen, und strengte seinen Kopf so sehr an, dass deutlich sichtbar seine beiden Nadelköpfe hervortraten.

»Tatsächlich, es ist der Scheuch und er hat noch seine Nadeln im Kopf«, murmelte der kleinere Tiger.

»Da seht ihr, wie ihr betrogen werdet«, fuhr die Prinzessin fort. »Diese Schlange hat euch irgendein Nadelkissen gezeigt, aber nicht das Gehirn meines Mannes.«

Die Tiger wurden unsicher, doch ihr Wortführer gab sich noch nicht geschlagen.

»Na wenn schon«, rief er, »wir erkennen den Löwen trotzdem nicht an. Am besten, wir lassen ihn gar nicht mehr weg von hier. Wir sind acht, und er ist nur einer. Los, Kameraden, fasst und tötet ihn!«

Er trat einen Schritt vor, aber nicht so weit, dass ihn der Löwe packen konnte. Die anderen Raubkatzen kamen ebenfalls näher.

Der Löwe hatte sich zum Sprung geduckt.

»Ach, so ist das«, rief er, »ihr wollt es mit mir aufnehmen. Na, dann kommt doch her, greift mich an. Die ersten beiden müssen dran glauben, das verspreche ich euch. Und wie ich sie zurichten werde! Wie’s danach weitergeht, werden wir ja sehen.«

»Du bluffst bloß«, knurrte der Tiger mit dem abgebrochenen Zahn. »Du weißt genau, dass du uns allein nicht besiegen kannst!«

»Wer ist hier allein?«, rief nun Betty. »Ihr habt wohl Sand in den Augen. Seht ihr nicht, dass wir vier sind, die Wildkatze oben in den Zweigen noch gar nicht mitgerechnet? Ihr denkt, mein Mann und ich sind Puppen, mit denen man leicht fertig wird. Aber der Scheuch und seine Freunde haben kürzlich erst das gefährliche Seemonster besiegt, das hundert Arme hatte und im Muschelmeer hauste. Sie sind seinerzeit mit der Hexe Gingema, mit den Fliegenden Affen und den Wölfen Bastindas fertig geworden!«

»Da war aber Elli dabei, die Fee des Tötenden Häuschens«, wandte der kleine Tiger ein, der sich in der Geschichte des Zauberlandes auskannte.

»Das stimmt«, sagte die Prinzessin. »Doch dafür steht diesmal das Mädchen Jessica neben mir.



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