Die Ratsherrentochter by Petra Waldherr

Die Ratsherrentochter by Petra Waldherr

Autor:Petra Waldherr
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2014-06-11T22:00:00+00:00


Feit Morstatt folgte dem Ratsherrn Brel die Treppe nach oben in die große Stube. Begeistert war er nicht gewesen, als er den Jungen Rat unten zur Tür hereinließ. Eher mürrisch bot er ihm jetzt in der dämmrigen Stube einen Stuhl an. »Nun, … um was geht es? Was wollt Ihr?«, fragte er schlecht gelaunt.

»Oh, eigentlich nichts Besonderes, … ich dachte nur, dass wir uns vielleicht ein Schlückchen zur Aussöhnung gönnen könnten.« Er hatte es sich auf dem Stuhl bequem gemacht und dabei den mitgebrachten Krug geschwenkt und auf den Tisch gestellt. »Während der gestrigen Ratssitzung … nun ja, … war unsere Diskussion etwas hitzig. Ich bin absolut Eurer Meinung, wenn Ihr sagt, dass man dem Adel am besten keine Ämter überlassen sollte. Allerdings würde ich im Falle von Michel von Lamersheim eine Ausnahme machen. Er wird sicher nicht seine Interessen zum Nachteil für Wymphen durchsetzen, und wenn im Oktober die Rats- und Ämterwahlen stattfinden …«

Weiter kam der Junge Rat nicht. Steffen Brel fiel ihm mürrisch ins Wort. »Wenn im Oktober die Ämterwahlen stattfinden, dann wird Michel von Lamersheim mit Sicherheit keines davon erhaschen … und jetzt will ich nichts mehr darüber hören!«

Feit Morstatt biss sich verärgert auf die Zunge. Er musste ruhig bleiben, wenn sein Plan glücken sollte. Er hielt den Mund und sah dem älteren Ratsherrn dabei zu, wie dieser zwei Gläser aus dem Regal holte, um sie neben den Krug mit Rotwein auf den Tisch zu stellen. Einem Schlummertrunk war er also – trotz der Meinungsverschiedenheit – nicht abgeneigt und ließ sich den süffigen Rebensaft wie immer nicht entgehen.

Die Tür wurde geöffnet und die Stieftochter des Hausherrn trat ein. Vorsichtig balancierte sie in der einen Hand eine Schüssel mit Brot, Salzfleisch und hart gekochten Eiern und in der anderen eine Flasche, die Feit Morstatt nur zu gut kannte. Als sie den späten Gast bemerkte, blieb sie überrascht stehen.

»Oh! Ich wusste nicht, dass … soll ich noch einen zweiten Teller bringen?«

»Nein, nein! Das ist nicht nötig. Ich werde nicht mehr lange bleiben, habt Dank«, säuselte der Jüngere der beiden und hob sein halb leeres Glas. Er wartete, bis Anna den Raum wieder verlassen hatte. Aufmerksam beobachtete er den Ratsherrn, der in der gleichen Zeit mindestens drei Gläser mehr von dem Wein getrunken hatte als Feit selbst. Die Unterhaltung lief schleppend, da er sich immer wieder Brot und Fleisch mit seinem wunderschönen dreiflächigen Dolch abschnitt und in den Mund stopfte. Inzwischen hatte er auch schon einen recht schläfrigen Blick, was Feit aber nur recht sein konnte. Dann war er nämlich nicht mehr allzu aufmerksam.

»Meine holde Gattin besteht darauf.« Steffen Brel deutete auf die bauchige Flasche aus grünem Glas. Mit zitternder Hand öffnete er den Verschluss und nahm einen großen Schluck. »Äh! … Igitt!«, schüttelte er sich. »Sie ist der Meinung, dass einen dieses widerliche Zeug länger am Leben hält. Immer dann, wenn sie den Casper Haug irgendwo erwischt, lässt sie sich die Flasche erneut füllen. Diesmal ist aber selbst ihr das Gebräu zu bitter – darum muss ich es meiner Gesundheit zuliebe einnehmen.



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