Die Quelle der Seelen by Richard Doetsch

Die Quelle der Seelen by Richard Doetsch

Autor:Richard Doetsch
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Thriller
ISBN: 9783838725710
Herausgeber: Bastei Luebbe
veröffentlicht: 2012-12-25T23:00:00+00:00


37.

Sie waren dreißig an der Zahl, Männer und Frauen, und die meisten waren Ärzte, doch waren auch ein paar Politiker und hochrangige Geschäftsleute darunter, die im Vergleich zu ihren intellektuellen Gegenspielern aalglatt und wie die Verkörperung des Kapitalismus wirkten: moderne Medizin im Spiegel ihrer Vertreter. In Zehnergruppen strömten sie im Abstand von zwei Minuten aus dem Lastenaufzug, dem einzigen Fahrstuhl, der für die zehn Etagen hin und zurück drei Minuten brauchte wie ein schmerzhaft langsames Förderband, mit dem das Aufgebot an VIPs von oben nach unten transportiert wurde. Sie blieben nach ihrer Ankunft alle im Empfangsbereich und labten sich dort an der frühmorgendlichen Auswahl an frischen Piroggen, Obst und schwarzem Kaffee.

Dr. Skowokow und sein Team mischten sich unter die Anwesenden. Alle wollten sie seine Aufmerksamkeit, hofften, sich einschmeicheln zu können bei dem Mann, der die Zukunft Russlands als wieder bedeutende und führende Nation auf dem Gebiet der Medizin in den Händen hielt. Er war wie ein Rockstar, der nach einer mysteriösen fünfzehnjährigen Bühnenabstinenz sein Comeback feierte. Es war die Zusammenführung alter Mächte mit der jüngeren Generation, die nach Anerkennung lechzte in einer Welt, in der man sie auf einen zweiten Platz verbannt hatte.

Einer der Ärzte stand allein im Abseits, umklammerte einen mittelgroßen Seesack und ignorierte die Unterhaltungen um ihn her. Er schien die Gesichtszüge jedes Einzelnen zu studieren. Seine hohe Gestalt und sein straffer Körper unterschieden sich deutlich von den schwammigen Figuren der Mediziner, die um ihn her in der Runde standen. Und raue, kräftige Hände besaß er, nicht die feingliedrigen Hände eines Chirurgen, nicht die Hände eines Menschen, der besessen davon war, intellektuelle Ziele zu erreichen oder Geld zu zählen. Busch verbarg sich in der Dunkelheit hinter dem Gitter der Klimaanlage und sah ihn sich genauer an. Für die anderen Russen war der Mann lediglich ein weiterer Arzt, aber für Busch, den ehemaligen Polizisten, war er eine Bedrohung. Dieser Mann war nicht aus intellektueller Neugier hier, oder um wissenschaftlich voranzukommen.

Ein leiser Glockenklang riss Busch aus seinen Gedanken. Die erregte Menschenmenge bewegte sich in Richtung des Zuschauerraums. Alle lächelten Skowokow an, nickten ihm zu und wünschten ihm alles Gute, als stehe er kurz vor einem Bühnenauftritt. Die gesamte Gruppe betrat den Zuschauerraum, der sich hinter dem großen Fenster auftat, durch das man in den Operationssaal blicken konnte, und rasch nahmen alle ihre Plätze ein und unterhielten sich dabei nur im Flüsterton, um den Künstler ja nicht zu stören. Mit einem lauten Klacken schloss sich die schwere Brandschutztür aus Metall hinter ihnen, und sie verstummten vor gespannter Erwartung.

Im Foyer wurde Skowokow von den Mitgliedern seines Teams umringt, die mit hörbarer Erregung die letzten Fragen stellten und ihre letzten Instruktionen entgegennahmen. Und dann, wie auf ein Stichwort, öffnete sich die Tür des Fahrstuhls. Zwei medizinisch-technische Assistenten schritten neben einer Trage, auf der Genevieve Zivera lag. Es raubte Busch den Atem, als er die nahezu leblose Gestalt der Frau erblickte. Niemand hatte Mitleid mit ihr; alle betrachteten sie mit reiner Profitgier und sahen sie als ein Objekt, das es auszubeuten galt. Busch brauchte



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