Die Mission des Goldwäschers by Dorweiler Ralf H

Die Mission des Goldwäschers by Dorweiler Ralf H

Autor:Dorweiler, Ralf H. [Dorweiler, Ralf H.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman-Historisch
ISBN: 9783751741965
Amazon: B0BL7ZRL25
Goodreads: 122359062
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2023-09-29T07:00:00+00:00


22

Auf dem Weg nach Speyer, 17. Juni 1771

Noch vier Tage bis zum längsten Tag des Jahres

Ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich vorhin die Worte der Schufte wiederholte«, flüsterte Goethe, als er zur Begrüßung Eleonores Hand ergriff und nicht mehr loslassen zu wollen schien. »Ich persönlich finde vielmehr, dass dich die Hose außerordentlich gut kleidet.«

Sie setzte ein herzloses Lächeln auf und versuchte, dem Studenten ihre Hand zu entziehen. Endlich begriff er ihre Zeichen und ging weiter. Er tauschte einen Händedruck mit Frieder, anschließend unterhielten sie sich kurz.

Eleonore hingegen wandte sich derweil dem Vater zu, der etwas abseits über die Straße und das Waldstück blickte. In seinen Augen spiegelte sich neben dem Wrack der Kutsche auch Mutlosigkeit.

»Was ist los, Papa?«

»Ach, nichts. Ich will nur kurz in Ruhe nachdenken.«

»Was bedrückt dich?«

»Woher …«

»… Ich kenne dich, Papa!«

Der Vater nickte kraftlos. Seine Schultern fielen herab.

»Also, heraus mit der Sprache!«

Er klang müde, als er sagte: »Unsere Suche nimmt einen ganz anderen Verlauf, als wir es uns gedacht hatten.«

»Ja. Katastrophal anders. Aber wann ist jemals irgendeine Aufgabe einfacher gewesen, als sie sich am Anfang angehört hat? Wir kennen das doch und trotzen seit Jahren erfolgreich allen Widrigkeiten des Lebens.«

Die Miene des Vaters verdüsterte sich weiter. »Ich denke ernsthaft darüber nach, ob wir die Suche nicht lieber aufgeben sollen«, flüsterte er schließlich.

Das fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht. »Das kann nicht dein Ernst sein!«

Doch er nickte. »Wir befinden uns in Wasser, das zu tief ist für uns. Ich habe den Eindruck, dass wir nur noch schwimmen. Dabei wissen wir nicht, ob unser Ziel überhaupt existiert. Am Ende sind wir so weit hinausgeschwommen, dass uns die Kraft zum Umkehren fehlt.«

»Das Buch, die Geheimschrift, die Rätsel«, zählte Eleonore auf. »Warum sollte jemand die Mühe auf sich nehmen, all das nur vorzutäuschen? Das waren deine Worte, mit denen du Fürstabt Beda überzeugt hast, dass er uns unterstützt, erinnerst du dich?«

»Ja, schon …«

»Und dann dieser Baron mit seinen Männern. Offenbar sind wir nicht die Einzigen, die an die Existenz des Nibelungenschatzes glauben.«

»Ja, ja«, tat Vater das ab, als Eleonore seine Argumente außer Kraft gesetzt hatte.

»Aber?«, fragte sie, denn sie merkte, dass doch noch mehr dahinterstecken musste.

»Aber …« Er zögerte. »Die Suche ist zu gefährlich geworden. Ich kann nicht weiter verantworten, dass dir jemand ein Leid antun könnte.«

»Du willst lieber ohne mich weitermachen?«

»Vielleicht sollten wir die ganze Suche abblasen«, erwiderte er. »Zumindest für jetzt. Wenn Gras über die Sache gewachsen ist, können wir ja im kommenden Jahr einen neuen Anlauf wagen.«

Eleonore verstand die Welt nicht mehr. Das war doch nicht ihr Vater, der Hunderte Meilen riskanten Wegs auf sich nahm und wenn es sein musste, keinem Ärger aus dem Weg ging, um ein einziges altes Manuskript erwerben zu können.

»Du hast mich mein halbes Leben auf Reisen mitgenommen, die mindestens ebenso gefährlich waren. Und da war ich anfangs noch ein kleines Kind«, entgegnete sie überrascht.

Das Gesicht des Vaters sprach Bände. Eleonore war Tag für Tag, Stunde um Stunde mit ihm zusammen und kannte ihn fast besser als sich selbst.



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