Die Meute der Erben by Hauptmann Gaby
Autor:Hauptmann, Gaby [Hauptmann, Gaby]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492961554
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2015-05-31T16:00:00+00:00
Bernadette rief sofort Thekla an, die sich einen Juchzer nicht verkneifen konnte. »Na, klasse«, sagte sie, »ich rufe sofort diesen Psychiater an. Jetzt fängt Vater schon an, die Leute in seinem eigenen Haus umzubringen. Das läuft unter mehr als gewalttätig. Ich sage dir, da strickt der was draus, und ruck, zuck sind wir unsere Probleme los!«
Bernadette zögerte. »Also Gefängnis fände ich nicht so gut. Ist schließlich unser Name. Und unser Vater – das nicht zu vergessen!«
»Keiner spricht von Gefängnis. Aber wenn Vater gewalttätig wird, in welcher Form auch immer, fällt das unter Paragraph frag-mich-nicht dieses Betreuungsgesetzes. Gewalttätig gegen sich oder andere Personen, steht da. Oder so ähnlich. Ich habe es jetzt nicht vor Augen.«
»Nun gut.« Bernadette stand, wie so oft, vor ihrem Wohnzimmerfenster und schaute hinaus. Es war ein trostloser Ausblick. Den Rest ihres Lebens wollte sie hier nicht verbringen. Das rechtfertigte vielleicht nicht alles, aber doch zumindest einiges, und sicherlich so viel, daß diese junge Frau nicht abgreifen konnte, was ihr nicht zustand.
»Wir werden das schon schaffen«, hörte sie Thekla sagen. »Ich rufe jetzt die anderen an!«
»Wie geht es eigentlich Gerhard?« fragte Bernadette schnell nach.
»Seit wann interessierst du dich für Gerhard?«
Gar nicht. Sie wollte nur noch etwas Nettes sagen. Interesse heucheln. »Nun, weil es ihm doch nicht so besonders ging«, sagte sie ausweichend.
»Es geht ihm immer noch nicht so besonders. Geschieht ihm recht!«
»Und wie geht es Barbara?« fragte sie automatisch.
»Barbara?«
Sie hörte die Verwunderung aus Theklas Stimme heraus.
»Ich schätze mal gut. Geld scheint sie keines zu brauchen, sonst hätte sie sich schon gemeldet!«
»Dann ist ja alles bestens!« sagte Bernadette, ohne länger nachzudenken, und legte auf.
Das Leben war, wie’s war. Man konnte nur für sich selbst das Beste daraus machen.
Niklas hatte Julia mit widersprüchlichen Gefühlen in die Villa gebracht. Klar, jetzt war es heraus, und er war erleichtert. Die Dinge lagen nicht mehr in seiner Hand, was kam, das kam. Que sera, sera! Völlig richtig. Auf der anderen Seite war dieses prikkelnde Gefühl auch weg. Es hatte schon seinen Reiz gehabt, mit Dingen zu spielen, die über ihn hereingebrochen waren. Er war nicht der fordernde Typ, die Dinge geschahen ihm einfach. Oder eben auch nicht. Jetzt befürchtete er allerdings, daß überhaupt nichts mehr geschehen würde, denn Julia zeigte sich seit seiner Beichte mehr als reserviert.
Der erste Blick auf die Runde am Tisch offenbarte ihm, daß etwas passiert war. Nicht, weil sie gleich damit herausgeplatzt wären, sondern weil sie das eben nicht taten. Es war geradezu unheimlich still. Aber Anno warf ihm einen Blick zu, der ihn auf Anhieb schuldig machte. Er spürte, daß es um ihn ging, und er dachte sofort an Angelika. Da war etwas schiefgelaufen, möglicherweise hatte sie angerufen und nach ihm gesucht. Und war daraufhin von Romy an Anno verwiesen worden, oder weiß der Teufel was. Jedenfalls gab es Arger, da brauchte man kein Prophet zu sein.
Julia ging unbefangen voraus, küßte ihren Großvater zur Begrüßung und fragte dann, bevor sie sich setzte: »Ist was? Ihr seid so komisch!«
Claudio schaute sie an und wartete, bis sie saß. »Romy ist tot«, sagte er dann kurz und ohne jegliche Betonung in der Stimme.
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