Die Lilien by Ellis

Die Lilien by Ellis

Autor:Ellis
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


36

* * *

Marlee und ich waren kaum aufgestanden, als ungefähr zweihundert Meter unterhalb unseres Zeltes eine Taschenlampe in der Dunkelheit auftauchte, zwei weitere folgten wenige Sekunden später. Im Gegensatz zu der Lampe der unbekannten Frau handelte es sich um ganz normale Taschenlampen. Ihr helles weißes Licht war in der mittlerweile mondlosen Nacht nicht zu übersehen. Sofort gingen Marlee und ich wieder in Deckung.

»Hier ist ja ganz schön was los«, flüsterte ich.

Bereits waren leise Geräusche zu vernehmen. Die Gruppe trat jede Menge Steine los, und ab und zu glaubte ich sogar, Stimmen zu hören.

»Meinst du, die gehören zu ihr?«, fragte Marlee.

»Das glaube ich kaum«, erwiderte ich. »Erstens würde sie sich nicht allein abseilen, wenn sie Hilfe dabei hätte, und zweitens würde sie sich ja wohl kaum derart geschickt an unserem Zelt vorbeischleichen, bloß damit uns ihre Begleiter danach mit hellen Lampen und Gerede wecken konnten.«

Die drei Lichter kamen schnell näher, sie waren höchstens noch hundertfünfzig Meter von unserem Lager entfernt.

»Komm mit!«, sagte ich. »Wir müssen unsere Rucksäcke und die Kletterausrüstung aus dem Zelt holen und uns wieder verstecken, bevor die drei unser Lager erreicht haben!«

Ich stand auf und eilte so schnell ich konnte in Richtung unseres Zeltes, Marlee folgte dicht hinter mir. Weil wir unsere Taschenlampen nicht benutzen konnten, kamen wir nur langsam voran. Als wir das Zelt endlich erreicht hatten, waren die Stimmen unserer neuesten Besucher bereits deutlich zu hören, offenbar alles Männer. Ich duckte mich in das Zelt und tastete in der Dunkelheit nach unseren Rucksäcken. Nachdem ich Marlee ihren Rucksack hinausgereicht hatte, streifte ich meinen eigenen über die Schultern und suchte verzweifelt nach der Tasche mit der Kletterausrüstung, fand sie jedoch nicht. Im nächsten Augenblick glitt der Strahl einer Taschenlampe über die Außenwand des Zeltes und tauchte den Innenraum für den Bruchteil einer Sekunde in einen gelborangen Schimmer. So schnell ich konnte krabbelte ich zum Ausgang, der glücklicherweise auf der den Männern abgewandten Seite des Zeltes lag, und machte mich auf den Weg zurück auf den Kamm oberhalb unseres Lagers. Marlee war einige Meter vor mir und bewegte sich schnell. Ich folgte ihrem schemenhaften Umriss und dem leisen Knirschen ihrer Schritte zurück zu der breiten Felsplatte auf dem Gipfel, von der aus wir unser Lager gefahrlos beobachten konnten.

Die drei Männer hatten unser Zelt erreicht, einer war bereits im Inneren, die beiden anderen suchten mit den Lampen die Umgebung ab. Für einen kurzen Augenblick waren vor dem Hintergrund der gelben, von einer Lampe erhellten Zeltplane die Umrisse einer Pistole zu sehen.

»Zwei davon kenne ich!«, sagte Marlee. »Das sind die Typen, die mich in London verfolgt haben!«

»Bist du sicher?«, fragte ich zweifelnd. »Deren Gesichter sind im Schein der Taschenlampen aus der Distanz doch kaum zu erkennen.«

»Es sind nicht bloß die Gesichter, ich erkenne auch den Körperbau und die Art, wie sie sich bewegen. Der eine ist klein und pummelig, der andere groß und hager. Das sind die beiden, ganz bestimmt!«

»Die Sache mit dem Picasso scheint kein großes Geheimnis mehr zu sein«, sagte ich. »Nun sind außer uns schon mindestens vier andere Parteien dem Gemälde auf der Spur.



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