Die letzte Tide Kriminalroman by Kari Köster-Lösche

Die letzte Tide  Kriminalroman by Kari Köster-Lösche

Autor:Kari Köster-Lösche [Köster-Lösche, Kari]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426558577
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2012-08-22T16:00:00+00:00


Einmal in Tönning, beschloss Hansen, die Flora doch noch zu durchsuchen. Jetzt im Sommer war es bis in die Nachtstunden hell genug. Er holte sich bei Andreas Matthiesen den Schlüssel und sein Einverständnis. Die Werft hatte anscheinend schon Feierabend gemacht, jedenfalls sah er dort keinen Menschen, als er an Bord der Schmack stieg.

Das Innere der Schmack roch muffig, wie immer in einem Schiff, das lange liegt. Noch heruntergekommener und verwahrloster als vorher, stellte Hansen fest, als er sich in der unordentlichen Achterkajüte des Kapitäns umsah. Man konnte meinen, dass Schiffe in Trauer versinken, wenn sich niemand um sie kümmert. »Vielleicht gehst du bald wieder auf Fahrt«, murmelte er und streichelte mitleidig die Back. Gut, dass ihn dabei niemand sah. Aber ihm ging es mit Schiffen wie anderen Leuten mit ihren Hunden.

Danach konzentrierte er sich auf seine Aufgabe.

Die Schapps hatte Schliemann durchsucht. Auch die Stauräume in der Bilge des Kapitänsraums. Eben alle Hohlräume, die durch Grifflöcher signalisierten, dass man sie öffnen und in ihnen Proviant oder persönliches Besitztum unterbringen konnte. Aber wenn ein Kapitän illegale Geschäfte betrieb, musste es auch Schränke geben, die so einfach nicht zugänglich waren.

Wo konnten die sich befinden?

Hansen setzte sich auf eine Koje und sah sich um. Eigentlich waren alle Außenwände von Schrankraum eingenommen, abgesehen von der kleinen Partie, die am Heck oberhalb der Eignerkojen die Befestigung für das Ruderblatt verbarg. Dort hingen eine Glasenuhr, ein Barometer und ein Kompass, dazu bestimmt, dass der Kapitän auch aus der Koje den gesegelten Kurs überprüfen konnte.

Er stieß einen Seufzer aus. Er würde sich einen ganzen Tag zur Durchsuchung der Schmack vornehmen, in Begleitung von Matthiesen. An diesem Abend war es für eine so umfangreiche Arbeit zu spät.

Schon im Weggehen klopfte Hansen an das Barometer, das ihm gutes, beständiges Wetter bestätigte, geeignet, um am nächsten Tag bei hellem Tageslicht auch durch den Frachtraum und weitere finstere Gelasse der Schmack zu kriechen.

Die Nadel zitterte, wie erwartet. Eigentlich wackelte das Barometer. Hansen klopfte noch einmal, um festzustellen, dass die ganze Wand durch seinen Zeigefinger erschüttert wurde.

Dahinter befand sich ein Hohlraum. Anscheinend hatte er ein getarntes Gelass entdeckt. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis er den Mechanismus gefunden hatte, mit dem die Klappe zu öffnen war.

Dahinter lag ein Bündel mit Geld. Hansen interessierte sich aber mehr für die dünnen schwarzen Bücher, die sich daneben befanden. Das oberste war das Seefahrtsbuch, das Wolf vermisste. Das Buch, das dem Polizisten Heinrich Schulze unverfängliche Fahrten in der Nord- und Ostsee bescheinigte, auch bevor er auf der Flora angemustert hatte. Keinerlei Erwähnung von Dieppe oder Holland wie in dem Buch, das sie unter Heinrichs Sachen gefunden hatten und das im Vize-Konsulat von Zaandam für abgeschlossen erklärt worden war. Fretwurst hatte das Seefahrtsbuch angeblich nicht finden können, in Wahrheit aber wohl versteckt, damit niemand Heinrich anhand der Schiffsnamen nachspüren konnte.

Noch mehr überraschte Hansen das zweite Seemannsbuch. Es gehörte Sören.

Bestürzt machte er sich klar, was es zu bedeuten hatte: Sören hatte nicht abgemustert. Er war tot.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.