Die Honigfabrik by Tautz Jürgen; Steen Diedrich

Die Honigfabrik by Tautz Jürgen; Steen Diedrich

Autor:Tautz, Jürgen; Steen, Diedrich [Tautz, Jürgen; Steen, Diedrich]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-GVH Religion und Gesellschaft
veröffentlicht: 2017-03-19T23:00:00+00:00


Kraftnahrung aus dem Blütenmeer – der Pollen

Knifflig ist auch die Ernte eines anderen Produktes, das die Bienen sammeln: des Pollen, der kleinen Körnchen also, die als »Blütenstaub« die männlichen Keimzellen der meisten Blütenpflanzen bilden. In diesem Buch war schon oft von ihm die Rede: Er ist, neben dem Honig, der wichtigste Energielieferant für die Honigfabrik. Bietet Honig die Energie in Form von Kohlenhydraten, die ein Volk zum Leben benötigt, so finden die Bienen im Pollen die Eiweiße und Fette, die Vitamine und Spurenelemente, die sie zum Überleben und besonders für die Ernährung der Bienenbrut brauchen.

Die Bienen kommen zum Pollen, indem sie ihn buchstäblich abstauben. Wenn sie in einer Blüte den Nektar aus dem Blütenkelch saugen, müssen sie in der Regel an den Stempeln vorbei, auf denen die Pflanzen den Pollen bilden. Sie werden mit dem Blütenstaub dann richtig eingepudert. Ja, manche Pflanzen haben im Laufe der Evolution sogar kleine Mechaniken ausgebildet, mit denen sie Bienen den Blütenstaub aufdrücken, so z.B. das drüsige Springkraut. Bienen, die aus den Blüten dieser Pflanze Nektar geholt haben, kehren mit zwei »Ralleystreifen« zum Flugloch zurück: Auf der Oberseite ihres Brustkörpers haben sie zwei weiße Pollenlinien. Die Pflanze hat ihnen diese, als sie tief in der Blüte steckten, aufgestempelt. Allerdings bringen nicht nur nektarsammelnde Bienen den Pollen sozusagen als Zugabe mit. Besonders im Frühjahr, wenn das Volk wächst und viel Eiweiß gebraucht wird, konzentriert sich ein Teil der Sammelbienen auch ganz auf das Einbringen dieser Kraftnahrung. So sieht man Bienen, wie sie im Blütenstaub der Saalweidenblüten richtiggehend baden. Die klebrigen Pollen bürsten sie sich dann, während sie nach Hause fliegen, mit ihren Beinen von den Körperhärchen und sammeln sie als kleine Kugeln, den »Pollenhöschen«, in speziellen Taschen an den Hinterbeinen. So behost kommen sie dann im Stock an (vgl. Bild 13 und 14).

Imker können vor allem im Frühjahr, wenn die Bienen ihn in Fülle einbringen, Pollen ernten. Dazu wird vor dem Flugloch ein Lochgitter mit einem Auffangbehälter angebracht. Wenn die zurückkehrenden Pollensammlerinnen sich durch die Löcher zwängen, um zu den Schwestern in den Stock zu gelangen, fallen die Pollenkugeln von den Beinen ab und in den Sammelbehälter hinein. Die bunten Kugeln müssen dann noch schonend getrocknet werden und sind gebrauchsfertig.

In der Apitherapie und auch bei manchen Sportlern gelten Pollen als außerordentlich wirksames Nahrungsergänzungsmittel. Reich an Eiweißen, Spurenelementen und Vitaminen sollen sie Kondition und Verdauung, Stimmung und Immunsystem positiv beeinflussen. Allerdings: Auch Pollen kann allergische Reaktionen auslösen und – er ist nicht leicht zu verdauen. Denn die kleinen Pollenkörnchen sind von einer harten Schutzschicht umgeben, die es dem Körper schwer macht, an die Inhaltsstoffe zu gelangen.

Besser ist es, wenn diese Schutzschicht schon etwas aufgebrochen ist. Bienen bekommen das hin, indem sie den Pollen mit Enzymen aus ihrem Speichel und Drüsensekreten sowie durch die Beigabe von Honig aufschließen. Den Teil des Pollens, den sie nicht unmittelbar verfüttern, lagern sie zudem in Zellen ein, wo der Blütenstaub – mit Honig, Enzymen und Sekreten gemischt – aufbewahrt wird. So gelagerter Pollen wird »Bienenbrot« oder auch »Perga« genannt, das angeblich in



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