Die Hexe von Freiburg (German Edition) by Fritz Astrid

Die Hexe von Freiburg (German Edition) by Fritz Astrid

Autor:Fritz, Astrid [Fritz, Astrid]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Tags: Belletristik/Historische Romane, Erzählungen
Herausgeber: Rowohlt (com)
veröffentlicht: 2009-10-04T22:00:00+00:00


19

«Stell dir vor, der Bodensee ist zugefroren!»

Catharina stand am offenen Herdfeuer in der Küche, um sich die Hände zu wärmen, während sich Benedikt das Wams zuschnürte. Nach wochenlangem Schneefall hatte ein Frost eingesetzt, wie ihn die Menschen aus der Gegend noch nicht erlebt hatten. Die Welt bestand nur noch aus Schnee und Eis. Das Mehl wurde wieder einmal knapp, da die wassergetriebenen Mühlen stillstanden, und selbst im Hause Bantzer mussten Eicheln und Hafer ins Brot gemischt werden.

«Ist ein gefrorener See etwas Besonderes bei dieser Hundekälte?», fragte Benedikt.

«Weißt du denn nicht, wie riesig der Bodensee ist? Er ist so groß wie ein richtiges Meer, du kannst das andere Ufer nicht sehen, so weit weg ist es. Und jetzt kann man zu Fuß oder sogar mit dem Wagen in die Schweiz hinüber.»

«Aha», lachte er. «Da sieht man wieder, wie dumm ich bin. Ich dachte, der Bodensee sei ein Weiher draußen bei euch in Lehen.»

Catharina sah ihn prüfend an. Sie konnte manchmal nicht einschätzen, ob er sie auf den Arm nahm oder etwas tatsächlich nicht wusste.

Benedikt küsste sie. «Wenn es nicht so kalt wäre und du meine Frau wärst, würden wir uns gleich auf den Weg machen und quer über den See laufen. Aber leider ist alles ganz anders, und ich muss wieder in die Werkstatt hinunter.»

Er legte seine Lederschürze an, die sie als Unterlage auf dem Fußboden ausgebreitet hatten, und klopfte leise dreimal gegen die Tür zum Esszimmer. Barbara öffnete die Tür von außen: «Ihr könnt heraus, es ist niemand da.»

Catharina fand diese Zeremonie nach wie vor entwürdigend, aber das Stelldichein in der Küche unter der wachsamen Obhut von Barbara und Elsbeth war im Moment für sie die einzige Möglichkeit, sich allein und ungestört zu treffen. Catharina dachte mit Sehnsucht an den Frühling, wenn die Tage wieder länger sein würden und sie sich in Benedikts Zimmer sehen konnten.

Doch die bittere Kälte hielt noch lange an. Die Armen, die kein Obdach in den Spitälern und Armenhäusern fanden, liefen Gefahr, auf offener Straße zu erfrieren. Harmlose Erkältungskrankheiten ließen die Geschwächten wie Fliegen dahinsterben. Da die Erde eisenhart gefroren war, konnten die Leichen nicht bestattet werden und mussten in eigens dafür errichteten Hütten draußen vor der Stadt gelagert werden. Seit zweieinhalb Jahren spielte das Wetter nun schon verrückt, und inzwischen erreichte der lange Arm des wirtschaftlichen Niedergangs auch die reicheren Bürgerhäuser.

Wegen der schlechten Auftragslage war Michael jetzt häufiger als sonst in der Werkstatt oder im Haus. Von den wenigen Kundenbesuchen abgesehen, verließ er das Haus nur noch für die wöchentlichen Zunftversammlungen. Catharina vermutete, dass ihm seine Geliebte davongelaufen war, denn er wirkte unzufriedener und unruhiger denn je. Hinzu kamen seine Sorgen um die Werkstatt. Um niemanden entlassen zu müssen, zahlte er jetzt weniger Lohn aus, was alle ohne Murren hinnahmen. Aber wie lange konnte das gut gehen?

Auch Catharina hatte jetzt erheblich weniger Geld zur Verfügung, und Barbara und Elsbeth verzichteten freiwillig auf ihr Taschengeld. Michael suchte zunächst nach Auftraggebern in den Nachbarorten, reiste nach Breisach, Emmendingen und Waldkirch. Vergeblich. Außer einer Menge Unkosten kam nichts dabei heraus.



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