Die geheimnisvolle Reiterin 05 - Die Rueckkehr der Mondpriesterin by Felten Monika

Die geheimnisvolle Reiterin 05 - Die Rueckkehr der Mondpriesterin by Felten Monika

Autor:Felten, Monika [Monika, Felten]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Die geheimnisvolle Reiterin
Herausgeber: vampyrella
veröffentlicht: 2014-08-15T00:00:00+00:00


White Ladys Geheimnis

»Da vorn ist es!« Mit ausgestrecktem Arm deutete Fions Vater auf eine kleine, moosbedeckte Hütte, über deren Esse eine dünne hellgraue Rauchfahne fast senkrecht in die Höhe stieg. »Wir haben Glück. Sieht ganz so aus, als ob der alte Norin daheim ist.«

Er schnalzte mit der Zunge und lenkte sein Pferd im Schritt auf die Hütte zu. Fion und Eanna folgten ihm mit White Lady in kurzem Abstand.

»Bald werden wir wissen, wo deine Freundin ist«, wandte sich Eanna tröstend an Fion. »Dann wird alles gut.«

»Möge die heilige Mutter Mongruard deine Worte erhören.« Fions Stimme klang angespannt. Seit sie vom Hof des Königs aufgebrochen waren, verspürte er eine große Unruhe, die allerdings nicht nur von der Sorge um Mailin herrührte. Immer wieder fragte er sich, wie es ihm gelingen konnte, etwas über die Entführung der Stute vor vielen Sommern in Erfahrung zu bringen, ohne dass Eanna etwas davon mitbekam. Bisher hatte er das Problem immer vor sich hergeschoben und darauf gehofft, dass sich irgendwann schon eine Lösung dafür finden würde.

Diese Hoffnung hatte sich nicht erfüllt und nun, da sie ihr Ziel fast erreicht hatten, blieb ihm nichts anderes übrig, als alles auf sich zukommen zu lassen und auf eine glückliche Wendung oder günstige Gelegenheit zu warten.

Mit bangem Herzen beobachtete er, wie sein Vater aus dem Sattel stieg, zur Tür ging und anklopfte.

Endlose Augenblicke lang geschah nichts, dann wurde die Tür einen Spalt weit geöffnet. Fion sah, dass sich in der Dunkelheit dahinter jemand bewegte, aber er war noch zu weit entfernt, um die leise gesprochenen Worte zu verstehen, die sein Vater mit dem alten Heiler wechselte.

»Was geschieht jetzt?«, flüsterte Eanna ihm zu.

»Ich weiß es nicht«, gab Fion ebenso leise zurück, ohne den Blick von seinem Vater abzuwenden. Das Gespräch zwischen den beiden Männern zog sich quälend in die Länge und schürte seine Ungeduld, bis er kaum noch still im Sattel sitzen konnte. Am liebsten wäre er abgesessen und zu seinem Vater gelaufen, doch dieser hatte ihn zuvor eindringlich ermahnt, so lange zu warten, bis er ihm ein Zeichen gab.

»Heilige Mutter Mongruard, gib, dass er uns hilft«, hörte Fion Eanna leise neben sich murmeln. Sie hatte die Augen geschlossen und die Hände gefaltet.

Und als sei ihr Gebet erhört worden, hob sein Vater in diesem Augenblick den Arm und gab ihnen das Zeichen, näher zu kommen.

Fion und Eanna saßen gleichzeitig ab und gingen mit White Lady auf die Hütte zu, deren Tür nun weit geöffnet war. Dort stand ein alter Elf mit aschgrauen Haaren. Er trug ein schlichtes, helles Gewand, das locker bis zum Boden herabfiel. Die Last der Sommer, die er gesehen hatte und die kaum mehr jemand zu ermessen vermochte, hatte ihm den Rücken gebeugt und tiefe Furchen in sein Gesicht gegraben. Doch obwohl er vom Alter gezeichnet war, wirkte er keineswegs gebrechlich. Im Gegenteil. Die Zeichen der Zeit trugen vielmehr dazu bei, die Würde und Weisheit zu unterstreichen, die ihn wie eine unsichtbare Hülle umgab.

»Ehrwürdiger!« Fion verneigte sich und machte dabei mit der Hand jene Geste, mit der die Jugend dem Alter Respekt zollt.



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