Die Gärten von Landrake Hall by Edmondson Elizabeth

Die Gärten von Landrake Hall by Edmondson Elizabeth

Autor:Edmondson, Elizabeth
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Herausgeber: Rowohlt Digitalbuch
veröffentlicht: 2014-11-02T00:00:00+00:00


2

Silvester 1918

Es war ein stürmischer Abend. Hin und wieder zeigte sich eine schmale Mondsichel zwischen den vorbeihastenden Wolken am Himmel. Draußen war es bitterkalt, und die Bauern von Trewithiel kannten das örtliche Wetter und seine Kapriolen gut genug, um zu ahnen, dass es bald schneien würde.

In Friedenszeiten lebten in Trewithiel annähernd dreihundert Seelen, doch der Krieg hatte seinen Tribut gefordert. Jetzt waren nahezu alle verbliebenen Dorfbewohner auf dem Weg zur Kirche, um in der Mitternachtsmette das neue Jahr zu begrüßen. Allerdings füllten sie längst nicht so viele Bänke wie fünf Jahre zuvor, als die Glocken das Schicksalsjahr 1914 eingeläutet hatten, ein Jahr, das im Frieden begann und mit Krieg und Blutvergießen endete. Die glücklicheren unter den Familien warteten darauf, dass ihre Söhne aus dem Kriegsdienst entlassen wurden und nach Hause kommen durften, doch nicht wenige trauerten um die Männer, die nie mehr in das beschauliche kornische Dorf zurückkehren würden.

Trotz alledem waren auch einige junge Männer anwesend – junge Männer in Uniform, die sich schweigend in den hinteren Bänken der alten Kirche niederließen. Sie waren von Landrake Hall heruntergekommen, das während des Krieges in ein Genesungsheim umgewandelt worden war. Viele von ihnen waren bleich, und ihr leerer Blick sprach von einem tiefsitzenden Schock, andere waren so schwer verwundet, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnten und auf Stöcke und Krücken angewiesen waren, und wieder andere hatten den Weg vom Hügel herab im Rollstuhl zurückgelegt, von munteren Krankenschwestern in Mantel und weißem Häubchen über den gefrorenen Boden geschoben.

Im hinteren Teil der Kirche entstand plötzlich ein kleineres Durcheinander, dann öffnete sich das Portal erneut, und inmitten eines Schwalls kalter Luft, der die Seiten der Gebetbücher aufblätterte, trat, hoch aufgerichtet und unverzagt, die verwitwete Lady Landrake in die Kirche. Sie blieb vor einer der hinteren Bänke stehen und machte Fitz ein Zeichen, der die viel zu große Uniform eines Leutnants der Königlichen Marine trug.

«Ich bin heute Abend als einzige Vertreterin der Familie hier. Komm und setz dich zu mir.»

Die Oberschwester, die in ihrer strengen weißen Tracht am anderen Ende der Kirchenbank saß, nickte Fitz zu und erhob sich, um ihn vorbeizulassen. Er reichte der Witwe den Arm und führte sie nach vorn, zur Familienbank der Landrakes. Dann legte er ihr das Kniekissen zurecht und half ihr beim Niederknien, und nach einigen Minuten des stillen Gebets – zu welchem Gott?, fragte er sich – richtete sie sich wieder auf und lehnte sich in der Bank zurück.

Die Kirche wurde von Öllampen und Kerzen erhellt. Der alte Ofen war zwar gut bestückt worden, dennoch war es eisigkalt in der Kirche, und die Dorfbewohner saßen mit steinernen Mienen und roten Wangen zusammengedrängt und in Mäntel und Hüte eingemummt auf ihren Plätzen. Ein Kind begann, im Arm seiner Mutter zu greinen, wurde aber rasch wieder in den Schlaf gewiegt.

Aus dem hinteren Teil der Kirche erklangen noch andere Geräusche: ein Räuspern, Stiefelabsätze auf Steinfliesen, und gleich darauf erwachte die Orgel schnaufend zum Leben. Sieben Jungen und Mädchen, fast schon unnatürlich sauber und adrett in ihren roten Roben mit



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