Die Frauenburg Roman by Marita Spang

Die Frauenburg  Roman by Marita Spang

Autor:Marita Spang [Spang, Marita]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426441206
Herausgeber: Knaur e-books


Kapitel 20

Kurfürstlicher Palast zu Trier,

Ende November 1325, einige Tage später

Mit gerunzelter Stirn las Balduin den Brief des Ägidius von Daun, den ihm Remigius soeben überbracht hatte. Dann warf er ihn mit einer verächtlichen Geste auf den Tisch der Schreibstube.

»Wer weiß, ob es wirklich ein solches Schreiben Ludwigs des Bayern gibt.« Auch sein Ton klang abschätzig.

Remigius zuckte mit den Schultern. »Und wenn es so wäre?«

Balduin schürzte trotzig die Lippen. »Dann lasse ich es darauf ankommen. Wir riskieren ja nichts. Den Streit werden Ägidius und Loretta austragen müssen. Der jämmerliche Greis haftet mir mit seinem Vermögen für einen erfolgreichen Prozess.«

»Wollt Ihr es wirklich so weit kommen lassen? Warum wendet Ihr Euch in dieser Angelegenheit nicht gleich an den König? Sollte die Gräfin tatsächlich zu Unrecht behauptet haben, diesen Brief zu besitzen, erfahrt Ihr es früher und könnt sogar beim König Klage gegen sie führen. Falls sie aber recht hat, erinnert Ludwig an Euren Beistand im Thronstreit mit Friedrich von Habsburg und bittet ihn, Eure Position zu unterstützen.«

Balduin schnaubte unwillig. »Das stellt Ihr Euch leichter vor, als es ist. Auch Johann von Starkenburg kämpfte an Ludwigs Seite gegen den Habsburger. Dies mag sogar der Grund dafür sein, dass er besagtes Schreiben erhielt, so es denn tatsächlich existiert. Aber gibt es diesen Brief nicht, wird Ludwig von mir eine Gegenleistung für seine Hilfe erwarten …«

»Die Ihr ihm nicht gewähren könnt, wenn Ihr Euch nicht mit dem Papst überwerfen wollt«, ergänzte Remigius.

»So ist es, mein kluger Freund«, stimmte Balduin zu. »Schließlich hat der Papst Ludwig sogar exkommuniziert. Der Bayer wiederum versucht, die Absetzung Johannes des XXII. herbeizuführen. Es wäre töricht, sich ohne Not zwischen diese Fronten zu begeben.«

Remigius nickte nachdenklich. »So warten wir vorerst ab, was weiter geschieht.« Er stand auf. »Wann soll ich die Dame zu Euch schicken, die auf Euch wartet?«

Balduin grinste. »Führt sie schon einmal ins Vorzimmer meines Schlafgemachs. Dort soll sie sich bereithalten. Reicht ihr derweil eine Erfrischung, bis ich mich zu ihr geselle.«

Starkenburg,

Ende November 1325, zur selben Zeit

»Also heißt Ihr meinen Plan gut, Oheim?«

Matthias von Starkenburg nickte. Auf Lorettas dringliche Bitte hin war er sofort von Aachen an die Mosel aufgebrochen, um seiner angeheirateten Nichte in der schwierigen Situation um das Kröver Reich beizustehen. Erst vor zwei Stunden war er eingetroffen.

»Wenn die Gerüchte stimmen, von denen Ihr gesprochen habt, wird Heinrich von Schmidtburg sich diesmal nicht mehr von seinem Krankenlager erheben. Was liegt in diesem Fall also näher, als Euch mit Erzbischof Balduin über die delikate Lage zu beraten? Außer Euch weiß ja kaum jemand in der Region, dass Heinrich Balduin zum Erben ernannt hat. Ihr vermutet zu Recht, dass sich Friedrich von Kyrburg das nicht gefallen lassen wird. Also bittet Balduin unter diesem Vorwand auf die Starkenburg und erwähnt das Kröver Reich in Eurem Einladungsschreiben mit keinem Wort.«

Loretta lächelte erleichtert und stand auf. »Dann werde ich den Brief jetzt verfassen und mich hernach in der Kemenate ein wenig ausruhen. Auch Ihr solltet Euch vor dem Nachtmahl noch niederlegen, um Euch von der anstrengenden Reise zu erholen.«

Auf dem Weg in die Schreibstube summte Loretta vor sich hin.



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