Die Frau im Pelzmantel by Martha Grimes

Die Frau im Pelzmantel by Martha Grimes

Autor:Martha Grimes [Grimes, Martha]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783442308149
Herausgeber: Goldmann


21

»Noch vierundzwanzig Stunden, dann müssen wir gegen sie Anklage erheben, Jury.« Chilten war die ganze Sache sichtlich unangenehm. »Was mich überrascht, ist die Tatsache, daß sie sich immer noch keinen Anwalt genommen hat. Behauptet, sie brauchte keinen, sie hätte ja nichts verbrochen. Ganz schön naiv! Aber immerhin halten wir sie schon seit Donnerstag abend hier fest; das läßt sich doch niemand so ohne weiteres gefallen.« »Außer, sie ist extrem clever.«

»Vor allem, nachdem ihr die alte Lady das Alibi entkräftet hat.« »Das mein' ich ja. Kate McBride hat es nicht für sich ins Feld geführt.«

Chilten stieß einen gedehnten Seufzer aus. »Vielleicht haben Sie sich auch geirrt. Kann ja mal passieren.«

Jury lächelte. »Stimmt. Bloß daß es in dem Fall nicht so ist.«

Chilten zuckte die Achseln und begann, geräuschvoll die Schubladen auf- und zuzuziehen.

»Ich werde noch mal mit ihr reden, Ronnie.«

Sie ist verschwunden. Jury hatte es den ganzen Tag mit sich herumgeschleppt. Es ging ihm nie ganz aus dem Kopf, auch nicht in der Wohnung von Nancy Pastis oder in der Galerie Fabricant. Was war mit diesem Kind, Sophie, passiert?

Als die Wachtmeisterin sie in den Raum brachte, stand Jury an dem kleinen Fenster, das auf den dürren Baum und das Fleckchen gefrorenes Gras hinauszeigte, auf dem der Baum stand. Als er sich umwandte, um sie zu begrüßen, überkam ihn plötzlich das Gefühl, als hätte er das alles schon einmal erlebt. Vermutlich lag es daran, daß ihr Treffen am selben Ort stattfand: Fenster, Tisch, Stühle waren genauso wie am Vortag. Oder hatte es mit diesem Dejä-vu-Erlebnis noch etwas anderes auf sich?

Sie sagte hallo, entbot ihm ein erschöpft wirkendes Lächeln und nahm am Tisch Platz.

Jury setzte sich auf denselben Platz wie am Tag zuvor, schließlich gab es nicht gerade viel Auswahl. Er fragte: »Sind Sie dorthin gegangen, um sich mit jemandem zu treffen?«

Ihre Augen weiteten sich überrascht. »Wohin? Was wollen Sie damit sagen? Mit wem sollte ich mich treffen?«

»Mit dem Priester. Charles Noailles.« Er wollte sehen, ob sich in ihrem Gesicht eine Reaktion zeigte, doch es blieb reglos wie die stille Wasseroberfläche auf einem See. »Er hat ein Büro im Palace, um dort zu schreiben.«

Sie sah ihn mit einem Lächeln an, das man vermutlich resigniert nennen konnte. »Sie haben nicht mich gesehen, Superintendent. Sie haben die andere Frau gesehen.«

Jury ignorierte den Einwurf. »Er sagte, er habe Ihren Mann recht gut gekannt, als Sie noch in Paris wohnten. Sie kannte er nicht sehr gut.«

Sie senkte den Kopf und schien eingehend ihre Hände zu betrachten. Eine Weile schwieg sie. »Michael, mein Mann - stimmt, er war mit diesem Priester recht gut befreundet. Ich kannte ihn eigentlich gar nicht. Michael brauchte damals ziemlich viel Zuspruch. Er war todkrank.

Leukämie.«

Für eine Weile herrschte Stille im Raum.

»Das tut mir leid. Erzählen Sie mehr über Ihre Tochter Sophie.«

Mit einem traurigen Blick sah sie ihn an. »Wollen Sie es hören?«

»Ja, natürlich.«

Sie blickte ihn unverwandt an. »Es geschah in Paris. Ich wohnte weiterhin dort, nachdem Michael gestorben war.« »In Saint-Germain-des-Pres.«

Sie nickte. »Es passierte eines Tages im Madeleine-Viertel. Dort ist dieses berühmte Feinkostgeschäft, Fauchon. Eine



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