Die Erzählungen des Rabbi Nachman von Bratzlaw by Buber Martin

Die Erzählungen des Rabbi Nachman von Bratzlaw by Buber Martin

Autor:Buber, Martin [Buber, Martin]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9780285640429
Amazon: 0285640429
Herausgeber: Souvenir
veröffentlicht: 1983-01-01T23:00:00+00:00


Der Mann des Gebets machte sich auf seinen Weg. Da sah er Menschen ziehen, die zu Gott, Er sei gepriesen, beteten und Gebetbücher mit sich trugen. Er erschrak vor ihnen, und auch sie erschraken vor ihm. Er hielt inne und stellte sich zum Beten, und auch sie begannen zu beten. Danach fragte er sie: »Wer seid ihr?« Sie antworteten: »Damals, als der Sturmwind wütete, spaltete sich die Welt in viele Parteien. Die einen suchten sich dieses, die anderen jenes Ziel aus. Wir haben damals entschieden, daß es das Wichtigste sei, sich stets mit dem Gebet zum Namen, Er sei gepriesen, zu beschäftigen. Wir suchten und fanden einen Mann des Gebets, den wir zum König machten.«

Als der Mann des Gebets dieses hörte, gefiel es ihm sehr, denn das war, was er suchte. Er begann mit ihnen zu reden und enthüllte ihnen seine Art zu beten, seine Bücher und seine Gebete. Als sie seine Worte hörten, gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten seine Größe. Sie machten ihn sogleich zu ihrem König – ihr König trat ihm die Herrschaft ab, denn sie erkannten, daß er ein sehr großer Mann war. Der Mann des Gebets lernte mit ihnen, öffnete ihnen die Augen und zeigte ihnen, wie sie zum Namen, Er sei gepriesen, beten sollten, und machte sie zu großen und vollkommenen Zaddikim. Schon zuvor waren sie Zaddikim gewesen, denn sie hatten sich allein mit dem Gebet beschäftigt, doch der Mann des Gebets öffnete ihnen die Augen, so daß sie zu wahrhaft großen Zaddikim wurden. Der Mann des Gebets sandte einen Brief an den Helden und teilte ihm mit, daß es ihm vergönnt worden sei, Menschen zu finden, wie er sie gesucht, und daß er ihr König geworden sei.

Das Land der Reichen gab sich weiter mit seinen Kulten und Riten ab. Die Zeit, die ihnen der Held zugestanden hatte, neigte sich dem Ende zu. Sie ängstigten sich, verrichteten ihren Kult, brachten Opfer dar, räucherten mit Weihrauch und richteten Gebete an ihre Götter. Sie fingen ein »kleines Tier«, also einen Menschen mit wenig Geld, und brachten ihn ihren Göttern zum Opfer.

Für sie stand es unverrückbar fest, dem ersten Rat, der ihnen gegeben worden war, zu folgen und um Hilfe nach jenem Land auszusenden, in dem jedermann Gott war. Bei so

unermeßlichem Reichtum würde man ihnen gewiß helfen. Also entsandten sie Boten in jenes Land. Unterwegs gingen die Boten in die Irre. Sie erblickten jemanden, der mit einem Stock unterwegs war, wertvoller als all ihre Gottheiten, d. h. sein Stock war mit den allerkostbarsten Edelsteinen besetzt und wertvoller als der Reichtum ihrer Götter! Nähme man ihre Reichtümer und auch die des Landes, zu dem sie zogen, zusammen – dieser Stock wäre immer noch wertvoller. Zudem trug dieser Mensch einen Hut, der mit Diamanten besetzt und ebenfalls unvorstellbar wertvoll war. Als die Boten diesen Menschen sahen, warfen sie sich sogleich untertänigst vor ihm nieder – nach ihrer törichten Meinung mußte dieser Mensch Gott über allen Göttern sein, hatte er doch solch ungeheuren Reichtum! Der Mensch sagte ihnen: »Ihr seid überrascht?

Kommt mit mir, und ich zeige euch, was Reichtum ist.



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