Die erste Menschheit lebt (German Edition) by Seibel Klaus

Autor:Seibel, Klaus [Seibel, Klaus]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Seibel digital
veröffentlicht: 2014-10-15T22:00:00+00:00

Der Aufenthaltsraum im Hauptquartier der Parkaufsicht war angenehm klimatisiert. Sie durften sich am Kühlschrank bedienen, und Anne trank die erste Halbliterflasche Mineralwasser in einem Zug aus. Nach der Hitze draußen und der ganzen Anspannung fühlte sie sich wie ausgedörrt.

Jetzt saß sie in einem Sessel, die zweite Flasche in der einen und einen Plastikbecher in der anderen Hand, und es ging ihr etwas besser. Bisher hatten sie keine Gelegenheit für ein ungestörtes Wort gehabt. Die Männer, die sie in ihrem Jeep hierhin gebracht hatten, hatten ununterbrochen geredet oder gefunkt. Und gleich würde ihr Chef kommen.

Yra stand neben Anne, die Hand locker auf ihre Schulter gelegt.

„Gratuliere“, sagte sie. „Ich kenne keinen Lantis, der gewagt hätte, was du getan hast.

Anne sah überrascht auf. „Ich dachte, ihr Lantis macht das so.“

Yra lachte. „Das mache nur ich so.“

Die Bedeutung dieser Worte sickerte nur langsam in Annes Bewusstsein, aber dann umso heftiger.

„Du hast mich auf ein Himmelfahrtskommando mitgenommen? Zu etwas, das selbst erfahrenen Lantis zu gefährlich ist?“

„Himmelfahrtskommando - nein. Erfahrenen Lantis zu gefährlich - ja. Vor allem, weil ...“

Anne sprang auf und sah Yra zornig an. „Ich hätte sterben können! Zerfleischt werden von einer Bestie.“

Yra hielt ihrem Blick stand.

„Ich wusste, dass es funktioniert“, sagte sie ruhig. „Du kannst es. Und was hättest du sonst tun wollen? Tote hätte es in jedem Fall gegeben.“

„Darf ich euren kleinen Disput unterbrechen?“, fragte Walter. Er deutete auf den Flachbildschirm an der Wand.

BREAKING NEWS AUS LANTIKA lief es in fetten roten Buchstaben am unteren Bildschirmrand entlang. ANNE WINKLER BÄNDIGT WILDGEWORDENE SAURIER.

Er ging zum Gerät und schaltete den Ton ein. Die Kommentatorin beschrieb in eindrücklichen Worten die Situation - was eigentlich überflüssig war, denn die mitgelieferten Bilder lieferten Dramatik pur. Es war ein Touristenausflug gewesen, was bedeutete, dass jeder der zwei- bis dreihundert Gäste in den Bussen mit einer Kamera bewaffnet gewesen war. Es gab tausende Fotos und Videos, ein Freudenfest für die Medien, die das Material jetzt nach allen Regeln der Kunst ausschlachteten.

Vom Ausbruch der Saurier bis zum Angriff auf den Bus wurde keine Sekunde ausgelassen. Ein Tourist hatte sogar durch eine zerschlagene Scheibe in das Maul eines T-Rex fotografiert.

„Da können sich die Horrorfilmer eine Scheibe von abschneiden“, sagte Walter.

Dann kamen Szenen, wie die beiden Frauen sich den Sauriern näherten. Der Schwerpunkt wurde auf Anne gelegt, die man schnell identifiziert hatte.

„Mach den Ton weg“, sagte Anne, als die Kommentatorin ihren Einsatz überschwänglich hervorhob.

Walter ignorierte sie lächelnd. „Deinen weltweiten Heldenstatus wirst du nie wieder los. Wie cool du den Kopf des T-Rex zur Seite schiebst ... Das hätte eine Göttin nicht besser machen können. Und dann deine Haare, die im heißen Atem der Bestie wehen ...“

„Halt den Mund!“ Anne schüttete einen Becher Wasser in Walters Richtung. „Ich bin keine Göttin, ich bin eine Frau, die hereingelegt wurde.“

Walter wich lachend aus. „Die Menschen werden dir Opfer bringen.“

Jetzt warf Anne den Plastikbecher nach Walter.

Unterdessen lief der Beitrag im Fernsehen weiter. „Dr. Anne Winkler war wieder zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hat Unglaubliches geleistet, um anderen zu helfen. Wie sie das geschafft hat, ist ein Rätsel.

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