Die Erbin, die Sünde, der Schwur (German Edition) by Egon F. Freiheit

Die Erbin, die Sünde, der Schwur (German Edition) by Egon F. Freiheit

Autor:Egon F. Freiheit [Freiheit, Egon F.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-19T00:00:00+00:00


39. Beim Bad mit Lavendel: Besuch in der Nacht

Die Bergtour hatte an Kathis Kräften gezerrt, Erschöpfung beherrschte ihren Körper. Im Laufe des Abends spürte sie, dass sie ihren Beinen viel zu viel zugemutet hatte. Ihre Knöchel waren inzwischen dick angeschwollen, an beiden Füßen quollen Blasen. Sie beschloss, ein heißes Bad zu nehmen.

In Stefanies kleiner Wohnung auf der Gartenseite der Villa, die Kathi bezogen hatte, ließ sie Wasser einlaufen und fügte Badesalz und Öl aus Lavendelblüten hinzu.

Die Wanne war groß und bequem. Hier würde sie wieder zu Kräften kommen und vielleicht sogar einen Muskelkater verhindern.

Sie schnappte sich einen Kriminalroman aus dem Wandregal und machte es sich im warmen Badewasser gemütlich.

Kathi genoss die Entspannung.

***

Die Dunkelheit hatte die Berge verhüllt, als Rottmayer die Villa erreichte. Er sah den Lichtschein im ersten Stock und folgerte, dass Stefanie in der Eile ihres Aufbruchs vergessen hatte, die Lampen auszuschalten. Er betrat das Haus durch einen Seiteneingang.

Licht macht neugierig, insbesondere bei schlechtem Gewissen. Rottmayer ließ die großen Leuchter ausgeschaltet, kein Nachbar sollte misstrauisch werden. Er knipste lediglich eine kleine Taschenlampe an seinem Schlüsselbund an und tastete sich bis zum Arbeitszimmer des alten Waldenberg vor. Erst dort schaltete der Eindringling die Lampe auf dem Schreibtisch ein.

***

Kathi tauchte ihren ganzen Körper in das Entspannungsbad. Das warme Wasser tat Körper und Seele gut. Sie ließ sich forttragen von dem Gefühl des Wohlbehagens – und stutzte: Eine Tür klappte zu, ein Schnapper fiel ins Schloss. Aus dem vorderen Haupthaus waren Schritte zu hören. Leise zwar, aber unverkennbar.

Sie stieg behutsam aus der Wanne und trocknete sich ab. Wer immer leise durch das Haus schlich: Er gehörte sicherlich nicht hierher.

Sie schnürte sich einen hellblauen, flauschigen Bademantel eng um die Taille und glitt leise aus dem Badezimmer.

Die Schritte stockten. Hatte man sie etwa gehört?

Ein scharrendes Geräusch drang aus der Bibliothek zu ihr nach oben, dann ein metallisches Klicken.

Der Safe! – schoss es ihr durch den Kopf. Der ist doch in der Bibliothek verborgen. Und im Safe liegen wichtige Dokumente, hat Frau Zupfert gesagt. Wahrscheinlich lagert dort auch Geld.

Die Bibliothek, der Safe – Kathi war überzeugt: Da sind Einbrecher am Werk. Sie wollen die Villa ausrauben.

Im Haus herrschte plötzlich wieder absolute Ruhe. Kein Schritt, kein Scharren, kein Lichtschimmer.

Doch da! Da waren sie wieder, diese Schritte.

Sie tastete sich zum Flur. Neben der Badezimmertür standen Tennis- und Golfschläger in einem großen kupferfarbenen Behälter. Aus Golf und Tennis hatte sich Kathi nie etwas gemacht. Sie surfte lieber, schwamm oder fuhr eine Runde Kajak. Doch eines dieser Sportgeräte wäre jetzt vielleicht angebracht. Kathi überlegte: Wenn ich den Tennisschläger als Schlagwaffe nehme, könnte ich ihn wie eine vergrößerte Handkante einsetzen und zusätzlich Schläge oder Messerattacken eines Angreifers abwehren.

Sie umspannte das Sportgerät mit der rechten Hand und tastete sich weiter zur Treppe nach unten.

Nach der Hälfte der Stufen verharrte sie. Aus der Bibliothek war jetzt deutlich ein Lichtschimmer zu erkennen und gleichzeitig hörte sie das Geräusch von raschelndem Papier; von Akten oder Büchern, die unsanft auf dem Parkettfußboden landeten.

Der Schläger war schwer und lag gut in ihrer Hand. Eine bessere Waffe hätte sie nicht finden können.



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