Die Erben der Kakaohändlerin by Christa Canetta

Die Erben der Kakaohändlerin by Christa Canetta

Autor:Christa Canetta [Canetta, Christa]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik, Historische Romane
ISBN: 9783784432755
Herausgeber: Langen-Müller
veröffentlicht: 2014-12-10T00:00:00+00:00


19

Francesco war froh, Victoria Merlinius wieder in Hamburg zu wissen. Sie hatte ihre Mutter zu einer Kur in Bad Kissingen begleitet und ihm eine kurze Nachricht von ihrer Rückkehr geschickt. Sie ist die einzige Bekannte in dieser großen Stadt, mit der ich auch einmal über persönliche Angelegenheiten sprechen kann, dachte er, sie wird mich sicher bald einmal in der Buchhandlung besuchen. In die Bahnhofshalle wird sie kaum kommen, dort können wir nicht einmal zusammensitzen, weil ich nur den einen Stuhl dort aufstellen kann und weil der Betrieb rundherum in der Halle zu laut und zu hektisch für Gespräche ist.

Also richtete Francesco die Buchhandlung in der Poststraße so her, dass es eine kleine gemütliche Sitzecke gab, in der sie Platz nehmen konnten, wenn Victoria kommen sollte und wo er den Buchladen trotzdem im Blick halten konnte. Er legte die neuesten Buchausgaben in das Schaufenster, stellte eine Vase voller Frühlingsblumen daneben und hoffte, dass Victoria käme, bevor die Tulpen verblüht wären. Und Victoria erfüllte ihm seinen heimlichen Wunsch. Gleich am Tag nach ihrer Rückkehr besuchte sie Francesco in der Alten Poststraße. Und sie kam allein.

Lachend betrat sie den Laden und erklärte: »Ich habe Miss Brendal zur Handelsakademie geschickt.«

Francesco, der sie mit großer Freude begrüßte, fragte erstaunt: »Seit wann lernt die Miss denn an der Handelsakademie? Ich wusste gar nicht, dass es so eine Akademie in Hamburg gibt.«

»Ach, die ist schon uralt. Sie wurde 1768 gegründet und ist eine über die Grenzen der Stadt hinaus bekannte Privatschule.«

»Und was lernt man dort?«

»Da werden spezielle kaufmännische Fertigkeiten gelehrt, aber auch fremde Sprachen, Geografie und Geschichte. Und die Schüler werden nicht nur theoretisch unterrichtet, sondern auch in der Praxis. Alexander von Humboldt hat diese Schule besucht.«

»Von so einer Akademie habe ich noch nie gehört.«

»Ja, die Hamburger sind vorsichtig mit der Bekanntmachung. Sie befürchten, zu viele ausländische Interessenten könnten kommen, um dort zu lernen und um dann den Hamburgern die Geschäfte zu verderben.«

»Und nun studiert Miss Bertrand dort?«

»Nein, nein«, lachte Victoria, »sie studiert dort nicht, sie soll nur Informationsmaterial für mich besorgen.«

»Informationsmaterial für dich?«

»Ja, ich habe mich entschlossen, eine Fortbildung zu machen, ich weiß nur noch nicht, was dort für uns Frauen angeboten wird.«

»Und ich dachte, du ...«, er stotterte und wurde rot.

Victoria sah ihn lächelnd an. »Was dachtest du, mein lieber Francesco?« Es war das erste Mal, dass sie ihn mit dem Vornamen ansprach, und er wurde noch verwirrter.

»Ich dachte, du würdest heiraten und eine Mutter werden.«

»Ach«, lächelte Victoria, »das habe ich außerdem vor. Das eine schließt das endere doch nicht aus.«

»Aber so ein Studium ist eine anstrengende Sache, die eine hohe Konzentration verlangt.«

»Ich werde der Reihe nach vorgehen«, lachte Victoria. »Erst das Lernen und dann das Vergnügen.«

»Aber warum willst du so ein schweres Studium auf dich nehmen?«

»Ich werde eines Tages die Geschäfte meines Vaters übernehmen.«

»Was?«

»Ja, das liegt doch auf der Hand. Mein Bruder will unbedingt Arzt werden und er will nichts mit der Reederei zu tun haben. Also bin ich an der Reihe.«

»Aber eine Frau als Reederin, verzeih mir, geht das denn überhaupt?«

»Warum nicht? Ich



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