Die Chroniken von Deverry 06 - Zeit der Omen by Katherine Kerr

Die Chroniken von Deverry 06 - Zeit der Omen by Katherine Kerr

Autor:Katherine Kerr [Kerr, Katherine]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-06-26T00:00:00+00:00


In Südpyrdon sproß bereits der Winterweizen. Fedriges Grün überzog die Felder am Fluß, auf den Dallandra stieß, als sie in der Welt der Menschen erschien. Aus der Stellung der Sonne und ihrer geringen Kenntnis des Landes schloß sie, daß der Fluß nach Nord­osten in die Hügel führte. Sie hatte sich auf ihre Reise gut vorbereitet. Sie trug deverrianische Kleidung, hatte ein gutes Pferd und alles an Ausrüstung dabei, was sie gebrauchen konnte – alles von Evandars Leuten gestohlen, ein wenig in dieser, ein wenig in jener Stadt. Das einzige, was ihr Gewissen beruhigte, war Evandars Versprechen, sie würden alles zurückgeben, wenn sie erst fertig war. Auf Dallandras Vorschlag hatten sie sie ausgerüstet, als wäre sie Jill, das einzige Vorbild für eine Frau allein auf deverrianischen Straßen, das ihr eingefallen war.

Also führte sie ein Maultier, das mit Kräutern und Arzneien beladen war, und ritt nun an ordentlichen Bauernhöfen vorbei, auf denen Espen und Pappeln die ersten grünen Knospen zeigten. Hinter den Erdmauern kaute abgemagertes weißes Vieh mit rostbraunen Ohren säuerliches Heu und sehnte sich nach fetten Weiden. In einer trägen Biegung des Flusses fand sie eine kleine Stadt. Etwa fünfzig runde Holzhäuser standen um einen offenen Platz, auf dem eine Gruppe von Frauen in langen blauen Kleidern am Steinbrunnen stand und klatschte. Bevor sie Dallandra bemerkten, war sie bereits abgestiegen und fragte sich bange, ob Evandars Zauber von menschlichen Augen wirklich nicht zu durchschauen war. Wenn sie ihre eigenen Hände oder ihr Spiegelbild im Wasser betrachtete, sah sie ihre übliche elfische Gestalt; Evandar hatte ihr aber versichert, daß andere eine weißhaarige Menschenfrau sehen würden und nichts weiter.

Schließlich nahm sie ihren Mut zusammen und ging zu den Frauen.

»Guten Morgen«, sagte sie. »Gibt es in dieser Stadt eine Schenke?«

»Ja, gute Frau, direkt da drüben.« Eine junge Frau lächelte sie an. »Ich möchte ja nicht unhöflich sein, aber wie ergeht es Euch, wenn Ihr in Eurem Alter noch umherreist?«

»Ach, ich bin ein altes Huhn und zu zäh für die Suppe.«

Die Frauen lachten alle freundlich und nickten einander zu, als wünschten sie sich selbst ein langes Leben. Dallandra war nun erheblich ruhiger, was ihre Verkleidung anging, und führte ihre Tiere über den Platz zur Schenke. In einem schlammigen Hof daneben band sie Pferd und Maultier an und betrat dann den Schankraum. Hier fand sie nur den Wirt selbst, einen jungen, dunkelhaarigen Burschen mit einer großen Leinenschürze, die er über Hemd und Brigga gebunden hatte.

»Guten Morgen, gute Kräuterfrau«, sagte er. »Soll ich Euch einen Krug bringen?«

»Dunkles, und zapft Euch selbst eins und setzt Euch dazu.«

Sie trugen ihr Bier zu einem Tisch am offenen Fenster und setzten sich in die bleiche Nachmittagssonne.

»Ich dachte daran, in die Hügel hinaufzureiten, um frische Kräuter zu sammeln«, sagte Dallandra. »Aber ein Hausierer, dem ich auf der Straße begegnet bin, warnte mich vor einer Blutfehde.«

»Ach ja?« Der Wirt trank einen Schluck Bier und dachte nach. »Nun, vor etwa zwei Wochen kam hier ein Kaufmann mit frisch geschorener Wolle für den hiesigen Weber durch. Er kam aus den Hügeln östlich von hier, und er war ziemlich beunruhigt über eine Fehde auf dem Land seines Lords.



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